6 Fragen an 6 Poeten

Interview mit Theresa Steigleder


1. Wann hast du deinen ersten vorzeigbaren Text geschrieben und vorgezeigt?

Meinen ersten vorzeigbaren Text habe ich wahrscheinlich schon sehr früh geschrieben. Aber zwischen dem, was ich gut finde und dem, was ich dann auch tatsächlich zeige, lag schon immer eine Kluft. Mein erster abgedruckter Text war damals in der Schülerzeitung und kam überhaupt nicht gut an. Ganz im Gegensatz zu dem Text, den ich dann zum ersten Mal vor Publikum gelesen habe. Das war 2016 im Koeppenhaus in Greifswald. Darin ging es um leere Phrasen, von denen ich mich umgeben fühlte.

 

2. Was bedeutet das Schreiben für dich?

Über etwas zu schreiben fühlt sich für mich exakter und reflektierter an als zu reden. So kann es zu einer guten Ausdrucksweise werden für die Dinge, die ich erlebe und empfinde. Außerdem ist das geschriebene Wort irgendwie wie ein konservierter Moment für mich. Und das gilt auf kommunikativer und auch auf literarischer Ebene.

 

3. Wie, glaubst du, wird sich die Schriftkultur in den nächsten 50 Jahren verändern?

Ich glaube, auf der Ebene des Schreibprozesses wird sich nicht sehr viel ändern. Nur die Ergebnisse werden eventuell digitaler. Vielleicht werden wir aber auch irgendwann nur noch mit Emojis kommunizieren. Wer weiß das schon? Manche von uns werden es erfahren.

 

4. Was ist für dich im Vergleich zu anderen Künsten das Besondere an der Literatur?

Vergleiche mag ich nicht so. Aber um die Frage trotzdem zu beantworten: Ich kann mich innerhalb von Texten am besten ausdrücken und finde Worte, egal in welcher Form, verständlicher als ein Bild oder musikalische Klänge. Das macht die Literatur, zumindest für mich, zu etwas Besonderem. Aber ich finde auch das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Kunstformen sehr spannend.

 

5. Schreiben kommt vom Lesen. Welches Buch hat dich als letztes inspiriert?

Ich lese gerade sehr viele Bücher, die von gesellschaftlichen Utopien, Umweltschutz und einem plastik- und müllfreien Leben handeln – also müllfrei zumindest so gut es geht. Dadurch lasse ich mich auf jeden Fall auf persönlicher Ebene inspirieren. Ansonsten haben mich Axel Ranisch' Nackt über Berlin, Franziska Hausers Gewitterschwimmerin, George Orwells 1984 und Nichts von Janne Teller in den letzten zwei Monaten sehr inspiriert.

 

6. Was kommt für dich nach dem Poetencamp?

Ich möchte ein bisschen den Sommer genießen. Natürlich auch auf Festivals, wie zum Beispiel der Prosanova in Recknitzberg, bei denen ich selbst lesen werde. Nach dem Sommer möchte ich weniger an neuen Poetry Slam-Texten arbeiten, sondern mehr an meinem Roman, den ich auch hier beim Poetencamp besprochen habe. Ich freue mich richtig darauf, weil ich daran eigentlich am liebsten arbeite.