Neubrandenburg: Tobias Reußwig mit Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2020 ausgezeichnet

Lesungen und Preisverleihung am 23.10.2020 im Latücht in Neubrandenburg (Foto: © Virginie Vökler)

Greifswalder Autor überzeugt Jury mit „lyrischem Meisterwerk“ Hauptpreis und drei Publikumspreise am 23.10.2020 in Neubrandenburg vergeben

Für seinen Gedichtzyklus „Der Körper lügt“ wird der gebürtige Hagener und Wahl-Greifswalder Tobias Reußwig mit dem diesjährigen Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. „Der Erfahrungsraum, der hier beschrieben wird, ist so reichhaltig an philosophischen, naturwissenschaftlichen, kulturellen, religiösen und historischen Bezügen, dass er bei mehrfachem Lesen immer wieder Neues, Erstaunliches entdecken lässt“, so die Jury in ihrer Begründung. Der Preis ist mit 3.000,- € dotiert und mit einem einmonatigen Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lukas (Ahrenshoop) im Jahr 2021 verbunden. Auch eine Lesereise durch verschiedene literarische Institutionen des Landes im Jahr 2021 wird von den Organisatoren angestrebt.

Reußwig ist einer von sechs Finalist:innen, die von einer Fachjury auf Basis anonymisierter Einsendungen ausgewählt wurden. In Neubrandenburg lasen am Abend des 23.10. neben Tobias Reußwig die bei Schwerin lebende Autorin Anke Bastrop und die an der mecklenburgischen Seenplatte lebende Musikerin und Autorin Louise Gold Auszüge aus längeren Texten. Die in Mecklenburg aufgewachsene, inzwischen in Sachsen lebende Autorin und Künstlerin Nina Pohl stellte ebenfalls Lyrik vor, die in Greifswald lebende Poetry-Slammerin und Autorin Theresa Steigleder und der in Rostock aufgewachsene, inzwischen in Hamburg lebende Dramatiker Peter Thiers traten mit Kurzprosa an.

Die Auswahl der Finalist*innen war für die Jury nicht nur aufgrund der Anonymisierung eine Herausforderung, sondern auch aufgrund der Qualität vieler eingereichter Texte:

„Wir sind vom hohen Niveau vieler Einsendungen beeindruckt. Überzeugt haben uns vor allem Texte, die mutig anders sind und das konventionelle Erzählen verlassen. Die ausgewählten Beiträge haben uns überrascht und teils auch irritiert, manchmal auch eine andere Art von Einfachheit erschaffen und natürlich: den hohen Norden in Worte übertragen. Es hat Spaß gemacht, immer wieder Neues zu begreifen und sich manchmal auch das Herz erwärmen zu lassen“, so die Jury zu ihrer Arbeit und Auswahl.

Die Jurykonstellation selbst war wie in jedem Jahr neu: Zum zweiten Mal vertreten waren die NDR-Kulturredakteurin Anke Jahns (Jurymitglied 2017) und der gebürtige Stralsunder Lyriker und Prosaautor Thomas Kunst (Jurymitglied 2018), zum ersten Mal in der Jury die aus Mecklenburg stammende Rowohlt-Lektorin Diana Stübs. Anke Jahns und Diana Stübs nahmen aufgrund der aktuellen Entwicklungen um die Corona-Pandemie nicht an der Veranstaltung vor Ort teil, würdigten aber die Texte aller Finalist:innen schriftlich (Thomas Kunst las die Laudationes von Diana Stübs) bzw. durch zuvor eingesandte Videobeiträge, die auch online zu verfolgen waren.

Die Veranstaltung zum Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern wurde 2020 – nicht zuletzt aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten einer öffentlichen Veranstaltung unter den gegenwärtigen Bedingungen – im Livestream verfügbar gemacht. Neben den gut 30 Anwesenden im Saal, die auf Abstand achteten und außer am Sitzplatz stets Masken trugen, verfolgte ein Publikum im dreistelligen Bereich die Lesungen und Preisverleihung virtuell, über vierhundert Zuschauer:innen stimmten für die Publikumspreise online ab.

Mit den drei Publikumspreisen (dotiert mit 1.000, 500 und 300 Euro) wurden Peter Thiers (1. Publikumspreis für seinen Text „Oasen der Rechtwinkligkeit“), Theresa Steigleder (2. Publikumspreis für Kurzprosatexte, u.a. „Regenrinne“) und erneut Tobias Reußwig (3. Publikumspreis für „Der Körper lügt“) ausgezeichnet. Die Wettbewerbstexte aller sechs Finalist:innen werden im Frühjahr 2021 in einer Anthologie im Hinstorff Verlag (Rostock) erscheinen.

Alle drei Preisträger:innen hatten zuvor bereits mehrfach am Poetencamp M-V teilgenommen, einem Schreibseminar für junge Autor*innen, das vom Literaturhaus Rostock organisiert wird und zum Nachwuchskünstlerförderprogramm des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes M-V gehört.

Die Preisverleihung kann außerdem hier online angesehen werden.

Die Institutionen hinter dem Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern:

Die vier organisierenden Institutionen des Literaturpreises Mecklenburg-Vorpommern sind das Literaturzentrum Vorpommern im Koeppenhaus (Greifswald), das Künstlerhaus Lukas (Ahrenshoop), das Literaturhaus Rostock und der LiteraturRat Mecklenburg-Vorpommern e. V. Eine Anthologie mit den Texten aller Finalist:innen erscheint seit 2019 im traditionsreichen Hinstorff Verlag (Rostock).

Der Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern wird ermöglicht durch die Förderung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie durch einen privaten Sponsor. Die Organisatoren des Preises bedanken sich an dieser Stelle für die Unterstützung der Literatur in und aus Mecklenburg-Vorpommern.