6 Fragen an 6 Poeten
Interview mit Sebastian Martinköwitz
1. Wann hast du deinen ersten vorzeigbaren Text geschrieben und vorgezeigt?
In der neunten Klasse habe ich an einem Poetry Slam Workshop von Tobias Glufke teilgenommen, an dessen Ende einige der entstandenen Texte einem Teil der Schule vorgestellt wurden. Ich finde meinen Text heute nicht schlecht, doch auch nicht ohne Weiteres vorzeigbar. Der älteste Text, den ich öffentlich vorlese, ist von 2015, manch kurzes Gedicht, das sich noch eignet, ein wenig älter.
2. Was bedeutet das Schreiben für dich?
Es bereitet mir Freude. Ich genieße es, Einfälle zu haben und die auf eine Weise umzusetzen, wie es mir gefällt. Ich mag es, mit Sprache zu spielen, an Formen zu tüfteln, bis genau der Text dasteht, den ich zu Beginn im Sinn hatte. Es ist auch angenehm, zu einem Thema zu schreiben, über das ich lange Zeit nachgedacht habe, um es für mich zu bewältigen. Die Suche nach dem treffenden Ausdruck lässt sich nicht trennen von der Suche nach dem präzisen Gedanken – das fällt bei mir gern zusammen. Umgekehrt merke ich, dass ich etwas noch nicht durchdrungen habe, auch daran, dass ich darüber nicht schreiben kann.
3. Wie, glaubst du, wird sich die Schriftkultur in den nächsten 50 Jahren verändern?
Ich wäre schon ganz zufrieden, überschauen zu können, wie es um das Heute steht. Und wenn ich das wüsste: Das in irgendwie sinnvoller Weise hochzurechnen, traue ich mir nicht zu, obwohl oder gerade weil ich Mathematiker bin.
4. Was ist für dich im Vergleich zu anderen Künsten das Besondere an der Literatur?
Einfach gesagt, lag mir das Schreiben am nächsten. Für Sprache konnte ich mich schon immer interessieren. Malen zum Beispiel habe ich nie gemocht. Musik schon. Das Liedermachen ist eine wunderschöne Kunst. Ich kann leider höchstens Liedtexte verfassen. Das Besondere an der Literatur ist für mich also, dass sie auch Menschen ausüben können, die weder ein Instrument noch ihre Stimme beherrschen.
5. Schreiben kommt vom Lesen. Welches Buch hat dich als letztes inspiriert?
Ich kann mich schwer entscheiden zwischen den Gedichten von Peter Hacks und seinen Erzählungen. In die Gedichte schaue ich immer wieder mal rein und verliere mich in ihnen. Die Erzählungen fand ich sprachlich schön, klug und witzig. Sie haben mir zum Beispiel gezeigt, wie gut sich Logik als Stilmittel verwenden lässt.
6. Was kommt für dich nach dem Poetencamp?
Ich bin selbst einmal gespannt, inwiefern sich diese Woche auf das konkrete Schreiben künftig auswirken wird. Was ich jetzt schon weiß: Ich habe Lust bekommen, an einem angefangenen Text weiterzuarbeiten, dessen Anfang ich hier vorgestellt habe. Den werde ich mir also bei Gelegenheit wieder vornehmen.