VON WEGEN SCHREIBEN: Texte aus dem Literaturhaus Rostock
Der Titel unserer Sammlung spielt mit schreiberischen Varianten, den »Wegen des Schreibens«, sowie mit der schönen, sog. Kausalpräposition in »wegen des Schreibens«. Der spielerische Umgang im und mit dem Schreiben ist für die AutorInnen dieses Bandes nicht mit dem Verfassen von Belanglosigkeiten zu verwechseln. Eher ist bei diesem Spiel an Friedrich Schiller zu denken: »Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt«, heißt es in der Schrift Über die ästhetischen Erziehung des Menschen (1795). Die Geschichten, Gedichte und Texte der vorliegenden Anthologie stammen von Autorinnen und Autoren, deren Wege alle 14 Tage ins Literaturhaus Rostock führen. Dort trifft man sich für gut zwei Stunden in Gruppen, findet gemeinsam Schreibthemen und erörtert im freundschaftlichkritischen Gespräch Vorzüge, aber auch Mängel der selbst geschriebenen Texte.
Im vergangen Jahr haben einige der Schreibkurse anlässlich des 50. Gründungsjubiläums die französische Autorengruppe Oulipo (ein Akronym auf L’ Ouvroir de Littérature Potentielle (franz.: Werkstatt für Potenzielle Literatur) geehrt, indem ihrem Beispiel gefolgt und Texte geschrieben wurden, die bestimmten sprachlichen Einschränkung unterlagen (Näheres dazu im Kapitel Wegweiser Sprache). Beim Schreiben auch dieser sprach-spielerischen Texte vermittelte sich ein Gefühl dafür, was Schiller mit seiner Bemerkung meinte, der Mensch sei »nur da ganz Mensch, wo er spielt«.
Wolfgang Gabler
Pastow, im August 2011