Programmarchiv Literaturhaus Rostock

05. Januar 2017 | 20:00 Schrödinger’s Dead and Alive-Slam: RAUSCH

Wenn sich die berauschenden Feiertage dem Ende zu neigen, dann geht beim Schrödingers Dead and Alive-Slam der Rausch schon in die nächste Runde! Gebt euch dem Kopfkino hin, wenn Wortzaubernde in zwei Teams gegeneinander...[mehr]

Wenn sich die berauschenden Feiertage dem Ende zu neigen, dann geht beim Schrödingers Dead and Alive-Slam der Rausch schon in die nächste Runde! Gebt euch dem Kopfkino hin, wenn Wortzaubernde in zwei Teams gegeneinander antreten: Ein Team trägt eigene Texte vor,  das andere präsentiert Werke von toten Literaten und Literatinnen. Doch am Ende wird nur ein Team gewinnen und den ultimativen Euphorie-Rausch erleben können.
Taucht ein in die Welt, in der zwischen Atom und Universum alles möglich ist: in die Welt der Wörter, die Literaturparty des Jahres, präsentiert von PROvoKANT 2.0, dem Fachschaftsrat der Philosophie. Du willst dich selbst dem Adrenalin-Rausch der Bühne hingeben und deinen Text oder einen Fremdtext performen? Dann schreib eine Mail mit deinem Namen und deinem Team an: fachschaft.philosophie@uni-rostock.de!  Eintritt: 3,- € Ort: Literaturhaus Rostock (Studio HdF), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock Eine Veranstaltung des Fachschaftsrats der Philosophie, PROvoKANT, mit Unterstützung des Literaturhauses Rostock.

17. Dezember 2016 | 20:00 Weihnachtshauslese

Die Lesebühne für Schreiber, Singer & Songwriter // Moderation: Jens Lippert und Tobias Wolff [mehr]

Zum Abschluss dieses anstrengenden Jahres sehnt man sich nach Besinnlichkeit im Kreise der Familie und/oder Freunde, gutem Essen und gehaltvollen Gesprächen. Man freut sich auf wahre Verbundenheit, die Worte überflüssig macht.

Vorher aber the same procedure as every year: die Weihnachtshauslese. Man kann Rituale eben nicht einfach ignorieren. Wie alle Jahre wieder gab es deshalb die Geschichten und Lieder der Weihnachtshausleser, unterbrochen von einer routiniert konzeptfreien Moderation - Jens Lippert und Tobias Wolff traten an, um ihre handverlesenen Hausleser anzukündigen (leider hatte sich keine HausLeserIN beworben - sehr schade!), und verlosten fair gehandelte Nikoläuse.

Wie schön das war: Zwei einzig wahre Jahresrückblicke präsentierten Diego Hagen und Stephan Langhans, Ronald Richardt verfertigte mecklenburgisches Binnenseemannsgarn, Bernt mit t lief mit der Straßenbahn und den Vorurteilen um die Wette, die Bibel wurde erfolgreich revidiert, und Rurouni Flojo sang und spielte.

Das war längst nicht alles: Manche Geschichten trafen einen wie der Hieb eines Greifvogels den entflohenen Kanarienvogel im Nacken. Andere gingen in die Herzgegend, so wie auch das Abschlusslied, gesungen von Tobi Wolff & Jens Lippert und allen im Publikum, die sich trauten. »War is over« - damit kann man das Jahr 2016 wohl ganz gut hinter sich lassen.

Die nächste HausLese: voraussichtlich im März. If you want it.
Danke an die meiste Lesebühne Rostocks für diesen wunderbaren Jahresabschluss!

16. Dezember 2016 | 19:30 Lesung & Präsentation des 8. RISSE-Sonderheftes zu Jürgen Landt

Eintritt frei, Spenden willkommen [mehr]

Erstmals ist ein RISSE-Sonderheft einem lebenden Künstler gewidmet: dem 1957 in Loitz geborenen, heute in Greifswald wohnenden Jürgen Landt.
Der sowohl in der Literatur als auch in der Bildenden Kunst bemerkenswerte Landt wurde nach drei Haftstrafen 1983 aus der DDR ausgebürgert und kehrte nach der Wende nach Vorpommern zurück. Das RISSE-Sonderheft veranschaulicht Landts künstlerischen Entwicklungsweg.

Ort: Brasserie „Hermann“, Gützkower Straße 1, 17489 Greifswald

15. Dezember 2016 | 20:00 Clemens Meyer: »Der Untergang der Äkschn GmbH« / »Im Stein«

Lesung & Werkstattgespräch // Moderation: Svenja Ober (Fachschaftsrat Germanistik GeFaR) und Ulrika Rinke (Literaturhaus Rostock) [mehr]

Schon das Debüt »Als wir träumten« machte ihn berühmt, mit seinen darauf folgenden Erzählungen »Die Nacht, die Lichter« gewann er den Preis der Leipziger Buchmesse. Sein jüngster Roman »Im Stein«, der das Wirtschaftsgeflecht aus Prostitution und Kriminalität in einer namenlosen Stadt durch einen vielstimmigen Chor erzählt, begeisterte Leser und Feuilleton gleichermaßen. Clemens Meyer ist ein Autor, der vermeintlich »literaturferne« Themen und Figuren zum Gegenstand und zu den Protagonisten seiner Texte macht, aber sein schreiben darauf zu reduzieren, griffe deutlich zu kurz.

Unter dem Titel »Der Untergang der Äkschn GmbH« legte Clemens Meyer in den renommierten Frankfurter Poetikvorlesungen 2015 seine Sicht auf Welt und Literatur dar. In diesem Jahr erschien das Buch, in dem man den Autor als leidenschaftlichen Leser aller Arten von Literatur und auch als literarischen Experimentator kennenlernt. Erfährt man darin auch, wie Meyer arbeitet?

Wir haben den Autor gemeinsam mit dem Fachschaftsrat Germanistik GeFaR zu Lesung und Werkstattgespräch eingeladen, denn das Interesse der Studierenden an Gegenwartsliteratur und deren Produktion ist groß (sie haben selbst gerade erst zu einem Prosawettbewerb aufgerufen, dessen Preisträger im Januar ihre Texte im Literaturhaus vortragen werden).

Mit einer Lesung aus der ersten der insgesamt fünf Poetikvorlesungen zum »Untergang der Äkschn GmbH« begann dieser gemeinsame Abend. Nach der Hälfte des Kapitels meinte Meyer: »Und jetzt müsste der Hörsaal [bezogen auf die Vorlesung in Frankfurt] langsam leer sein.« Denn leichte Kost ist das am Anfang des Buchs stehende Thesengewitter rund um die »Äkschn GmbH«, deren Identität im Dunkeln bleibt, nicht. Aber der Nebel lichtete sich in der weiteren Lesung und im Gespräch.

Svenja Ober (GeFaR), die den Abend gemeinsam mit Ulrika Rinke moderierte, befragte den Autor zu seinem Vorgehen bei der Recherche und zu seinem Archiv - dabei erfuhr man unter anderem, dass Meyer sein Material (Zeitschriften, Zeitungen, Kataloge und vieles mehr) in einer eigens dafür genutzten Wohnung lagert. Die Glaubwürdigkeit in der Wortwahl seiner Figuren muss Meyer sich auf Umwegen erarbeiten - bei den Gesprächen, die er mit Personen aus verschiedenen Milieus führt, läuft kein Tonband mit.

Neben solchen gewissermaßen technischen Hntergründen berührte das Gespräch auch die literarischen Vorbilder - neben vielen männlichen Autoren hob Meyer auch Brigitte Reimann und ihren Roman »Franziska Linkerhand« hervor, erwähnte aber auch den Autor Werner Heiduczek, dessen Roman »Tod am Meer« ihn noch als jungen Leser sehr geprägt habe.

»Tod am Meer« überhaupt: ein guter Titel! Neben anderen Listen enthält »Der Untergang der Äkschn GmbH auch Meyers Top Ten der besten Romantitel, denn mit Titeln stehe und falle viel. Lustigerweise enthält diese Liste auch Meyer-Titel - und diese Art von Selbstbezug ohne Koketterie, sondern mit viel Humor, die sich durch das Gespräch zog, machte diesen sehr interessanten Abend auch zu einem überaus unterhaltsamen.

Spannend die Einblicke in die Zeit am DLL, noch bevor es (wieder) eine anerkannte Institution im Literaturbetrieb war. Clemens Meyer arbeitete während des Studiums auf Baustellen, um sich zu finanzieren, und besuchte Lehrveranstaltungen gemeinsam mit Juli Zeh und anderen Autorinnen und Autoren, die heute Größen im Literaturbetrieb sind. Ob man dort Schreiben lernt. darüber lässt sich sicherlich keine verbindliche Aussage treffen. Aber der Austausch mit den anderen, das Diskutieren über die eigenen Texte und deren (Nicht-)Funktionieren, das Erproben ihrer Wirkung und das genaue Lesen von Werken wie Thomas Manns »Zauberberg« seien etwas unglaublich Wichtiges für ihn gewesen, so Meyer.

Wer vor Ort war, konnte noch vieles mehr erfahren und sogar vorab ein kurzes Textstück aus Meyers neuem Erzählband hören: »Die stillen Trabanten« erscheint im März 2017 bei S. Fischer.
Wer noch Zeit hatte, konnte danach mit Clemens Meyer nebenan im Café Marat ein Bier trinken. Am Ende saßen wir mit zehn Gästen dort, wo unsere Autorenlesungen meistens weitergehen. Danke für diesen schönen Abend an den Autor und auch an den Fachschaftsrat und das Institut für Germanistik!

10. Dezember 2016 | 18:00 Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2016

Kai Grehn gewinnt Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2016 // Publikumspreise für Katrin Sobotha-Heidelk, Marion Skepenat und Johanna Sailer[mehr]

Ein Fest für die Literatur des Bundeslandes: Über einhundert Gäste hatten sich am Abend des 10.12.2016 im Festsaal des Rathauses eingefunden, den die Stadt Rostock für den ersten Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern zu Verfügung gestellt hatte. Die sechs Finalistinnen und Finalisten stellten in einer jeweils zehnminütigen Lesung Auszüge aus den eingereichten Werken vor: Mit Kurzprosa waren Katrin Sobotha-Heidelk und Okke Baumbach vertreten, Mathias Jeschke trug Gedichte vor, Marion Skepenat, Kai Grehn und Johanna Sailer lasen aus ihren Romanmanuskripten.

Mit dem Preis der Jury wurde der in Berlin lebende Autor und Regisseur Kai Grehn ausgezeichnet. Grehn, 1969 in Grevesmühlen geboren, wurde bislang vor allem für seine Hörspielarbeiten ausgezeichnet. Der Preis der Jury umfasst einen mit 2.000 € dotierten einmonatigen Stipendienaufenthalt im Künstlerhaus Lukas, eine eigenständige Publikation im freiraum-verlag und eine Lesereise durch literarische Institutionen in Mecklenburg-Vorpommern.

In der Jury für den Hauptpreis waren Wiebke Porombka, Moritz Baßler und Anne Blaudzun.Sie haben aus über einhundert anonymisierten Bewerbungen die sechs FinalistInnen ermittelt und schließlich den Preis der Jury vergeben. Ihre Entscheidung für den Text von Kai Grehn, der einen Auszug aus seinem Romanmanuskript »FUNKEN oder So glücklich wie wir ist kein Mensch unter der Sonne« eingesandt hatte, begründete die Jury damit, dass es diesem Text gelinge,

»seine Leserinnen und Leser durch Märchenmotive, seinen eigenen Ton und eine dichte, geradezu musikalische Prosa in eine leichte, heitere, beinahe sedierte Stimmung einzulullen, in ein schönes Aus-der-Welt-gefallen-Sein, in das dann aber doch, über das Thema der Glücksuche, wie unterschwellig eine ganze Menge Welt hineingerät, von der Vergangenheit der Großeltern bis hin zu den Glücksversprechen und Glücksimperativen unserer Gegenwart.«

Der 1. Publikumspreis ging an Katrin Sobotha-Heidelk (dotiert mit 1.000,- €), den 2. Publikums­preis erhielt Marion Skepenat (500,- €), den 3. Publikumspreis gewann Johanna Sailer (300,- €). Alle FinalistInnen können Texte in einer Anthologie des freiraum-verlags veröffentlichen.

Der Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern wurde 2016 erstmals vergeben und stellt das literarische Schaffen von AutorInnen in und aus dem Bundesland in den Mittelpunkt. Ins Leben gerufen haben den Preis das Künstlerhaus Lukas, das Literaturhaus Rostock, das Literaturzentrum Vorpommern im Koeppenhaus, der freiraum-verlag und der LiteraturRat M-V. Ermöglicht wird der Preis durch eine Förderung des Kultusministeriums und durch die Unterstützung eines privaten Sponsors.

06. Dezember 2016 | 20:00 Benedict Wells: »Vom Ende der Einsamkeit«

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Dr. Lutz Hagestedt (Universität Rostock, Institut für Germanistik)[mehr]

Zum Glück mussten wir niemanden wieder nach Hause schicken: Wir haben jede nur mögliche Ecke des Raumes bestuhlt, und alle 200 Plätze im großen Saal waren besetzt. Diese Resonanz auf Benedict Wells neuen Roman hat uns begeistert, aber noch mehr war es der Autor selbst in Lesung und Gespräch.

»Vom Ende der Einsamkeit« stand monatelang auf den Bestsellerlisten, und Benedict Wells hatte seinen inzwischen vierten Roman schon an vielen Orten vorgestellt, doch ihm war keine Spur von Routine anzumerken. Interessant und unterhaltsam war das Gespräch mit Professor Lutz Hagestedt, der gestehen musste, im begleitenden Seminar hätten sich keine kritischen Stimmen zum Roman gefunden. Trotzdem gelang es Hagestedt, seine Eindrücke und Fragen so zu formulieren, dass der Autor auf sehr sympathische Weise über den Schreibprozess Auskunft geben konnte.

Ganze Kapitel habe er gestrichen, so Wells, weil diese Teile der Erzählung »kein Mensch braucht« oder es ihm zu gewollt erschien, dass bspw. Jules zufällig Tagebuchaufzeichnungen seines Vaters findet, die unendlich viel Klarheit und Verständnis ermöglichen. Denn wann im richtigen Leben komme es schon vor, dass man durch solche Fügungen wirklich etwas über seine verstorbenen Eltern erfährt? Außerdem hätte sich sonst das Gewicht zu sehr auf den Vater verschoben, und um den gehe es nun einmal nicht vordergründig.

Ein harter Einschnitt aus Leserperspektive - wie gern würde man noch mehr lesen und erfahren! Aber vielleicht gibt es dieses Textstück ja einmal als einzelne Geschichte, zumindest deutete der Autor an, dass dies eine Möglichkeit sei.

Auch die Bedeutung kritischer Stimmen während des Entstehungsprozesses würdigte Wells: Sowohl sein Agent, seine Lektorin als auch einige andere Personen, die er zu großer Schonungslosigkeit ermuntere, seien für ihn unverzichtbare ErstleserInnen.

Nach der Lesung bildete sich rasch eine lange Schlange, denn mindestens 80 Gäste wollten sich ein Buch signieren lassen. Für jede(n) nahm sich Benedict Wells Zeit, niemand ging nur mit Namenszug und Datum, jede Widmung wurde eine sehr persönliche - so konnte auch noch im kleineren Rahmen über das Buch gesprochen werden. Dem Autor war anzumerken, dass ihm dieser Austausch mit seinen Leserinnen und Lesern ein echtes Anliegen ist.

05. Dezember 2016 | 19:00 »Tschick«

Filmvorführung & Gespräch mit dem Drehbuchautor Lars Hubrich // Regie: Fatih Akin, BRD 2016, 92 min, FSK 12[mehr]

Die Mutter ist wieder in der Entzugsklinik, der Vater mit seiner Assistentin auf »Geschäftsreise«: Der 14-jährige Maik Klingenberg wird die Sommerferien in der elterlichen Villa verbringen. Auf Tatjanas Party ist er (Spitzname »Psycho«) eh nicht eingeladen – als Einziger neben Andrej Tschichatschow, der unerschütterliche Neue in Maiks Klasse mit dem russischen Akzent, genannt »Tschick«. Als Tschick eines Tages mit einem geklauten Lada vor Maiks Tür steht, beginnt eine Reise durch die sommerglühende ostdeutsche Provinz – ohne Karte und Kompass und mit nur einer Kassette im Auto.

Wolfgang Herrndorfs
Roman um zwei Außenseiter war ein Überraschungsbestseller, der Leser jeden Alters begeisterte und seinen Autor berühmt machte. Wie bearbeitet man überhaupt ein Buch, um daraus einen Film zu machen? Welche besonderen Herausforderungen ergaben sich bei »Tschick«? Wie lassen sich Sprache und Weltsicht des Erzählers Maik in Bilder übersetzen? Darüber sprechen wir im Anschluss mit dem Drehbuchautor Lars Hubrich, der den Roman für das Kino adaptiert hat und mit Wolfgang Herrndorf befreundet war.

Lars Hubrich, 1974 in Bremen geboren, studierte Radio/TV/Film an der Northwestern University (Chicago, IL) und war u.a. Teilnehmer des Ekran-Programms der Wajda School of Directing in Warschau. Er arbeitete für und mit einer Reihe von Regisseuren zusammen, zuletzt mit Fatih Akin für »Tschick«, und produzierte für den Sender ARTE u.a. die Reihe »From Sketch«.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem li.wu.
Eintritt: 6,- €, mit li.wu.-Abokarte 5,- €

Ort: LiWu Metropol, Barnstorfer Weg 4, 18057 Rostock