Programmarchiv Literaturhaus Rostock

03. Dezember 2009 | 19:30 Holger Böwing ?Jakob Leising?

Lesung und Gespräch[mehr]

Am letzten Literatur-Abend im Kuhtor stellt Holger Böwing seinen tragikomischen DDR-Roman ?Jakob Leising? vor. Weil er die sozialistische Volksbildung derart auf die Schippe nimmt, konnte der Roman zu DDR-Zeiten nicht erscheinen. Im Juni 2009 hat ihn der ambitionierte Lektor und Literaturwissenschaftler Dr. Wolfgang Gabler im Verlag ?edition m? herausgegeben.

Jakob Leising verbringt die ersten vier Jahre seines Lebens wegen eines Hüftleidens im Bett, lernt weder laufen noch sprechen und wird ?von Nachbarn in einem verwahrlosten Zustand aufgefunden?. Jakob gilt als schwachsinnig und wird zunächst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, in der er zehn Jahre lang lebt. Dann kommt er in ein so genanntes Spezialkinderheim, in dem die Pädagogen mit Lob und Strafe regieren und die behinderten Kinder wie Pawlowsche Hunde auf ihr Leben vorbereiten. Nur, Jakob hat da ein Problem: er ist nicht behindert. Aber er muss und will diese Tatsache vor den anderen verbergen, denn damit ist er bisher gut gefahren, nachdem er das sowohl in der Klinik als auch im Heim herrschende ?Wenn-du-dann-Prinzip? begriffen und für sich umgesetzt hatte. Bereits in der Nervenklinik lernt er von seinem Freund Gregor lesen und schreiben und liest alles, was ihm in die Finger kommt, von Weltliteratur bis hin zu psychiatrischen Fachbüchern. Jakob simuliert diverse Krankheitsbilder und beglückt so Medizinstudenten mit diagnostischen Erfolgserlebnissen. Einen Studenten der Sonderschulpädagogik bereitet er gar auf eine Hauptprüfung vor. Nun, nach zweijährigem Aufenthalt im Spezialkinderheim in Ostdorf liegt Jakob unter der Bettdecke und schreibt seine Geschichte beim Schein einer Taschenlampe in nur einer Nacht in neun Schulhefte, in der Nacht vor dem Tag, an dem er das Kinderheim beim ?Treffen der Besten? vertreten soll. Dort hat er mit seiner unerhörten Lebensbeichte etwas Besonderes vor.

Mit viel Humor und ohne die übliche Gefühlsseligkeit oder Betroffenheit beschreibt der Autor ein Erziehungssystem, das dem einer Kaserne ähnelt, sollten die Insassen des Heimes doch ungeachtet ihrer Handicaps noch zu allseitig entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten erzogen werden. Trotz der Tragik, die in der Geschichte liegt, kann und darf der Leser bei der Lektüre (sogar laut) lachen.

Als Holger Böwing anfing, diesen Roman zu schreiben war er Lehrer an der Hilfsschule eines solchen Spezialkinderheimes. Das war 1986. Der heutige Herausgeber, Wolfgang Gabler, war schon 1987 von dem Roman begeistert. Für ihn hatte Holger Böwing eine ?faszinierende Interpretation gefunden: die DDR als absurdes, tragikomisches ?Spezialkinderheim?. Er bot das Manuskript bereits 1987 einem Rostocker Verlag an, der es mit der Begründung ablehnte, dass der Autor nicht erzählen könne. Nach der Wende erklärte der zu jener Zeit zuständige Lektor, dass ein Stoff, in dem die Volksbildung derart kritisiert wird, damals nicht gegangen wäre. Anfang 1989 erhielt Holger Böwing dann doch einen Verlagsvertrag, nun beim Buchverlag ?Der Morgen?.

Die Druckfahnen waren bereits fertig, als Holger Böwing 1991 die Mitteilung erhielt, dass der Verlag einen neuen Besitzer und dieser gravierende (finanzielle) Einwände gegen ?Jakob Leising? habe. Nachdem der Autor das Projekt so gut wie aufgegeben hatte und bereits längere Zeit als Leiter einer Förderschule für geistig Behinderte arbeitete, wurde er häufiger zu Lesungen eingeladen, für die er sich auch wieder mit seinem Roman befasste und feststellte, dass der Stoff immer noch viel Brisanz enthielt. Brisanz deshalb, weil, wie er sagt, ?wir im Umgang mit schwer erziehbaren Kindern, heute sagt man Kinder mit herausforderndem Verhalten, nicht viel hinzu gelernt haben, was das Repertoire der pädagogischen Maßnahmen angeht. Es scheint so etwas wie vom politischen System unabhängige Psychiatrievorkommnisse zu geben.?

Was hier vor mehr als zwanzig Jahren als Buch über ein Spezialkinderheim in der DDR entstand, ist in einigen Teilen überraschenderweise heute noch immer aktuell und bietet zudem erfrischende Einsichten. Moderation: Dr. Wolfgang Gabler Termin: Donnerstag, 3. Dezember 2009, 19.30 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock,
Kuhtor, Ernst-Barlach-Str. 5, 18055 Rostock
Eintritt: 6,00 ? / 4,00 ? ermäßigt für Schüler und Studierende Eine gemeinsame Veranstaltung von: Institut für Sonderpädagogik der Universität Rostock und Literaturhaus Rostock. Kartenreservierung: (0381) 492 55 81, info@literaturhaus-rostock.de

26. November 2009 | 19:30 Feridun Zaimoglu ?Hinterland?

25 Jahre Chamisso-Preis: Viele Kulturen ? Eine Sprache (4)[mehr]

Lesung & Gespräch In der Reihe ?Viele Kulturen ? Eine Sprache? ist der Chamisso-Preisträger Feridun Zaimoglu zu Gast im Rostocker Literaturhaus. Die Robert Bosch Stiftung ehrt jährlich herausragende literarische Leistungen Deutsch schreibender Autorinnen und Autoren, deren Muttersprache oder kulturelle Herkunft nicht die Deutsche ist. Zum 25-jährigen Jubiläum des Adalbert-von-Chamisso-Preises liest Feridun Zaimoglu aus seinem neuen Roman ?Hinterland? (Kiepenheuer & Witsch). Feridun Zaimoglu: ?Ich gehöre zu denen, die sich vergiften, wenn sie einmal nichts machen oder für einen halben Tag ausfallen. [?] Und außerdem liebe ich diese Arbeit: Es hat ja immer etwas damit zu tun, sich Geschichten auszudenken, die richtigen Worte zu finden und sie dann aufzuschreiben.? ?Zaimoglu ist ein literarischer Erotiker, wie er unserer gefühlsarmen Gegenwartsliteratur nur guttun kann.? (Neue Zürcher Zeitung) Dieser Gefühlsarmut wirkt auch sein neuer Roman ?Hinterland? entgegen, er beschreibt die Erscheinungsformen der Liebe in unserer Zeit. Feridun Zaimoglu nimmt den Leser mit auf eine Reise, von den Metropolen Osteuropas bis auf eine Insel in der Nordsee, macht Station in Prag, Berlin, Istanbul, Ankara und Föhr. Er folgt Verträumten und Entflammten, die einander treffen, begleiten oder umgehen, aber gemeinsam verstrickt sind in einen großen Zusammenhang, den sie kaum durchschauen und erst recht nicht begreifen. Ferdiun Zaimoglu ist 1964 in Bolu in der Türkei geboren und lebt seit über 35 Jahren in Deutschland. Er studierte Humanmedizin in Kiel und arbeitet dort seitdem als Schriftsteller, Drehbuch- und Theaterautor und Journalist. Er war u.a. Kolumnist für ?Die Zeit? und die ?FAZ? und wurde bereits mit seinem ersten Buch ?Kanak Sprak? zum Kultautor. Sein zweites Buch ?Abschaum. Die wahre Geschichte von Ertan Ongun? schaffte es unter dem Titel ?Kanak Attack? im November 2000 in die Kinos. Für seine Werke wurde er vielfach ausgezeichnet, darunter der Friedrich-Hebbel-Preis, der Jurypreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, der Grimmelhausen-Preis und den Adalbert-von-Chamisso-Preis im Jahr 2005. Eine gemeinsame Veranstaltung von: literaturhaus.net, Robert-Bosch-Stiftung und Literaturhaus Rostock Termin: Donnerstag, 26. November 2009
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Kuhtor, Ernst-Barlach-Str. 5, 18055 Rostock

Kartenreservierung:
(0381) 492 55 81
info@literaturhaus-rostock.de
Eintritt: 6,00 ? / 4,00 ? ermäßigt (für Schüler, Studenten und Förderkreismitglieder)

19. November 2009 | 19:30 LesBar ? der Lesertreff

Thema: Sergej Gandlewski ?Warten auf Puschkin?[mehr]

Zum Lesertreff sind alle begeisterten Leser herzlich eingeladen sich in gemütlicher Atmosphäre (letztmalig im Kuhtor) über das Lesen auszutauschen. Im November wird in der LesBar der Roman ?Warten auf Puschkin? von Sergej Gandlewski diskutiert:
Es begann in der literarischen Dissidentenszene in Moskau der siebziger Jahre mit großen Illusionen. Sie alle waren jung, verliebt und voller Hoffnung. Was ist aus ihnen geworden und was von ihren Träumen nach dreißig Jahren übriggeblieben? Ein großer Dichter wollte Lew werden, das wollten sie damals alle, die in den siebziger Jahren in den Poetenkeller kamen und sich gegenseitig ihre Gedichte vortrugen. Heute, fast fünfzigjährig, blickt er zurück. Sein Leben hat immer zwei Planeten umkreist. Der eine war seine große Liebe Anja, die jedoch einen seiner Freunde geheiratet hat. Der andere war sein großes Vorbild, der Dichter und Dissident Tschigraschow? Termin: Donnerstag, 19. November 2009, 19.30 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Kuhtor, Ernst-Barlach-Str. 5, 18055 Rostock
Eintritt frei Weitere Informationen:
Literaturhaus Rostock, Tel.: 0381-4925581, info@literaturhaus-rostock.de

17. November 2009 | 20:00 Angelika Overath ?Flughafenfische?

LiteraTour NORD - Lesung & Gespräch[mehr]

Wie in einem Kaleidoskop der besten deutschsprachigen Neuerscheinungen bewerben sich 6 ausgewählte Autorinnen und Autoren um den Preis der LiteraTour NORD und gehen auf Lesereise in den Norden: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und mit Rostock seit dieser Saison auch Mecklenburg-Vorpommern. In der anderen buchhandlung stellt die Schweizer Autorin Angelika Overath ihren aktuellen Roman ?Flughafenfische? vor: In einem der größten Flughäfen der Welt, im hektischen Getriebe eines Transitraums vor einem riesigen Meerwasseraquarium mit Korallen, Muscheln, Krebsen und Fischen überschneiden sich die Wahrnehmungen, Blicke und Lebensläufe dreier Personen: des passionierten Aquaristen Tobias, der schönen reisemüden Fotoreporterin Elis und eines alten rauchenden Biochemie-Professors. Angelika Overath, geboren 1957 in Karlsruhe, studierte Germanistik und Geschichte in Tübingen, promovierte 1986 über die Farbe Blau im modernen Gedicht, schrieb zunächst literarische Reportagen und Essays u.a für GEO, Merian, Die Zeit, erhielt 1996 den Egon-Erwin-Kisch-Preis für Literarische Reportage, veröffentlichte 2005 ihren ersten Roman ?NaheTage?, lebt in Sent (Unterengadin, Schweiz). Nach Jochen Schimmang und Angelika Overath folgen bis zum Februar 2010 noch Nora Bossong, Helmut Krausser, Matthias Politycki und Eva Menasse. Die LiteraTour Nord ist schon seit 17 Jahren für das Publikum in Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine besondere Gelegenheit, herausragende neue Bücher und deren Autoren kennen zu lernen. In diesem Jahr hat das Literaturhaus Rostock die Erweiterung der Lesereise initiiert. Gemeinsam mit der Universität Rostock und der anderen buchhandlung stellt das Literaturhaus Rostock diese 6 Autorinnen und Autoren in den Wettbewerb. Das Publikum und die Jury entscheiden über den Preis der LiteraTour Nord, der von der VGH-Stiftung ausgelobt wird und mit 15.000 Euro dotiert ist. Moderation: Prof. Dr. Lutz Hagestedt Termin: Dienstag, 17. November 2009
Beginn: 20.00 Uhr

Ort: andere buchhandlung, Wismarsche Straße 6/7, 18057 Rostock
Eintritt: 7,00 ? / 5,00 ? (ermäßigt für Schüler und Studierende) Alle Termine der LiteraTour NORD und weitere Informationen finden Sie hier oder unter www.literatournord.de Kartenvorverkauf:
andere buchhandlung, Wismarsche Straße 6/7, 18057 Rostock
Tel.: 0381-492050  Eine Kooperationsveranstaltung der Literaturbüros und Literaturhäuser, Buchhandlungen und Universitäten in Oldenburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Lüneburg und Hannover. Mit freundlicher Unterstützung der VGH-Stiftung. LiteraTour-NORD-Team in Rostock: andere buchhandlung, Institut für Germanistik der Universität Rostock, Literaturhaus Rostock Weitere Informationen / Kontakt:
Literaturhaus Rostock
Ernst-Barlach-Str.
5
18055 Rostock
Tel.: 0381-4925581
info@literaturhaus-rostock.de

12. November 2009 | 19:30 Yadé Kara ?Selam Berlin?

25 Jahre Chamisso-Preis: Viele Kulturen ? Eine Sprache (3)[mehr]

Aus der Reihe ?Viele Kulturen ? Eine Sprache? ist die aus der Türkei stammende Schriftstellerin Yadé Kara zu Gast im Literaturhaus. Sie wurde mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 2004 ausgezeichnet. Die Robert Bosch Stiftung ehrt jährlich herausragende literarische Leistungen Deutsch schreibender Autorinnen und Autoren, deren Muttersprache oder kulturelle Herkunft nicht die deutsche ist. Zum 25-jährigen Jubiläum des Chamisso-Preises lesen viele der Preisträger in den elf im Netzwerk literaturhaus.net verbundenen Literaturhäusern aus ihren Werken. Im Literaturhaus Rostock wird Yadé Kara ihren Roman ?Selam Berlin? (Diogenes) vorstellen:

Die Geschichte Hasans, neunzehn, der mit seiner Familie jahrelang zwischen Bosporus und Spree hin- und hergependelt ist und der am Tag des Mauerfalls beschließt, Istanbul zu verlassen und ganz nach Berlin zurückzukehren. Ein atemberaubend tragikomischer Roman voll farbigster Charaktere und Episoden aus Ost und West. Er handelt vom Erwachsenwerden, von Freundschaft, von der Suche nach der großen Liebe, von Verrat und Identität. Ein kosmopolitisches Buch, das Klischees aufzeigt und zerstört. Yadé Kara:  ?Ich sammele hier und da Stimmungen, Atmosphären, Sätze und beobachte.? Yadé Kara ist 1965 in Cayirli, Türkei geboren. Seit ihrem 6. Lebensjahr lebt sie in Berlin, wo sie später auch Anglistik und Germanistik studierte. Sie arbeitete als Schauspielerin, Lehrerin, Managerin und Journalistin in Berlin, London und Hongkong. Bisher veröffentlichte sie Beiträge in Hörfunk und Fernsehen. 2003 erschien ihr Roman ?Selam Berlin?, für den sie 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis für das beste Debüt und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet wurde. 2008 erschien ihr neuer Roman ?Café Cyprus?, welcher die Geschichte von Hasan Kazan, dem Held aus ?Selam Berlin? fortsetzt. Eine gemeinsame Veranstaltung von: literaturhaus.net, Robert-Bosch-Stiftung und Literaturhaus Rostock Termin: Donnerstag, 12. November 2009
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Kuhtor, Ernst-Barlach-Str. 5, 18055 Rostock

Kartenreservierung:
(0381) 492 55 81
info@literaturhaus-rostock.de
Eintritt: 6,00 ? / 4,00 ? ermäßigt (für Schüler, Studenten und Förderkreismitglieder)

06. November 2009 | 19:30 Präsentation der Zeitschrift RISSE

Nr. 23 / Herbst 2009/ Lesungen & Eröffnung der Fotoausstellung ?Kontraste ? Neptun-Werft in Schwarz-Weiß?[mehr]

Die Literaturzeitschrift gibt einen vielgestaltigen Eindruck von neuer Literatur aus Mecklenburg und Vorpommern. In jeder Ausgabe erscheinen bereits bekannte und auch neu entdeckte Talente aus unserem Bundesland mit Kurzgeschichten, Lyrik, Dramatik oder Essay ? gebunden durch eine Grafikstrecke eines Künstlers aus Mecklenburg-Vorpommern. Zum Erscheinen der neuen Ausgabe der Literaturzeitschrift RISSE lesen drei Autorinnen und Autoren eine Auswahl ihrer Texte im Literaturhaus Rostock: Daniela Boltres (Rostock) Sonja Voß-Scharfenberg (Schwerin) Ingo Giertz (Rostock) In der druckfrischen Herbstausgabe ist eine Auswahl der Fotografien von Reiner Mnich zu sehen. Mit Autorinnen und Autoren, Förderern und Lesern wird das Erscheinen der neuen Ausgabe gefeiert und die Foto-Ausstellung ?Kontraste ? Neptun-Werft in Schwarz-Weiß? von Reiner Mnich im Literaturhaus Rostock eröffnet. Eine gemeinsame Veranstaltung von: Risse e.V. und Literaturhaus Rostock Termin: Freitag, 6. November 2009
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Kuhtor, Ernst-Barlach-Str. 5, 18055 Rostock
Eintritt frei
Weitere Informationen: Risse e.V.
c/o Kuhtor
Ernst-Barlach-Str. 5
18055 Rostock
Tel.: (0381) 492 55 81
redaktion@risse-mv.de
www.risse-mv.de

05. November 2009 | 19:30 Rayk Wieland ?Ich schlage vor, dass wir uns küssen?

Lesung[mehr]

Die Geschichte dieses Buches beruht auf einer wahren Begebenheit. Die DDR hat es wirklich gegeben. ? so läutet der Klappentext diesen hinreißend komischen Roman ein, der von den Lesern mit Lachtränen verschlungen wird, die Literaturkritiker handeln ihn schon allein wegen seiner leichtfüßigen Art als einen der besten Romane über die DDR. Herr W. hat eines Tages eine ominöse Einladung in der Post. Auf einer Podiumsdiskussion unbekannter Untergrunddichter soll er Auskunft geben über sein Werk, über die Unterdrückung in der DDR und über seine Erlebnisse als Staatsfeind. Zuerst glaubt er an einen schlechten Scherz. Ist er überhaupt gemeint? Mit der DDR hat er doch längst abgeschlossen, nachdem sie 1989 wie ein falsch montiertes Chemieklo zusammenklappte. War er je als Dichter auffällig geworden? Als unterdrückter gar? W. stellt Nachforschungen an, unterzieht sich einer Rückführungstherapie in die DDR-Vergangenheit und nimmt schließlich Einsicht in seine Stasi-Akte. Was für ein Fund: Tatsächlich sind hier seine lyrischen Gehversuche unter dem Titel ?Mögliche Exekution des Konjunktivs? abgeheftet, dazu sämtliche Liebesbriefe an Liane in München ? alles von einem Oberleutnant Schnatz über Jahre akribisch gegengelesen, verwegen gedeutet und als staatszersetzend-konterrevolutionäres Schrifttum eingestuft. ?Ich schlage vor, dass wir uns küssen? ist ein Roman über die Absurditäten der Erinnerung, auch der eigenen, über rätselhafte Wirkungen unbeholfener Gedichte und über eine Liebe, wie sie nur in Zeiten der deutschen Teilung blühen konnte. Eine wahre Geschichte, die niemand für möglich gehalten hat. Nicht einmal ihr Verfasser.

Rayk Wieland, geb. 1965, lernte Elektriker, studierte Philosophie, war Zeitungs-, Funk- und Fernsehredakteur und lebt als Autor und TV-Journalist bei Hamburg. Einmal im Monat veranstaltet er zusammen mit Gerhard Henschel den ?Toten Salon? im Nachtasyl des Hamburger Thalia Theaters. Letzte Buchveröffentlichung: ?Öde Orte? (Bd. 1?3, zusammen mit Jürgen Roth, Leipzig 2005).  Pressestimmen:
Ganz Deutschland schnieft zum Mauerfall-Jubiläum mit Guido-Knopp-Ergriffenheitsmiene, nur ein einsamer, 1965 in Leipzig geborener Aufständischer leistet tapfer Widerstand: Rayk Wieland hat einen betont satirischen Roman über das Ost-Berlin der achtziger Jahre geschrieben, in dem von Lebenskünstlern und Lyrikern erzählt wird, von Saufgelagen und einer bittersüßen Liebesaffäre des Helden W. mit einer Westbürgerin. Die Vermischung von großer Politik und privater Gefühlsnot ist so etwas wie das poetische Programm des Ich-Erzählers. Das merkt man schon seinen Gedichten an, die seine Beschatter von der Stasi prompt in Aufregung versetzen. ?Ringsumher sinkt das Niveau, / Sogar im Politbüro?, heißt es da, und weiter: ?An muss ich dich flehen / Nicht von mir zu gehen."
(Spiegel, 11.04.09) Termin: Donnerstag, 5. November 2009, 19.30 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Kuhtor, Ernst-Barlach-Str. 5, 18055 Rostock
Eintritt: 6,00 ? / 4,00 ? ermäßigt (für Schüler, Studenten), freier Eintritt für Förderkreismitglieder Kartenreservierung: (0381) 492 55 81, info@literaturhaus-rostock.de