»Ich habe mich immer eingemischt«

© Nationaal Archief

Ausstellung zum Leben und Werk von Stefan Heym

06.09. - 06.10.2024 | Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21,  18057 Rostock

Öffnungszeiten: Mo. bis So., 10:00 Uhr - 22:00 Uhr

Stefan Heym - Rigoros, Sozialist, Antifaschist, Schriftsteller und am Puls der Zeit

Im Leben und literarischen Werk Stefan Heyms spiegeln sich die Widersprüche des Jahrhunderts mit all ihren Tragödien, Hoffnungen und Illusionen wider. Heyms umfangreiches und vielgestaltiges, in mehr als 30 Sprachen übersetztes Werk umfasst Romane, Novellen, Essays, Erzählungen, Gedichte, journalistische Texte, Reden, Beiträge zum Zeitgeschehen und Märchen. Zeitlebens haben ihn Themenfelder wie Antifaschismus, Demokratie und Sozialismus, die Geschichte der Arbeiterbewegung sowie gesellschaftliche Einflussmöglichkeiten von Schriftsteller*innen in einer sich medial rasch wandelnden Welt vorrangig interessiert.

Er selbst verstand sich als Erzähler und Publizist, ein «rigoroser Wahrheitsvermesser», der auf die impulsgebende Kraft des Wortes setzte, um die Wirklichkeit transparenter zu machen. Mit seiner scharfzüngigen Publizistik hat er die jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen Diskurse begleitet und sich kontinuierlich eingemischt, zuweilen unter dem Motto, dass es notwendig ist, «zu rufen, auch wenn es scheint, als ob nichts als Wüste um einen herum ist». Dem wiederholt geäußerten Vorwurf, seine Bücher seien zu oft mit reportagehaften Elementen versehen und im Grunde lediglich epische Umsetzungen aktueller Themen, begegnete er mit eher amerikanischer Lässigkeit:

»Alltagsliteratur ist unter den Gattungen der Literatur ungefähr das, was die Infanterie unter den Waffengattungen ist: Ohne Infanterie ist es aber unmöglich, einen Krieg zu gewinnen.«

Stefan Heym (* 10. April 1913 in Chemnitz als Helmut Flieg; † 16. Dezember 2001 in Israel) gilt als einer der wichtigsten deutschen Literaten.

Mit Dr. Therese Hörnigk als Kuratorin der Ausstellung konnte eine der renommiertesten Kennerinnen seines Lebens und seines Werks gewonnen werden.

Die Ausstellung geht nicht nur auf das vielfältige literarische Werk des Autors von historischen und zeitkritischen Romanen über Gedichte, Erzählungen, Reden und Essays bis hin zu Märchen ein. Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Therese Hörnigk verortet Stefan Heyms Biografie in einem Ausstellungskonzept, das auf 28 Schautafeln zeigt, wie sich der Künstler als kritischer Sozialist durch alle historischen Wenden hindurch treu geblieben ist und sich in die gesellschaftlichen Gegebenheiten eingemischt hat.

Im Rahmen der Ausstellungsbegleitung laden wir am Sonntag, dem 15.9. zum Konzert »HEYM. Vom Aufstoßen der Fenster« mit Robert Stadlober, Klara Deutschmann und Daniel Moheit ein.

Das Literaturhaus Rostock und die Rosa-Luxemburg-Stiftung zeigt die Ausstellung in Kooperation mit der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft.


Austellungen im Peter-Weiss-Haus

Der Mythos ETERNAUTA (28.08. - 09.10.2016)

El Eternauta im Flur des PWH



Eröffnung mit Anna Kemper (Kuratorin, l.), Johann Ulrich (avant-verlag, r.) und Ulrika Rinke (Literaturhaus Rostock, m.)
Gästebucheinträge

Über 450 reguläre Besucherinnen und Besucher zog die Ausstellung „Der Mythos ETERNAUTA“ ins Peter-Weiss-Haus. Vom 28.08. bis zum 09.10.2016 war die Ausstellung in Rostock zu sehen.

Auch für das Begleitprogramm mit Eröffnungsdiskussion, Führungen, Film, Vorträgen und Comic-Workshop &-Lesung gab es großen Zulauf. Außerhalb der Öffnungszeiten haben Schulklassen mit pädagogischer Begleitung die Ausstellung besucht.

Die groß angelegte Ausstellung, konzipiert vom Literaturhaus Stuttgart und der Journalistin Anna Kemper mit Unterstützung der Bundeskulturstiftung, stellt seit Januar 2016 einem deutschspra­chi­gen Publikum einen Meilenstein der Comicgeschichte vor. Zugleich erzählt sie vom  Schicksal des Autors Héctor Germán Oester­held und seiner Familie unter der argentinischen Militärdiktatur.

Inhalt/Geschichte: 1957 schrieb Héctor Germán Oesterheld die Science-Fiction-Serie „Eternauta“. Darin erobern Außerirdische die Erde und ermorden oder entführen immer mehr Menschen, bis sich der Held Juan Salvo unter dem Namen „Eternauta“ in den Widerstand begibt. Die Suche nach seiner verschwundenen Familie treibt ihn an.

Auf geradezu unheimliche Weise nahm Oesterheld mit dieser fiktiven Invasion sein eigenes Schicksal und das seines Landes vorweg: Während der argentinischen Militärdiktatur wurden in den 1970er Jahren über 30.000 Argentinier ermordet oder ohne jede Spur verschleppt. Zu den Opfern gehören auch Oesterheld und seine Töchter. Für die Mehrzahl der Argentinier ist der ETERNAUTA seitdem ein Symbol: für den Widerstand gegen die Diktatur und die endlose Suche nach ihren verschwundenen Angehörigen.

Die Geschichte des Autors und seiner Familie recherchierte die Journalistin Anna Kemper für das ZEITmagazin. Der im Januar 2015 erschienene Artikel gab den Anstoß zur Übersetzung des Comic-Klassikers ins Deutsche (avant-verlag) und zu einer begleitenden Ausstellung, die die Familiengeschichte und die politischen Hintergründe mit dem Science-Fiction-Comic engführt.

Begleitprogramm in Rostock:

So., 28.08., 18 Uhr: Eröffnung mit Anna Kemper (Kuratorin) und Johann Ulrich (Verleger)
Do., 01.09., 19 Uhr: Argentinien aktuell (Vortrag)
Do., 08.09., 19 Uhr: Was ist eigentlich Populismus? (Vortrag)
Do., 15.09., 19 Uhr: Argentinien - Ein politischer Reisebericht
Do., 22.09., 19 Uhr: „Das Mädchen – Was geschah mit Elisabeth K.?“ (Filmvorführung und Gespräch mit Jan Müller, Politologe an der Universität Rostock)
So., 09.10., 18 Uhr: mawil, „Kinderland“ (Graphic-Novel-Lesung; zuvor Comic-Workshop)

Der Verein Soziale Bildung e.V. bot zudem kostenfrei 10 Ausstellungs­begleitungen für Schulklassen und Jugendgruppen an, das Literaturhaus organisierte mehrere kostenfreie Führungen während der regulären Öffnungszeiten.

Ausstellung und Begleitprogramm waren ein Gemeinschaftsprojekt von Peter-Weiss-Haus e.V., Soziale Bildung e.V., der Buchhandlung Sequential Art und des Literaturhauses Rostock in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung M-V und der Heinrich-Böll-Stitung M-V.