6 Fragen an 6 Poeten

Interview mit Peter Thiers

 

1. Wann hast du deinen ersten vorzeigbaren Text geschrieben und vorgezeigt?

Das Lustige ist, dass man bei dem, was man damals für vorzeigbar gehalten hat, heute sagen würde: „Oh Gott, ist das wirklich noch vorzeigbar?“ (lacht).

Ich glaube, den ersten vorzeigbaren Text hab ich mit 18 Jahren geschrieben. Ein Prosastück namens „Schokolade“, das dann in der „Risse“-Ausgabe Nummer 22 erschienen ist.

 

2. Was bedeutet das Schreiben für dich?

Schreiben ist eine Möglichkeit für mich, mit Gedanken in Kontakt zu treten, die ich nicht verlieren will. Ich merke immer wieder, dass mein Kurzzeitgedächtnis leider doch nicht so gut ist, wie ich mir das wünschen würde. Deswegen habe ich immer ein Notizbuch zum Schreiben dabei. So bleibt am Ende eine Chance, mit flüchtigen Gedanken auch in Kontakt treten zu können und diese in eine poetische Form zu verwandeln.

 

3. Wie, glaubst du, wird sich die Schriftkultur in den nächsten 50 Jahren verändern?

Ich finde sehr interessant, wie sich die Schriftkultur durch die Einführung der mobilen Kommunikation verändert hat. Schriftsprache im Digitalen ist weitaus schneller als „analog“. Ich bin immer wieder überrascht, wie vielseitig man Sprache anwenden kann. Und was die Bücher angeht, womit sollen die Leute denn dann prahlen, wenn keine „schlauen“ Bücher, wie der Ulysses, mehr im Regal stehen? (Lacht.)

 

4. Was ist für dich im Vergleich zu anderen Künsten das Besondere an der Literatur?

Auf der einen Seite funktioniert Literatur für mich extrem solitär. Ich weiß die Einsamkeit des Lesens zu schätzen und ziehe mich gern zum Lesen zurück. Die Bilder, die beim Lesen entstehen, die gehören dem Leser. Anders beim Film zum Beispiel, dort sind die Bilder oft sehr beengend. Auf der anderen Seite stelle ich Bücher beim Lesen fast immer in einen Theaterkontext, spiele also mit einer möglichen Umsetzung auf der Theaterbühne.

 

5. Schreiben kommt vom Lesen. Welches Buch hat dich als letztes inspiriert?

„Atemschaukel“ von Herta Müller fand ich ganz toll. Oder eher beeindruckend, nicht toll dafür ist das Thema zu schwer. Ansonsten hab ich zuletzt „Geister“ von Nathan Hill verschlungen.

 

6. Was kommt für dich nach dem Poetencamp?

Direkt eine Woche darauf bin ich beim Osnabrücker Dramatikerpreis, beim Workshop. Da kann man mit den Juroren zusammen am Text arbeiten, bevor der Preis verliehen wird. Und dann werde ich mich erst mal wieder dem Theater von der Regieseite aus widmen. Ich inszeniere gerade ein neues Stück für unser Hochschulfestival.