Programmarchiv Literaturhaus Rostock

07. Februar 2017 | 20:00 Tilman Rammstedt: »Morgen mehr«

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Dr. Lutz Hagestedt (Universität Rostock) // Ort: andere buchhandlung[mehr]

Sommer 1972: Das ganze Leben liegt noch vor dem Erzähler. Er sieht es alles schon vor sich, er freut sich darauf. Das Problem ist nur: Er ist noch nicht geboren. Um genau zu sein, ist er nicht einmal gezeugt worden, seine zukünftigen Eltern wissen noch nichts voneinander und beide haben im Moment ganz andere Sorgen: Seine Mutter ist im Begriff, einem schwermütigen Südfranzosen zu verfallen, während sein Vater gerade mit einbetonierten Füßen in den Main geworfen wird.

Klingt spannend und aberwitzig? Ist es auch! Wie es dem Erzähler gelingt, die beiden in herzzerreißend komischen, aber auch ebenso traurigen Abenteuern zueinander zu führen, ist größtes Fabulierfeuerwerk.
»›Morgen mehr‹ macht süchtig.« (Deutschlandfunk)

Für Hochspannung sorgte auch die Entstehung des Buchs, mindestens beim Autor selbst. Denn begonnen hat »Morgen mehr« als Online-Projekt: Mit einem Abo konnte man täglich ein neues Kapitel lesen, das der Autor am Vortag verfassen musste - Schreibblockaden durfte es nicht geben. Inzwischen ist »Morgen mehr« vollständig in Buchform erschienen, sodass Tilman Rammstedt in aller Ruhe vom täglichen öffentlichen Schreiben und dessen Vorteilen für prokrastinierende Autoren berichten kann. Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren, er lebt in Berlin. 2003 erschien sein Debüt »Erledigungen vor der Feier«, es folgten die Romane »Wir bleiben in der Nähe« (2005), »Der Kaiser von China« (2008), »Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters« (2012) und »Morgen mehr« (2016). Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, u. a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis für das erste Kapitel von »Der Kaiser von China«, und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis.
Tilman Rammstedt schreibt auch im literarischen Blog Freitext von ZEIT ONLINE: http://www.zeit.de/freitext/author/tilman-rammstedt/

Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Universität Rostock und der anderen buchhandlung im Rahmen der LiteraTour Nord 2016/17.

Karten: 9,- € / 7,- € erm.
Vvk.: andere buchhandlung

Ort: andere buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock

02. Februar 2017 | 17:00 Alexandra Senfft: »Der lange Schatten der Täter. Nachkommen stellen sich ihrer NS-Vergangenheit«

Lesung & Gespräch zum Gedenktag der Opfer das Nationalsozialismus // Ort: Frieda 23[mehr]

Das Schweigen der Täter, unbearbeitete NS-Verbrechen und Traumatisierungen durch den Zweiten Weltkrieg wirken kaum bemerkt bis heute nach. Still prägen sie als »vererbtes« Leid das Leben vieler Menschen, beschädigen Biografien und Beziehungen, beeinflussen die Politik.

Eingebettet in die aktuelle Forschung erzählt Alexandra Senffts Reise durch das Erinnern, wie das Schweigen zur Last wird. Ihr Buch stellt unbequeme Fragen gegen das Verdrängen: Weshalb wurden Täter in Opfer verkehrt, welche Rollen spielen Schuld und Scham – und gibt es so etwas wie Gerechtigkeit?

Sensibel und klug zeigt dieses Buch den Nachkommen der Kriegsgeneration Wege, sich auf heilsame Weise mit ihrem Erbe auseinanderzusetzen – und macht durch das Erinnern aus der Last der Vergangenheit eine Chance für unsere Gegenwart und Zukunft. Anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus laden wir in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung MV zu Lesung und Gespräch ein.

Alexandra Senfft
ist Islamwissenschaftlerin und Publizistin. Zu ihren  Themenschwerpunkten gehören u.a. der Nationalsozialismus, der Dialog mit den Opfern, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit sowie der Nahostkonflikt. In ihrem Buch "Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte" schreibt sie vom Umgang ihrer Familie mit dem Erbe ihres Großvaters Hanns Ludin. Ludin war Gesandter des Dritten Reichs in der Slowakei und maßgeblich an der Deportation der slowakischen Juden beteiligt.

Ort: FRIEDA 23, Studio, Friedrichstraße 23, 18057 Rostock

Eintritt: 4,- €/ 2,- € ermäßigt

25. Januar 2017 | 20:00 Arno Schmidt: Eine Bildbiographie

Mit Fanny Esterházy (Hg.), Bernd Rauschenbach, Joachim Kersten und Jan Philipp Reemtsma (Arno Schmidt Stiftung)[mehr]

Wer einmal in den Sog von Arno Schmidts Sprache geraten ist, den lassen dieser Autor und seine Texte nicht mehr los. Doch Arno Schmidt war schon früh auch ein leidenschaftlicher Fotograf. Der Bedeutung von Bildern für ein Leben war er sich bewusst wie kaum ein anderer Schriftsteller: »Mein Leben?!: ein Tablett voll glitzernder snapshots«. Folgerichtig hat Herausgeberin Fanny Esterházy Arno Schmidts Leben mit einer Bildbiographie nachgezeichnet. Mosaikartig setzt sie das Panorama einer eigenwilligen Schriftstellerexistenz zusammen – entstanden ist ein großformatiger Bildband (Suhrkamp), der Unbekanntes und Verblüffendes zutage fördert: neben Fotos und Zeichnungen auch Dokumente aller Art, Notizen und Briefe, Alltägliches und Kurioses. Ergänzt wird dieses Material durch Passagen aus Arno Schmidts Werk, Auszüge aus Tagebüchern von Arno und Alice Schmidt sowie Kommentare von Kollegen und Freunden. An diesem Abend stellt Esterházy das Werk vor und erläutert den gemeinsam mit dem Gestalter Friedrich Forssman entwickelten Aufbau des Buches. Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach und Jan Philipp Reemtsma, die gemeinsam den Vorstand der Arno Schmidt Stiftung bilden, lesen dazu aus den Einleitungstexten. Arno Schmidt (1914 – 1979) war in jeder Hinsicht ein Solitär der deutschsprachigen Literatur. Seine eigenwillige, expressive Prosa, die immer stärker durch seine eigenen Sprachtheorien beeinflusst wurde, lässt sich keinem Zeitgeist und keiner Literaturströmung zurechnen. Der Metaphernreichtum und das Fragmentarische seiner Texte faszinieren ebenso sehr wie die Alltagssättigung des geschilderten Lebens und der Snobismus seiner männlichen Protagonisten.  Den Kontakt zu anderen Autoren mied Schmidt weitgehend: »Jegliche Berührung mit Anderen setzt erfahrungsgemäß meine Leistung herab und stört mich auf Tage hinaus (…)«.Gemeinsam mit seiner Frau Alice Schmidt lebte Arno Schmidt ab 1958 bis zu seinem Tod zurückgezogen im niedersächsischen Bargfeld. Werke (Auswahl): »Leviathan«, »Aus dem Leben eines Fauns«, »Seelandschaft mit Pocahontas« (brachte dem Autor eine Klage wegen Gotteslästerung und Verbreitung unzüchtiger Schriften ein), »KAFF auch Mare Crisium« und »Zettel’s Traum« Eintritt: 7,- € / erm. 5,- € Mit Fanny Esterházy (Hg.), Bernd Rauschenbach, Joachim Kersten und Jan Philipp Reemtsma (Arno Schmidt Stiftung) Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Arno Schmidt Stiftung.

24. Januar 2017 | 20:00 Sabine Gruber: „Daldossi oder Das Leben des Augenblicks“

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Lutz Hagestedt (Universität Rostock) [mehr]

Journalistische Wahrheitsfindung, Krieg, Krisen und eine große Liebe Bruno Daldossi hat sich als Fotograf auf die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten spezialisiert. Nach vielen Jahren in Tschetschenien oder im Irak, im Sudan oder in Afghanistan geht er mit Anfang 60 nur noch sporadisch auf seine gefährlichen Missionen. Als ihn aber seine langjährige Gefährtin Marlis, eine Zoologin, mit der er in Wien zusammenlebt, wegen eines anderen Mannes verlässt, wird der so gehärtete Mann angreifbar, verliert den Halt. Und in seine Trauer mischt sich die Frage: wie umgehen mit dem Leid der Welt, das er in seinen Bildern festhält? Wie viel Wahrheit halten wir aus? Wie viel Einfühlung, wie viel Nähe ist uns möglich? Daldossi freundet sich mit der Journalistin Johanna Schultheiß an, die aus Lampedusa berichten soll, und reist ihr nach. Und er versucht, Marlis zurückzugewinnen und Verantwortung zu übernehmen für wenigstens eins der Schicksale, die seinen Weg gekreuzt haben. Sabine Gruber, geboren 1963 in Meran, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Für ihr Werk, Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke sowie ihre Romane erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. den Priessnitz-Preis, den Förderungspreis zum österreichischen Staatspreis, den Anton Wildgans-Preis und das Robert Musil-Stipendium. Eintritt: 9,- € / 7,- € ermäßigt * Ort: andere buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock Vvk.: andere buchhandlung (Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock)

22. Januar 2017 | 16:00 Peter-Weiss-Lesekreis zur »Ästhetik des Widerstands«

Im offenen Lesekreis starten wir in diesem Jahr mit dem dritten Band der „Ästhetik des Widerstands“. Dieser wird von vielen Kritikern als der stärkste der Romantrilogie von Peter Weiss bezeichnet. Ein einfacher Einstieg in den...[mehr]

Im offenen Lesekreis starten wir in diesem Jahr mit dem dritten Band der „Ästhetik des Widerstands“. Dieser wird von vielen Kritikern als der stärkste der Romantrilogie von Peter Weiss bezeichnet. Ein einfacher Einstieg in den Lesekreis und in die Lektüre ist damit möglich, egal ob Sie Weiss-Kenner sind oder Erstleser. Bislang hat der Lesekreis die ersten beiden Bände gelesen und sich bei den Treffen darüber ausgetauscht.

40 Jahre nach dem Erscheinen von Peter Weiss‘ Roman »Die Ästhetik des Widerstands« erleben wir lokal und weltweit Konflikte und Herausforderungen, die immer mehr Menschen bewegen. Ob eine politische Haltung, sofern sie erfolgreich sein soll, auch eine ästhetische Haltung braucht und was Widerstand bedeutet, darum ging es Peter Weiss in seinem Prosa-Hauptwerk.

Eintritt frei, Neu-LeserInnen willkommen

Ort: Literaturhaus Rostock im Peter-Weiss-Haus (Büro, 1. Stock), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock

18. Januar 2017 | 20:00 2. Prosawettbewerb der Germanistik: Lesung & Preisverleihung

Der Fachschaftsrat Germanistik hat die Tradition des Prosawettbewerbs nach einigen Jahren Pause im vergangenen Herbst wiederbelebt: Im November wurden alle Studierenden der Philosophischen Fakultät aufgerufen, sich mit ihren...[mehr]

Der Fachschaftsrat Germanistik hat die Tradition des Prosawettbewerbs nach einigen Jahren Pause im vergangenen Herbst wiederbelebt: Im November wurden alle Studierenden der Philosophischen Fakultät aufgerufen, sich mit ihren literarischen Erfindungen zu beteiligen. Nun sind die Stifte stumpf, die Finger wund – viele Worte wurden geschrieben und Urteile gefällt. Letzte Station des zweiten Wettbewerbs: die Preisverleihung.

Wie im vergangenen Jahr hat die Hauptjury (Dr. Jan Cölln, Stefanie Kohl, Stephan Lesker, Florian Brandl sowie ein studentisches Mitglied) drei Plätze zu vergeben. Die Jury des Studierendenmagazins heuler zeichnet den besten Text wieder mit einer Veröffentlichung im nächsten Heft aus. Neu in der Runde ist das Literaturmagazin Weisz auf Schwarz, das den eigenen Favoriten ebenfalls mit einem Abdruck prämiert.

Eine Veranstaltung des Fachschaftsrats Germanistik GeFar mit Unterstützung des Literaturhauses Rostock.

Ort: Literaturhaus Rostock (Möckelsaal), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock

Eintritt frei!

10. Januar 2017 | 20:00 Kathrin Röggla: „Nachtsendung. Unheimliche Geschichten“

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord Moderation: Prof. Lutz Hagestedt (Universität Rostock) [mehr]

Jemand sagte: »Acht Ärzte sind gerade online, stellen Sie jetzt Ihre Frage!« … Und nun stand er da in diesem Forum und wunderte sich, am meisten über sich selbst. Kathrin Rögglas Prosa öffnet Tür und Tor für die Gegenwart. Die Erkundung des heutigen Lebens bezieht ein, was sonst in der Literatur kaum vorkommt: Social Media, Erlebnisgastronomie, urbane und ländliche Zweckarchitektur mitsamt Dixi-Klos. Die Gegenwart spiegelt sich jedoch vor allem in der Sprache. So wie die Personen in Rögglas apokalyptischen Kürzestgeschichten redet man heute wirklich – über Geschäfte, Erbschaften, Familie, Krankheit, über sich selbst. Unheimlich sind Rögglas Erzählungen nicht nur in ihrer verfremdenden Überbelichtung, sondern auch, weil das Normale, Haltgebende zu entgleiten droht:  »Gefahrenzonen breiten sich aus, es herrscht Desorientierung, Kommunikation bricht zusammen. Das betrifft das politische Reden, den wutbürgerlichen Aktivismus, den Absturz des Mittelstandes und das Familientreffen in der deutschen Provinz. Kathrin Röggla entwirft politische, soziale und private Szenarien, die sich zu einem Nachtbild unserer gespenstischen Gegenwart zusammensetzen.« (aus dem Klappentext)


Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, lebt in Berlin. Sie arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Italo-Svevo-Preis, den Anton-Wildgans-Preis und den Arthur-Schnitzler-Preis; »wir schlafen nicht« wurde mit dem Preis der SWR-Bestenliste und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. Sie veröffentlichte unter anderem die Prosabücher »Niemand lacht rückwärts«, »Abrauschen«, »Irres Wetter«, »really ground zero«, »wir schlafen nicht«, »die alarmbereiten«, das mit dem Franz-Hessel-Preis geehrt wurde, sowie gesammelte Essays und Theaterstücke unter dem Titel »besser wäre: keine«. Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Universität Rostock und der anderen buchhandlung im Rahmen der LiteraTour Nord. Eintritt: 9,- € / 7,- € ermäßigt * Ort: Literaturhaus Rostock (Möckelsaal), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock Vvk.: andere buchhandlung (Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock)