Programmarchiv Literaturhaus Rostock
05. November 2013 | 19:00 Sarah Diehl „Eskimo Limon 9“
Lesung mit der bekannten Autorin, Kulturwissenschaftlerin, Feministin und Dokumentarfilmerin[mehr]
Willkommen in Niederbrechen: Eine jüdische Familie zieht in die hessische Provinz.
Eskimo Limon 9 ist ein Culture-Clash der besonderen Art. Mutig, blitzgescheit und mit rasantem Witz unterzieht Sarah Diehl die deutsche Gedenkkultur einem radikalen Praxistest:
Vor einem frisch verputzten Reihenhaus in einem kleinen hessischen Dorf fährt ein Taxi vor. Auftritt Familie Allon aus Tel Aviv: Vater Chen, Mutter Ziggy und der elfjährige Eran beziehen ihr neues Heim. Während die Allons sich gemütlich einrichten, stellt sich für die alarmierte Dorfgemeinschaft die bange Frage: Wie geht man mit den Neuen um?
Während sich Chen in die Arbeit stürzt und Ziggy versucht, sich mithilfe des altlinken Dorfkauzes Rainer Koffel in der neuen Heimat zurechtzufinden, klärt Eran seine interessierten Mitschüler darüber auf, dass die Eis am Stiel-Filme, anders als von der Dorfjugend vermutet, nicht aus Italien, sondern aus Israel kommen – wo sie Eskimo Limon heißen. Während also kein Mangel an Gesprächsstoff besteht und die Voraussetzungen für eine gelungene Integration eigentlich bestens sind, verspürt die Dorfbevölkerung das zunehmende Bedürfnis, unter Zuhilfenahme der Zugezogenen das Dritte Reich aufzuarbeiten. Dabei tritt in einem Reigen von Missverständnissen die Wahrheit zutage: Die Deutschen wissen zwar vieles über Judenvernichtung – aber kaum etwas über Juden …
Sarah Diehl (*1978) lebt als Autorin und Dokumentarfilmerin in Berlin. Diplom-Museologin, Magister in Afrikawissenschaften und Gender Studies.
Mitarbeit im Verbrecher Verlag, dort Mitherausgabe der Anthologien „Kreuzbergbuch“, „Mittebuch“ und „Neuköllnbuch“. Außerdem Herausgeberin von „Brüste Kriegen“ (Verbrecher Verlag, 2004) und „Deproduktion - Schwangerschaftsabbruch im internationalen Kontext“ (Alibri, 2007); daneben Kurzgeschichten und journalistische Arbeiten in diversen Publikationen.
Ihr Debütroman „Eskimo Limon 9“ über den Culture Clash zwischen Israelis und Deutschen erschien 2012 im Atrium Verlag. Seit 2004 engagiert sie sich im Bereich der internationalen reproduktiven Rechte von Frauen und hat hierzu den preisgekrönten Dokumentarfilm „Abortion Democracy - Poland/South Africa“ gedreht. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Roman „Direkte Sonne“ und ihrem nächsten Dokumentarfilm „Pregnant Journeys“ über Frauen, die sich in der Illegalität helfen, Zugang zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch zu bekommen.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses Rostock und der Unibuchhandlung Hugendubel im Rahmen der Peter-Weiss-Woche 2013.
Eintritt: 6,00 € / 4,00 €* / 3,00 €**
* Ermäßigung für SchülerInnen und Studierende
** Eintrittspreis pro Person für SchülerInnengruppen
04. November 2013 | 19:00 Buchvorstellung mit Detlef Grumbach: Christian Geisslers Roman "Wird Zeit, dass wir leben"
Geissler erzählt in "Wird Zeit, dass wir leben" mit »balladenhaft-lyrischer Präzision« (Heinrich Böll) vom Widerstand der Kommunisten gegen die Nazis in Hamburg.Der Roman basiert auf einer wahren Geschichte, die Detlef...[mehr]
Geissler erzählt in "Wird Zeit, dass wir leben" mit »balladenhaft-lyrischer Präzision« (Heinrich Böll) vom Widerstand der Kommunisten gegen die Nazis in Hamburg.
Der Roman basiert auf einer wahren Geschichte, die Detlef Grumbach in seinem Nachwort darstellt: Das Vorbild für die Romanfigur Leo war der Hamburger Polizist Bruno Meyer, der Anfang 1935 die Widerstandskämpfer Fiete Schulze und Etkar André aus dem Gefängnis befreien wollte. Detlef Grumbach stellt den Autor und seinen Roman sowie diesen historischen Hintergrund vor.
Eine Veranstaltung des Peter-Weiss-Haus e.V. mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Rahmen der Peter-Weiss-Woche.
Eintritt: 6,00 € / 4,00 €* ermäßigt
*Ermäßigter Eintritt für SchülerInnen und Studierende
03. November 2013 | 19:00 Ralf Hoffrogge: Arbeiterbewegung und Kneipenkultur
Ungewöhnliche Einblicke in die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung[mehr]
Das Thema “Drogen und Politik” wurde nicht erst von den 1968ern diskutiert, sondern schon um 1890 gab es eine heftige Debatte dazu. Im Mittelpunkt stand der Alkoholkonsum der Arbeiterklasse und damit verbunden die Frage: Vertragen sich Sozialismus und Saufen? Oder ist absolute Nüchternheit die Voraussetzung für politische Kämpfe?
Interessanterweise setzten sich damals nicht die Abstinenzler durch: der marxistische Chefideologe Karl Kautsky argumentierte zwar gegen die Trunksucht, aber verteidigte vehement die Arbeiterkneipe als zentralen Treffpunkt der Bewegung.
Der Historiker Ralf Hoffrogge gibt eine Einführung zum Zusammenhang von Kneipenkultur und Politik und will über die mal treibende, mal hemmende Wirkung des Alkohols in der Bewegung diskutieren.
Referent: Ralf Hoffrogge, Historiker aus Berlin und Autor der Einführung "Sozialismus und Arbeiterbewegung" in der Reihe theorie.org
Link zum Buch: http://www.theorie.org/titel/655_sozialismus_und_arbeiterbewegung_in_deutschland
Eine Veranstaltung von subraum eG und Peter-Weiss-Haus e.V. im Rahmen der Peter-Weiss-Woche 2013.
Eintritt frei. Spenden willkommen.
02. November 2013 | 19:00 Ivana Sajko: „Szenen mit Apfel“ aus der „Trilogie des Ungehorsams“
Szenische Performance von Ivana Sajko mit Musik von Alen Sinkauz und Nenad Sinkauz Gespräch mit der kroatischen Künstlerin Ivana Sajko, Moderation & Übersetzung: Alida Bremer[mehr]
Das Stück „Szenen mit Apfel“ stellt die Frage nach den Bedingungen von Freiheit. Ivana Sajko spielt mit dem Motiv der Vertreibung aus dem Paradies und errichtet die Anlage des Garten Edens in der Katastrophengesellschaft. Es wirft die Frage auf, ob es überhaupt human ist, sich ein Paradies zu wünschen, ob etwa so ein Verlangen nicht tiefste soziale Unkenntnis verkörpern würde und die Bewohner dieses Gartens nicht eine privilegierte Eliteklasse darstellen würden, um schließlich in einem Zustand ununterbrochener Paranoia zu leben, weil ihnen bewusst würde, dass die Tore zum Paradies eines Tages nachgeben würden und sie gezwungen wären, die Welt anzusehen, die sie nicht hatten retten können. Ivana Sajko, geboren 1975 in Zagreb, gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Südosteuropas. Sie arbeitet als Autorin, Dramatikerin und Regisseurin. Im ästhetischen wie politischen Gestus lassen sich Parallelen zu Peter Weiss aufmachen. Ivana Sajkos Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, vielfach ausgezeichnet und auf internationalen Bühnen gespielt. In deutscher Sprache sind zwei Theatertrilogien erschienen: Archetyp: Medea / Bombenfrau / Europa: Trilogie (2008, Verlag der Autoren) und Trilogie des Ungehorsams: Drei Einakter und der Roman Rio Bar 2008, Matthes & Seitz). Ihre Studie Richtung Wahnsinn (und Revolution) erscheint demnächst im Verlag Matthes & Seitz. Ivana Sajko ist derzeit Stadtschreiberin in Graz in Österreich. Alen Sinkauz, geboren 1978 und Nenad Sinkauz, geboren 1980, sind Musiker und Komponisten. Seit 2008 produzieren sie eigene Theater- und audiovisuelle Projekte. Für Ivana Sajko komponieren und performen sie seit 2010. Alida Bremer, geboren 1959 in Split/Kroatien, ist eine der wichtigsten Vermittlerinnen kroatischer Kultur in Deutschland, 2008 leitete sie den Kroatien-Schwerpunkt auf der Leipzig Buchmesse. Als Übersetzerin ist sie die deutsche Stimme u.a. von Edo Popović und Ivana Sajko. Sie hat zahlreiche Bücher und Sammelbände zu kroatischen Autoren und Themen veröffentlicht, sie schreibt Essays, Kritiken, Prosa und Gedichte auf Kroatisch wie auf Deutsch. Ihr erster Roman Olivas Garten ist kürzlich im Eichborn Verlag erschienen. Eine Veranstaltung des Kulturaustauschs „na brodu (an bord)“, kuratiert von „kulturallmende“, anlässlich des EU-Beitritts Kroatiens, in Kooperation mit dem Literaturhaus Rostock im Rahmen der Peter-Weiss-Woche 2013. Ort: Peter-Weiss-Haus, Studio HdF Eintritt: 6,00 € / 4,00 €**Ermäßigter Eintritt für SchülerInnen und Studierende
02. November 2013 | 16:00 Mitgliederversammlung der Internationalen Peter-Weiss-Gesellschaft (IPWG)
Gäste sind herzlich willkommen![mehr]
Die IPWG dient der Pflege und Erforschung des literarischen, filmischen und bildkünstlerischen Werks von Peter Weiss sowie der Unterstützung und Förderung kultureller und politischer Initiativen, die im Sinne von Peter Weiss einer emanzipativen Ästhetik des Widerstands gegen jede Form der Unterdrückung verpflichtet sind. Sie ist Herausgeberin des Peter-Weiss-Jahrbuchs, das einmal jährlich erscheint. Die Gesellschaft mit internationalen Mitgliedern versammelt sich zu den Mitgliederversammlungen an wechselnden Orten, in diesem Jahr im Peter-Weiss-Haus. Ort: Peter-Weiss-Haus, Möckelsaal02. November 2013 | 16:00 Peter-Weiss-Woche 2013 // 2. November – 8. November 2013
Das gesamte Programm unter www.peterweisswoche.de[mehr]
Das Peter-Weiss-Haus in Rostock entwickelt sich seit 2008 als Haus für freie Bildung und Kultur zu einem gesellschaftlichen Ort für die Auseinandersetzung mit Peter Weiss. Vom 2. bis zum 8. November nähern wir uns dem Crossover-Künstler Peter Weiss (1916-1982) mit künstlerischen und wissenschaftlichen Veranstaltungen in einer Festwoche anlässlich seines 97. Geburtstages am 8. November. Peter Weiss gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker und Schriftsteller der Nachkriegsgeneration, der am Rostocker Volkstheater einen seiner wichtigen Wirkungsorte hatte. Theaterstücke wie Marat/Sade und das Auschwitz-Oratorium Die Ermittlung, seine Erzählung Der Schatten des Körpers des Kutschers und mehr noch die Die Ästhetik des Widerstands machten den auch nach 1945 im schwedischen Exil gebliebenen Künstler nicht nur in den damals beiden deutschen Staaten bekannt. Formen und Inhalte seines Schaffens geben ungebrochenen Anlass und bieten aktuelle Anknüpfungspunkte für die ästhetische, wissenschaftliche und politische Beschäftigung. Die Peter-Weiss-Woche 2013 wird organisiert und gefördert durch: Peter-Weiss-Haus e.V., Literaturhaus Rostock e.V., Soziale Bildung e.V., Subraum eG, Buchhandlung Sequential Art, Internationale Peter-Weiss-Gesellschaft, Rosa-Luxemburg-Stiftung, „na brodu (an bord) – Literatur aus Kroatien“, Auswärtiges Amt und Ministerium für Kultur der Republik Kroatien, kulturallmende, Unibuchhandlung Hugendubel, private Spenden.
29. Oktober 2013 | 20:00 ARTE film: Albert Camus – Lektüre fürs Leben
Filmvorführung[mehr]
Ein Film von Joel Calmettes (ARTE France 2013, 54 Min.)Was genau spricht aus Camus‘ Werken, dass die Menschen weltweit und unabhängig ihrer gesellschaftlichen Position zutiefst bewegt und ihrem Leben einen Sinn gibt? Welche Antworten gibt der französische Schriftsteller und Philosoph auf die Frage nach dem Sinn des Lebens? Am 3. November 2013 wäre der große Existenzialist Albert Camus 100 Jahre alt geworden. Die Hommage des Filmemachers Joël Calmettes spürt dem Zauber nach, den Camus' Werk bei den Lesern hinterlässt, u.a. kommen Cap Anamur-Gründer Rupert Neudeck, die Musikerin Patti Smith und Thierry Bregaud, französischer Präsident von Ärzte ohne Grenzen, zu Wort. Eine Veranstaltung des Literaturhauses Rostock in Kooperation mit dem Kulturpartner ARTE. ARTE film: Albert Camus - Lektüre fürs Leben
Dienstag, 29. Oktober 2013, 20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock
Eintritt frei