Programmarchiv Literaturhaus Rostock

17. April 2018 | 19:30 Karosh Taha: »Beschreibung einer Krabbenwanderung«

WG-Lesung & Gespräch / Adresse nach Anmeldung per E-Mail[mehr]

Ein Wohnzimmer, sympathische Menschen und der Debütroman von Karosh Taha – eine perfekte Kombination für einen entspannten Abend. In der ersten WG-Lesung des Literaturhauses und der Heinrich-Böll-Stiftung präsentierte Karosh Taha am 17. April 2018 ihren gerade erschienenen Roman Beschreibung einer Krabbenwanderung.
Sanaa, die 22-jährige Protagonistin, erzählt dabei ehrlich und teilweise sehr direkt von dem Leben ihrer kurdischen Familie, die nach Deutschland umgesiedelt ist. Teil dieser Familie ist beispielsweise Sanaas Mutter, die an der kulturellen Umstellung und Neuordnung erkrankt ist, oder auch die Schwester, um die sich Sanaa fürsorglich und muttergleich kümmert. Nicht zu vergessen Tante Khalida, welche die Traditionen und Bräuche der kurdischen Kultur um jeden Preis aufrechterhalten möchte. Zwischen Tante Khalida und Sanaa schwelt deshalb ein Konflikt, denn Sanaa hält sich nicht an die eisernen Vorschriften. Auch ihre jüngere Schwester will sie vor den strengen Ansichten der Tante bewahren – doch die sieht in ihr den wichtigsten Bezugspunkt, seit die Mutter erkrankt und in den Hintergrund getreten ist. Diese unterschiedlichen Frauenfiguren und das Spannungsfeld zwischen ihnen machen den Roman aus, auch wenn die Männer im Buch keine Nebenrolle spielen. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, derart verschiedene Frauenfiguren in die Geschichte zu integrieren, antwortet die Autorin auf eine Frage aus dem Publikum. Ob es nun die kranke Mutter ist oder die dominante Tante Khalida – sie alle tragen auf ihre Art dazu bei, dass Sanaa so selbstbewusst und klug, so rebellisch und zerbrechlich zugleich ist.
Durch sehr anschauliche Beschreibungen, wie beispielsweise die einer Augenentzündung von Sanaa im Kindesalter und ihrer kuriosen Linderung durch eine Nachbarin, und dank ihrer humorvollen Vortragsweise gewann Karosh Taha das Publikum schnell für sich und machte neugierig auf die Geschichte der kurdischen Familie. Ein besonderer Dank geht hier auch an die Waldemar - WG, die mit offenen Türen und freundlicher Bewirtung den Abend gestaltete.

14. April 2018 | 20:00 Das Leslie Meier Trio präsentiert: Peter Rühmkorf - »Allein ist nicht genug«

Lyrik & Jazz - Vorverkauf ab sofort![mehr]

Peter Rühmkorf  (1929 – 2008), einer der größten deutschen Lyriker nach 1945, hat Gedichte geschrieben, die formal und inhaltlich eine große Bandbreite haben: Liebeslyrik und Todesahnungen, politische Agitation und Naturbilder, Ironie und Schwärmerei, Selbstzweifel und Größenwahn, freie Rhythmen und Gereimtes. Das alles in einer äußerst melodischen Sprache, die dazu einlädt, gesprochen und gesungen zu werden. Das Leslie Meier Trio folgt dieser Einladung und präsentiert einen abwechslungsreichen und furiosen Querschnitt durch Rühmkorfs Werk. Ulrich Jokiel ist Pianist, Maler und Autor. Er war viele Jahre musikalischer Leiter des Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“ und des Celler Schloßtheaters; heute lebt er als freischaffender Theatermusiker und Musikdozent in Celle und Frankfurt/Main. Peter Missler spielt Saxophone, Flöten und Percussion; er ist Dozent für Saxophon und Obertongesang und lebt in Celle. Bernd Rauschenbach ist Literaturwissenschaftler, Autor und Rezitator und lebt als Geschäftsführender Vorstand der Arno Schmidt Stiftung bei Bargfeld. Letztes Hörbuch 2015 bei Hoffmann & Campe „Arno Schmidt / Barthold Heinrich Brockes: Irdisches Vergnügen“; im Herbst 2016 erschien bei Rowohlt ein von ihm herausgegebener Band mit sämtlichen Gedichten Rühmkorfs. Seit Herbst 2016 liegt ein Live-Mitschnitt auf CD als Gemeinschaftsproduktion von Radio Bremen, dem Verlag Hoffmann & Campe und der Arno Schmidt Stiftung vor. „Hier gehen Wort und Musik eine rhythmische Verbindung ein, wie Herzschläge donnern die Worte nieder und geben sich mit der Basis zufrieden.
Das Leslie-Meier-Trio hat sich ... daran gemacht, den Gedichten Rühmkorfs eine neue Tonalität zu verleihen.
Schon Rühmkorf selbst hat seine Gedichte zu Musik vorgetragen, doch die Bearbeitung des Leslie-Meier-Trios gibt ihnen ein neues und mitunter überraschendes Gewand. Und so arbeiten sie unermüdlich an der  Unsterblichkeit eines großen deutschen Dichters des 20. Jahrhunderts.“ (Ulrich Sonnenschein auf hr2) Veranstaltungsort: Literaturhaus Rostock, im Peter-Weiss-Haus
Eintritt: 8,- €/erm. 5,- €
Vorverkauf: 5,- € zzgl. Gebühr im Pressezentrum und bei mvticket.de

10. April 2018 | 20:00 ARTE-Filmpremiere: »Fetisch Karl Marx«

Filmvorführung & Gespräch[mehr]

Einführung: Prof. Yves Bizeul (Universität Rostock, Institut für Politikwissenschaft) Marx hat den Marxismus überlebt. Den Antimarxismus auch. Noch immer ist er der meistzitierte Ökonom der Welt. Können wir mit Hilfe von Marx unsere komplexe Welt erkennen, gar verändern? Oder ist der aktuelle Marx-Hype ein Placebo in unsicherer Zeit? 
Die Dokumentation versetzt Marx in die Gegenwart und befragt Experten nach der heutigen Relevanz seiner Thesen, u.a. die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, den Regisseur Andres Veiel und den Historiker und Marx-Biographen Gareth Stedman Jones: ein Beitrag zur  Entmystifizierung eines Denkmals anlässlich von Karl Marx‘ 200. Geburtstag am 5. Mai 2018. Dokumentarfilm von Torsten Striegnitz und Simone Dobmeier, ARTE/ZDF 2018, 52 Min.
Veranstaltungsort: Literaturhaus Rostock, im Peter-Weiss-Haus
Eintritt frei
Ausstrahlung auf ARTE: Mittwoch, den 2. Mai um 21.45 Uhr 

23. März 2018 | 20:00 Daniel Schreiber »Zuhause« & Ijoma Mangold »Das deutsche Krokodil. Meine Geschichte«

Lesung & Gespräch (Moderation: Ulrika Rinke, Literaturhaus Rostock)[mehr]

Der Autor und Kunstkritiker Daniel Schreiber wächst in Mecklenburg-Vorpommern auf, der Literaturkritiker und Literaturchef der ZEIT Ijoma Mangold in Heidelberg. In seinem persönlichen Essay fragt Schreiber, wo wir hingehören, und beschreibt den Umschwung eines kollektiven Gefühls: Zuhause ist nichts Gegebenes mehr, sondern ein Ort, zu dem wir suchend aufbrechen. Er erzählt von Vorfahren, die ihr Leben auf der Flucht verbrachten, und von der Kindheit eines homosexuellen Jungen in einem mecklenburgischen Dorf.
Auch Mangold hält seine Geschichte und deren dramatische Wendungen fest, die Erlebnisse mit seiner deutschen und mit seiner afrikanischen Familie. Wie wuchs er als »Mischlingskind« in der Bundesrepublik auf, mit einem abwesenden Vater und einer aus Schlesien stammenden Mutter, die seine Begeisterung für Weltliteratur und klassische Musik weckte? Ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen sprechen wir mit beiden Autoren über die Suche nach Identität und Zugehörigkeit: Wird sie immer wichtiger, je unsicherer soziale und wirtschaftliche Verhältnisse werden? Welche Herausforderungen liegen vor dem Einzelnen, wie lassen sie sich bewältigen? Welche Chancen, welche Gefahren bergen Heimatlosigkeit und das Schaffen einer heimatlichen Insel? 
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung M-V im Rahmen der Fotoausstellung  »Heimat. Ich bin ein Mensch« von Manuela Koska in der HMT Rostock.
Veranstaltungsort: HMT (Kammermusiksaal), Beim St.-Katharinenstift 8, 18055 Rostock
Eintritt: 7,-
/erm. 5,-
Der Ausstellungskatalog ist beim Hinstorff Verlag erschienen.

21. März 2018 | 19:30 Tipp: Autorenstammtisch Rostock (AStRo)

Ort: Il Colosseo (Holzhalbinsel) [mehr]

AutorInnen sind Solitäre – beim Schreiben. Doch abseits des eigenen Schreibtischs gibt es viel miteinander zu bereden, und auch im literarischen Arbeitsfeld sind Vernetzung und Austausch wichtig. Wie und wo veröffentlichen die anderen, wer sind ihre ersten LeserInnen, wie lässt sich eine gemeinsame Lesung organisieren? Welche Hilfestellung kann man sich gegenseitig geben, wovon kann man aus eigener Erfahrung abraten?
Fragen und Themen wie diese können beim Autorenstammtisch Rostock debattiert werden, wo seit einiger Zeit regelmäßig AutorInnen aus der Stadt und dem Umland zusammenkommen. Die Veranstaltung ist öffentlich, jeder ist sein eigener Gast.
Um rechtzeitig über die nächsten Termine informiert zu sein und den Veranstaltern eine bessere Planung zu ermöglichen, empfiehlt sich bei Facebook ein Beitritt zur Gruppe SchreiberMV, wo regelmäßig die nächsten Veranstaltungen eingestellt werden, und eine rechtzeitige Zusage, damit gegebenenfalls ein größerer Tisch reserviert werden kann.
Für Facebook-freie Anmeldung besuchen Sie bitte die Homepage des AStRo. Ort: Il Colosseo, Loggerweg 8 (Holzhalbinsel), 18055 Rostock Eintritt frei!

20. März 2018 | 20:00 Josefine Rieks: »Serverland«

NDR Kultur: Autoren lesen / Lesung & Gespräch - Moderation: Alexander Solloch (NDR Kultur)[mehr]

Ein Leben ohne Internet ist heutzutage schwer vorstellbar, auch für Josefine Rieks. Genau darum geht es aber in ihrem Debütroman »Serverland«. Die Autorin war am 20. März 2018 im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung mit dem NDR Kultur im Literaturhaus Rostock zu Gast. Rieks‘ erstes Werk spielt etwa 25 Jahre in der Zukunft; das Internet ist seit Jahrzehnten abgeschaltet. Sie habe keinen Science-Fiction-Roman schreiben wollen, so Josefine Rieks‘ Antwort auf die Frage, warum das Geschehen in so naher Zukunft angesiedelt ist. »Serverland« erinnert ein wenig an die Zeit der Achtziger, in der es ebenfalls kein Internet gab. Dies sei vor allem dadurch begründet, dass das Leben ohne Internet möglichst normal dargestellt werden sollte. Alexander Solloch, der als Moderator durch den Abend führte, war verwundert über Namen und Geschlecht des Protagonisten: Reiner, Mitte zwanzig – das sei nun keiner der männlichen Vornamen, die derzeit eine Renaissance erlebten. Laut Rieks könne man mit einem männlichen Hauptakteur mehr Klischees bedienen: sie selbst kenne viele Menschen wie ihre Hauptfigur Reiner, die den typischen Computer-Nerd verkörpern. Darüber hinaus schreibe sie gerne aus der Perspektive eines Mannes. Der Name Reiner hingegen habe keine tiefere Bedeutung und passe gut zu den Sechzigern – eine Zeit der sozialen Bewegungen, an die innerhalb des Romans erinnert werden soll.
Inspiriert wurde Josefine Rieks übrigens von Arno Schmidts postapokalyptischer Erzählung »Schwarze Spiegel« und seinem gelegentlich zynischen Humor, den sie sehr mag, ohne dass sie selbst dazu neigen würde. Die Hintergründe für die Abschaltung des Internets bleiben für den Leser unklar und werden lediglich vage angedeutet. Grund hierfür ist, dass die Autorin weder Dystopie noch Utopie schildern und somit keine gesellschaftlichen Entwicklungen beschreiben wollte. Ob es eine Fortsetzung des Romans in Form eines Prequels geben wird, in dem die Vorgeschichte von »Serverland« näher beleuchtet wird – Moderator Alexander Solloch warb für diese Idee –, ließ Josefine Rieks am Ende des unterhaltsamen Abends offen.

Josefine Rieks wurde 1988 in Höxter geboren, studierte Philosophie und lebt in Berlin. Sie schrieb das Drehbuch zum No-Budget-Film »U3000 – Tod einer Indieband«. 2017 erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium. »Serverland« (Carl Hanser Verlag, 2018) ist ihr erster Roman.
Alexander Solloch wurde in Wesel am Niederrhein geboren. Nach seinem Studium der Geschichte, Französistik und Journalistik in Leipzig und Aix-en-Provence arbeitete er als Journalist für verschiedene Zeitungen und Hörfunksender. Seit 2003 ist er für den NDR tätig, seit 2014 als Literaturredakteur für NDR Kultur.

Die Lesung wurde aufgezeichnet und am 8. April ab 20 Uhr im NDR Kultur Sonntagsstudio gesendet. Die Aufzeichnung können Sie sich hier anhören.

12. März 2018 | 20:00 Rostock schreibt: Sigurd Schmidt/ Wolfgang Gabler: »Literaturstadt Rostock«

Buchpremiere & Gespräch[mehr]

Dieses Buch ist ein Meilenstein: Zum ersten Mal überhaupt wird darin die Geschichte der Literatur in Rostock von den Anfängen bis zur Gegenwart erzählt. Keine geringe Aufgabe für die beiden Autoren, denn Rostock war nicht nur früh eine Hanse- und Universitätsstadt, sondern ebenso ein literarischer Ort. Mit Brinckmansdorf und Reutershagen sind sogar zwei Stadtviertel nach berühmten norddeutschen Schriftstellern benannt.
In »Literaturstadt Rostock« erzählen die Literaturwissenschaftler Sigurd Schmidt und Wolfgang Gabler von den Gründungslegenden der Stadt genauso wie von der Literatur des Mittelalters um den Minnesänger Frauenlob, von den Humanisten um Ulrich von Hutten, dem Reformator Joachim Slüter bis hin zu den mit Rostock eng verbundenen Theodor Fontane, Erich Kästner oder Arnold Zweig, aber natürlich auch bis zu Uwe Johnson und Walter Kempowski. Ebenso gehören Peter Weiss und Franz Fühmann oder Jurek Becker und Ulrich Plenzdorf dazu – und bis in die Gegenwart reicht diese Geschichte mit Dietmar Guth, Peter Wawerzinek oder Kerstin Preiwuß … Fotografien von Angelika Fischer, die eigens für dieses Buch an den literarischen Orten Rostocks entstanden, aber auch Abbildungen von Autoren, Büchern und Dokumenten bieten dem Leser neben der Lektüre vielfältige Anreize, selbst eigene Betrachtungen anzustellen. Beide Autoren haben an der Universität Rostock Germanistik studiert und promoviert. Veranstaltungsort: andere buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock Eintritt: 7,- €/erm. 5,-€
Vvk.: andere buchhandlung