Preis der LiteraTour Nord 2023/2024 geht an Deniz Utlu

© Reiner Mnich

Der Schriftsteller Deniz Utlu erhält den von der VGH Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord.

Der Schriftsteller Deniz Utlu erhält den von der VGH Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord. Mit dieser Entscheidung würdigen Jury und Stifterin den Autor für sein bisheriges Werk, insbesondere für seinen zuletzt erschienenen Roman Vaters Meer (Suhrkamp Verlag, 2023).

In der Jury-Begründung heißt es, Deniz Utlu würde nicht nur die Grenzen der Kommunikation, sondern auch die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen mit literarischen Mitteln meisterhaft erfassen. Zwischen Imagination und Realität fein ausbalancierend und mit einem Höchstmaß an sprachlichem Einfühlungsvermögen frage der Roman nicht nach dem verbürgten Wahrheitsgehalt einer Lebensgeschichte, sondern nach der Wahrhaftigkeit der erzählten Erinnerung als möglicher Vergangenheit.

Deniz Utlu wird den Preis am Donnerstag, 11. April 2024, in Hannover von Friedrich v. Lenthe, dem Vorsitzenden des Vorstandes der VGH Stiftung, entgegennehmen. Die für das Publikum geöffnete Preisverleihung findet in den Räumen der VGH Versicherungen, Warmbüchenkamp 8, statt. Beginn ist 19.30 Uhr. Die Laudatio hält der Kritiker, Autor und Chef des Ressorts Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Andreas Platthaus. Deniz Utlu wird aus einem selbst gewählten, eigenen Text lesen. Im Anschluss laden die VGH Versicherungen zum Empfang ein.

In Rostock las Deniz Utlu am 31.10.2023 im Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus) aus seinem Roman »Vaters Meer«.

Deniz Utlu, geb. 1983 in Hannover, veröffentlichte 2014 seinen Debütroman Die Ungehaltenen, der 2015 für die Bühne adaptiert wurde. 2019 erschien sein zweiter Roman Gegen Morgen. Darüber hinaus hat er Theaterstücke, Lyrik und Essays verfasst (u. a. für FAZ, SZ, Tagesspiegel).

In Rostock wird die LiteraTour Nord in Kooperation zwischen der Universität Rostock, der anderen buchhandlung und des Literaturhauses Rostock veranstaltet.

An der zurückliegenden LiteraTour Nord nahmen neben Deniz Utlu die Autor:innen Tonio Schachinger, Milena Michiko Flašar, Frank Witzel und Gianna Molinari mit ihren aktuellen Romanen teil.


Vorgestellt: Die Kandidat:innen im Überblick

Zwischen November 2023 und Januar 2024 reisten die Autorinnen und Autoren durch Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Publikum darf bei der Entscheidung über den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord mitwirken!

Hier stellen wir die Autor:innen der LiteraTour Nord und ihre Bücher in der Reihenfolge ihrer Lesungen kurz vor:

Deniz Utlu

© Suhrkamp Verlag

Lesung in Rostock: Dienstag, 31. Oktober, 20 Uhr im Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock

Deniz Utlu, geboren 1983 in Hannover, veröffentlichte 2014 seinen Debütroman „Die Ungehaltenen“, der 2015 für die Bühne adaptiert wurde. 2019 erschien sein zweiter Roman „Gegen Morgen“. Außerdem hat er Theaterstücke, Lyrik und Essays verfasst (u. a. für FAZ, SZ, Tagesspiegel).

»Vaters Meer«

Yunus ist dreizehn Jahre alt, da erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle und ist fortan fast vollständig gelähmt. Zehn Jahre wird er von Yunus’ Mutter gepflegt, bevor er stirbt. Yunus, inzwischen aus dem Elternhaus ausgezogen, ruft sich Bilder aus seiner Kindheit wach: Sie fügen sich zum warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte, auf Arabisch fluchte und der einst per Frachtschiff nach Deutschland kam. „Vaters Meer“ erzählt von einer Vater-Sohn-Beziehung, die abrupt endet, von Migration und Zugehörigkeit.


Tonio Schachinger

© Anna Breit

Lesung in Rostock: Dienstag, 21. November, 20 Uhr im Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Str.21, 18057 Rostock

Tonio Schachinger, geboren 1992 in New Delhi, studierte Germanistik und Sprachkunst in Wien. „Nicht wie ihr“, sein erster Roman, stand 2019 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis und wurde mit dem Förderpreis des Bremer Literaturpreises ausgezeichnet. Tonio Schachinger lebt in Wien.

»Echtzeitalter«

Ein elitäres Wiener Internat, ein antiquierter und despotischer Klassenlehrer. Till Kokorda kann mit alldem nicht viel anfangen. Seine Leidenschaft: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Ohne dass jemand aus seinem Umfeld davon wüsste, ist er mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück? Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre und von Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten.


Milena Michiko Flašar

© Helmut Wimmer

Lesung in Rostock: Dienstag, 05. Dezember, 20 Uhr im Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock

Milena Michiko Flašar, geboren 1980 in St. Pölten, studierte Germanistik und Romanistik. Ihre Romane „Ich nannte ihn Krawatte“ und „Herr Kato spielt Familie“ wurden mehrfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Allein und unscheinbar. Der neue Job aber verändert alles. Mit ihrem Chef Herrn Sakai reinigt sie Leichenfundorte – vor allem die, an denen Menschen einsam und unbemerkt verstorben sind. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei, und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp. Für die Arbeit braucht Suzu Geduld, Ehrfurcht, Sorgfalt und einen robusten Magen. Sie lernt dabei Menschen kennen, tote und lebendige, sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und sie ist auf einmal viel weniger allein.


Frank Witzel

© Maja Bechert

Lesung in Rostock: Dienstag, 16. Januar, 20 Uhr in der anderen buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock

Frank Witzel, geboren 1955, veröffentlichte 1978 seinen ersten Gedichtband. Es folgten zahlreiche Bücher und Hörspiele, u. a. „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“, für den er 2015 den Deutschen Buchpreis erhielt.

»Die fernen Orte des Versagens«

Ausgehend von Alltagssituationen bohrt sich der Erzähler gemeinsam mit seinen Figuren unerbittlich bis an den Grund der Bedingungen des Menschseins: Ein Pilzsammler findet im Wald eine Leiche und versucht, mögliche Konsequenzen zu umgehen; ein Anwalt entwickelt an einem freien Nachmittag die Theorie der unlogischen Sekunde; eine Frau gerät in ein abgelegenes Dorf, in dem sie verschiedenen Mechanismen des Begehrens ausgesetzt wird; eine andere Frau versucht sich durch ein Voodoo-Ritual vor einem Schicksalsschlag zu bewahren.


Gianna Molinari

© Christoph Oeschger

Lesung in Rostock: Dienstag, 30. Januar, 20 Uhr in der anderen buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock

Gianna Molinari, geboren 1988 in Basel, studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut und Neuere Deutsche Literatur. Ihr Debütroman „Hier ist noch alles möglich“ wurde u. a. mit dem Clemens-Brentano-Preis ausgezeichnet, für einen Ausschnitt daraus erhielt sie den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2017.

»Hinter der Hecke die Welt«

Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden. Deshalb trifft es Maßnahmen: Die bei Touristen beliebte Hecke wird gehegt und gepflegt, der Stand der Dorfkasse regelmäßig überprüft. Vor allem aber kümmert man sich um Pina und Lobo, denn die Kinder sind die Zukunft des Dorfes. Doch Pina und Lobo wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf die Wachstumsschübe der Kinder wartet, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben.