Programmarchiv Literaturhaus Rostock

17. Januar 2018 | 20:00 3. Prosawettbewerb der Germanistik

Lesung & Prämierung der Preisträger*innen // Eintritt frei[mehr]

Was machen Geisteswissenschaftler*innen, wenn sie nicht gerade Kafka oder Hannah Arendt lesen? Sie schreiben natürlich selbst, und zwar nicht nur Hausarbeiten!

Alle Studierenden der Philosophischen Fakultät konnten im vergangenen Jahr ihre selbstgeschriebenen Prosa-Texte einsenden. Eine fachkundige Jury hat die anonymisierten Beiträge gesichtet und die Texte ausgewählt, die an diesem Abend vorgetragen und prämiert werden.

In der Jury zum 3. Prosawettbewerb der Germanistik, organisiert vom Fachschaftsrat GeFaR:
Herr Brandl, Herr Dr. Cölln, Herr Lesker und die Redakteur*innen des Studierendenmagazins heuler.
Die Vortragenden erwarten Lob und tolle Preise, das Publikum kann neue Talente und Texte zu aktuellen Themen entdecken!

Eine Veranstaltung des Fachschaftsrats der Germanistik »GeFaR« mit Unterstützung des Literaturhauses Rostock.

Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Str. 21, 18057 Rostock
Eintritt frei

09. Januar 2018 | 20:00 Mariana Leky: »Was man von hier aus sehen kann«

Lesung und Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Lutz Hagestedt[mehr]

Die andere buchhandlung war bis auf den letzten Platz besetzt, am Ende wurden selbst Sitzsäcke, Hocker und Schreibtischstühle aus dem Büro dazu geholt, sodass an diesem Abend jeder einen Platz finden konnte, an dem Mariana Leky, vierte von sechs Autoren und Autorinnen der LiteraTour Nord, aus ihrem Buch »Was man von hier aus sehen kann« las. Die Geschichte handelt im Wesentlichen von Selma, der Großmutter der zehnjährigen Erzählerin Luise, und beginnt mit einem schicksalhaften Moment: Denn jedes Mal, wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt am darauffolgenden Tag jemand aus dem Dorf – und zu Beginn des Buches ist es wieder so weit. So müssen die Dorfbewohner angesichts des vielleicht nahen Todes noch schnell einige Dinge in Ordnung bringen – was durchaus für einige Unordnung sorgen kann … Nicht nur dadurch entwickelt sich die Geschichte weiter, von einem Hund, der das Leben der Familie bereichert, über den tatsächlich eintretenden Todesfall bis zum Schluss, als Luise zwölf Jahre später den inzwischen alt gewordenen Hund sucht, stattdessen aber ihre große Liebe findet. Leky wollte ein Buch über die uferlosen und schwer greifbaren Themen wie Tod und Liebe schreiben. Sie verankerte die Geschichte in einem Dorf im Westerwald, da sie diesen Ort von in der Kindheit dort verbrachten Ferien sehr gut kannte – und um ein solches Buch zu schreiben, muss man der Autorin zufolge so einen Ort auch wie seine Westentasche kennen. Die Figuren sind liebevoll gestaltet und bekommen dadurch eine Echtheit, die das Buch so lesenswert macht. Da gibt es Luises besten Freund Martin, der Gewichtheber werden will und deshalb alles hochhebt, Luises Vater, dessen Lieblingsthema seine eigene Psychoanalyse ist,  oder schließlich Selma selbst, deren Ähnlichkeit mit Rudi Carrell fast schon erschreckend ist. Die Dialoge erinnern durch ihren Sprachwitz leicht an Loriot – zB. wenn der Vater von Luise auf die Frage einer Freundin von Selma, ob er in ihren Augen denn die Verzweiflung sehen könne, antwortet, dass dort nur eine beginnende Lidrandentzündung zu erkennen sei. Das Gespräch zwischen Mariana Leky und dem Moderator Lutz Hagestedt schweifte dabei von  Rudi Carrell über benötigte Rituale in einer kleinen Dorfgemeinschaft bis hin zu dem Geruch von Hundepfoten, welche anscheinend bei jedem dieser Vierbeiner unterschiedlich riechen. So musste man durchweg schmunzeln, und sicher ist, dass an diesem Abend jeder der über hundert Besucher sich von seinem Stuhl, Hocker oder Sitzsack lächelnd erhob und mit einer neuen Vorstellung von Rudi Carrell als Frau nach Hause ging. Mariana Leky studierte nach einer Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der Universität in Hildesheim. Mit ihren ersten Erzählungen gewann sie den Allegra Preis 2000. Für den 2001 bei DuMont erschienenen Erzählband »Liebesperlen« wurde sie mit dem Niedersächsischen Literaturförderpreis und dem Stipendium des Landes Bayern ausgezeichnet. 2005 wurde sie für ihren Roman »Erste Hilfe« mit dem Förderpreis für junge Künstler in der Sparte Dichtung/Schriftstellerei des Landes NRW ausgezeichnet. Nach »Die Herrenausstatterin« (2010) ist »Was man von hier aus sehen kann« (2017) Mariana Lekys dritter Roman. Ein Portrait über Mariana Leky finden Sie hier: https://youtu.be/XA9O3Z1EqwU Ein Rückblick von Marie Pruter (Praktikantin).

15. Dezember 2017 | 20:00 WeihnachtsHausLese

Die meiste Lesebühne Rostocks glüht weihnachtlich vor [mehr]

Alles hat ein Ende, auch dieses Jahr, aber uns ist das wurst. Jedenfalls so lange, bis die WeihnachtsHausLese mit ihren literarischen und musikalischen Beiträgen Friede, Freude und Lebkuchen über die Welt gebracht hat! Danach kann das Jahr Schluss machen.
Man muss damit rechnen, dass HausLeserInnen ihre Heldentaten und Sünden in fadenscheiniger Fiktion zum Besten geben, um dann unschuldig am Gabentisch sitzen zu können. Womöglich werden HausLese-Besucher in weihnachtlicher Ekstase aufspringen, um lauthals den Schlussverkauf zu preisen! Sollte uns das zu denken geben? Vermutlich nicht.

Wie immer: freier Eintritt, Überlänge, aber dafür auch Pause in der Mitte. Übrigens: Wer Eigenes oder auch Fremdes vortragen möchte, wendet sich an dschenzone@gmx.de. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock Eintritt frei

12. Dezember 2017 | 19:30 Flurin Jecker: »Lanz«

Lesung und Werkstattgespräch // Moderation: Svenja Ober und Laura Zech (Universität Rostock)[mehr]

In einer Projektwoche soll der 14-jährige Lanz einen Blog schreiben. Erst sträubt er sich, dann breitet er rückhaltlos sein Leben aus, seine Leere, seine Ängste, seine Wünsche. Eigentlich hat Lanz den Kurs nur gewählt, weil Lynn angeblich auch hingeht. Doch am ersten Kurstag ist von Lynn nichts zu sehen, außerdem wird das Projekt von seinem verhassten Klassenlehrer geleitet. Lanz beginnt widerwillig mit seinem Blog, doch dann beschreibt er mit zunehmender Verve sein Leben: von den geschiedenen Eltern, der Kompliziertheit zweier Zuhause, von der Ödnis, von den misslungenen Annäherungsversuchen an Lynn und wie er auf alles nur noch mit Lähmung reagiert.
Das Erzählen ist keine Befreiung; es scheint erst recht alles zu viel, um es zu bewältigen. Als der Lehrer nach der Hälfte der Projektwoche das Vorlesen des Blogs erzwingen will (»Ihr seid ja so aufgewachsen, dass ihr immer alles postet!«), kann Lanz das auf keinen Fall zulassen.

Mit unwiderstehlichem Sog und unerhört frisch erzählt Flurin Jecker von einem Jungen, der vieles hat und dem doch das Wichtigste fehlt.

Flurin Jecker, 1990 in Bern geboren, studierte Biologie, arbeitet als selbständiger Journalist für die Zeitung Der Bund und schloss im Frühjahr 2016 den Studiengang Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut mit dem Debütroman »Lanz« ab. Der Roman erschien im Frühjahr 2017 bei Nagel & Kimche. Mehr über den Autor unter https://flurinjecker.com/
Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Fachschaftsrat der Germanistik »GeFaR« mit Unterstützung des Instituts für Germanistik der Universität Rostock. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock Eintritt: 5,- € bzw. frei für Studierende und Schüler*innen

09. Dezember 2017 | 11:00 Tipp: Workshop für AutorInnen (Ort: Greifswald)

Schritte in die literarische Öffentlichkeit[mehr]

Erste Texte sind geschrieben, ein Manuskript liegt vor? Der Workshop für AutorInnen setzt hier an und erläutert:
- wie man sich und seine Texte präsentiert, um Verlage, Agenturen oder Veranstalter zu interessieren
- welche Marketingkanäle zu empfehlen sind, um seine Leser zu erreichen. Der Workshop besteht aus
1. Referat mit Fragerunde
2. persönlicher Beratung (bitte bei der Anmeldung angeben, ob und was genau gewünscht wird) für vertiefende Fragen, z.B. zu einem vorliegenden Vertrag, geplanten Einsendungen, Bewerbungen um einen Preis.
Der Workshop kann aus zeitlichen Gründen weder Feedback zu Manuskripten noch Lektoratshinweise beinhalten – es kann und soll ausschließlich um Strategisches gehen. Referent: Erik Münnich, Verleger des freiraum-verlag (gegr. 2012 in Greifswald; Fokus: deutschsprachige und polnische Gegenwartsliteratur) Anmeldung bis Donnerstag, 7.12.2017, unter info@koeppenhaus.de oder Tel. 03834-773510 Sa, 09.12.2017, 11-13 Uhr anschließend individuelle Beratung 
Ort: Literaturzentrum Vorpommern im Koeppenhaus, Bahnhofstr. 4-5, 17489 Greifswald 
Keine Teilnahmegebühr. Eine Veranstaltung des LiteraturRat M-V e.V., gefördert vom Ministerium 
für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

07. Dezember 2017 | 11:15 Tipp: Wolfgang Hegewald: »Lexikon des Lebens«

Lesung & Gespräch mit Prof. Holger Helbig / Ort: Hauptgebäude der Universität Rostock (Universitätsplatz 1)[mehr]

Wolfgang Hegewald liest aus seinem neuen Roman »Lexikon des Lebens«. Das Buch ist Lexikon und Roman zugleich: Wenn man sein Leben schon nicht in Ordnung halten kann, warum sollte man es nicht zumindest alphabetisch aufräumen, wenn man davon erzählt? 

Mehr über den 2017 erschienen Roman und den Autor auf der Homepage des Verlags Matthes & Seitz. Eine öffentliche Veranstaltung des Instituts für Germanistik der Universität Rostock im Rahmen der Vorlesung »Erzählen«; der Eintritt ist frei. Ort: Hauptgebäude der Universität, Hörsaal 218 (Universitätsplatz 1, 18055 Rostock)

05. Dezember 2017 | 20:00 Jochen Schmidt: »Zuckersand«

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Lutz Hagestedt (Universität Rostock)[mehr]

Jochen Schmidt macht sich Gedanken über Gegenstände,  denen die meisten anderen keinen zweiten Blick gönnen würden. Am Dienstag (5.12.) war der Autor mit seinem Roman »Zuckersand« zu Gast im Literaturhaus Rostock. Wer dabei war, konnte feststellen: Ob nun im Buch ein Gebiss aus verlorenen Zähnen der Klassenkameraden zusammengestellt wird oder Schmidt im echten Leben über die fachgerechte Aufbewahrung und Entsorgung von Q-Tips diskutiert, jedes Ding scheint bei ihm einer genaueren Betrachtung würdig. Es ist also nicht verwunderlich, dass Karls Vater, die Hauptfigur im Roman, alles sammelt: Jedes Objekt, das im Leben seines Sohnes eine kleinere oder größere Rolle spielt, wird archiviert und aufbewahrt – egal ob nun das erste fertiggestellte Vier-Teile-Puzzle oder die Nabelschnur. Während der Vater sich zu Hause Karl widmet, arbeitet dessen Mutter Klara in der Behörde für Denkmalschutz und schickt SMS mit Tipps zur Erziehung des gemeinsamen Sohnes dem Vater zu, die nicht immer hilfreich sind. Der Vater selbst wiederum erinnert sich in Szenen und anhand von Objekten an seine Kindheit, wenn er beobachtet, wie Karl die Welt entdeckt, und die Gegenstände auch durch die Augen des Sohnes zu betrachten lernt. Der Autor und das Publikum amüsierten sich gleichermaßen über Karl und den Bemühungen seines Vaters, gegen das Vergessen und Wegwerfen anzukämpfen. So tragen Gegenstände, seien sie in den Augen mancher Betrachter auch noch so unbedeutend,  Erinnerungen mit sich und können einen emotionalen Wert haben, der ihre Aufbewahrung für den Besitzer unerlässlich macht. So wird normaler Sandkastensand für einen kleinen Jungen zu »Zuckersand«, und ein altes Buch, in dem der Erzähler die jahrzehntealte Bleistiftsignatur seiner Mutter findet, kann unmöglich aus dem Haushalt entfernt werden.

Im Gespräch mit Prof. Lutz Hagestedt (der, angeregt von den Überlegungen des Erzählers, einen eigenen Q-Tip mitgebracht hatte) ging es allerdings weniger um emotionale als um die praktischen Fragen, die sich aus dem Text ableiten lassen – vor allem um die Theorien zur Kindererziehung, aber auch anderem darum, ob Klara wirklich die richtige Frau für diesen fantastisch verschrobenen Erzähler sei (der Moderator bezweifelte das). Für Jochen Schmidt aber stand fest: Der Roman, dessen Rahmenhandlung der Aufbruch von Vater und Sohn zur Abholung der Mutter von der S-Bahn ist, geht gut aus – am Ende sind alle glücklich vereint.
Jochen Schmidt war der dritte von insgesamt sechs Schriftstellern, die innerhalb dieser Veranstaltungsreihe auf Lesereise gehen, am Ende wird der Preis der LiteraTour Nord an den vom Publikum und der aus den Veranstaltern und Moderatoren bestehenden Jury gewählten Sieger verliehen. Der Autor, geboren 1970 in Berlin ist neben seinem Beruf als Schriftsteller auch Übersetzer. Er war 1999 Mitbegründer der Lesebühne »Chaussee der Enthusiasten« und gewann im selben Jahr den renommierten Literaturwettbewerb Open Mike. Schmidt veröffentlichte zahlreiche Erzählbände (u.a. »Weltall, Erde, Mensch«, »Meine wichtigsten Körperfunktionen«), den Lektüreband »Schmidt liest Proust« und zwei Romane. 2004 erhielt Jochen Schmidt den Förderpreis zum Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Ein Portrait über Jochen Schmidt finden Sie hier: https://youtu.be/RQaH6mGHkjU