Programmarchiv Literaturhaus Rostock
15. September 2018 | 16:00 Tor Eystein Øverås „Dorthin“, Literarische Reise 2005
Lesung & Gespräch (norwegisch/deutsch) Moderation Klaus-Jürgen Liedtke, Übersetzung und deutsche Texte: Elke Ranzinger [mehr]
Tor Eystein Øverås hat eine Reise um und über die Ostsee gemacht: Er folgt den literarischen Spuren in der Landschaft, besucht Orte, an denen Schriftsteller lebten, und reflektiert die entstandene Literatur und ihr Gefühl für Zeit und Ort, untersucht die Beziehung zwischen Literatur und Nationalität. Øverås Buch überschreitet Grenzen in der baltischen Region, sucht nach literarischen Verbindungen und knüpft selbst Verbindungen zwischen den nationalen Literaturen des Ostseeraums, um daraus eine ganze, neue Literatur zu machen. „Dorthin“ wurde erstmals 2005 mit dem Titel „TIL“ in Norwegen veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe ist in Vorbereitung. Tor Eystein Øverås, geboren 1968 in Bodø (Nordnorwegen), Autor, Übersetzer und mehrere Jahre lang Redakteur der Literaturzeitschrift Vinduet. Er war bereits 2008 als Stipendiat im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop und lebt als intellektueller Nomade zwischen Bodø und Berlin. Eintritt frei Ort: Edvard-Munch-Haus Warnemünde Eine Veranstaltung mit Unterstützung von NORLA – Norwegian Literature Abroad14. September 2018 | 20:00 Buchpremiere: Die Ostsee
Mit Jan Philipp Reemtsma (D), Stefan Chwin (PL), Clas Zilliacus (FIN) und Peter Wawerzinek (D) sowie dem Herausgeber Klaus-Jürgen Liedtke (D) und dem Verleger Wolfgang Hörner (D) Lesung & Gespräch (deutsch/polnisch/finnisch) /...[mehr]
Was verbindet den Ostseeraum? Wie werden Brücken über das Meer gebaut? 128 Texte von Autor*innen rund um die Ostsee hat Klaus-Jürgen Liedtke zu einem Buch zusammen-geschmiedet: Es spiegelt die historische Tiefe, die gegenseitigen Beziehungen und die literarische Vielfalt der gesamten Ostseeregion. Nicht nur sind alle Anrainerländer vertreten, sondern auch die ersten schriftlichen Erwähnungen des europäischen Binnenmeeres durch Tacitus, die Jan Philipp Reemtsma übersetzt hat und lesen wird, bis hin zu Gegenwartsautoren wie Peter Wawerzinek, der seinen Text in seiner Geburtsstadt vorträgt.
Den kulturellen und historischen Bogen werden am Premierenabend neben dem Herausgeber und dem Verleger der Anthologie zwei große Persönlichkeiten des Ostseeraums spannen: Stefan Chwin, Autor der »polnisch-deutschen Versöhnung«, sowie Clas Zilliacus, Kenner der »finnlandschwedischen Literatur«.
Das Literaturhaus Rostock und der Verlag Galiani Berlin laden dazu ein, die Ostseeregion und damit auch die Heimat des 800-jährigen Rostocks literarisch zu erkunden. Im Anschluss möchten wir gemeinsam mit Ihnen auf die Premiere der Anthologie anstoßen. Klaus-Jürgen Liedtke (Hg.): Die Ostsee. Berichte und Geschichten aus 2000 Jahren, Galiani Berlin. Erhältlich ab dem 7. September 2018.
Eintritt frei Ort: Festsaal des Rathauses, Neuer Markt 1, 18055 Rostock
13. September 2018 | 20:00 Baltic Jam – Junge Literatur & Kunst aus dem Ostseeraum
Texte, Gespräch, Soundpainting und bewegte Bilder (estnisch, schwedisch, deutsch) Moderation: Yvonne Bindrim Musik: Marten Pankow & Band [mehr]
Die Greifswalder Anthologie „Neue Nordische Novellen“ präsentiert in deutscher Erstübersetzung Kurzgeschichten aufstrebender Autor/innen aus insgesamt elf Sprachen von Island bis nach Russland. Wir stellen an diesem Abend zwei Newcomer aus Estland vor: Margit Lõhmus schreibt auf Estnisch, P.I. Filimonov auf Russisch. Übersetzt wurden ihre Texte von Studierenden aus Greifswald, die die deutsche Lesung bestreiten. Musik von Marten Pankow begleitet die Buchpräsentation – im zweiten Teil des Abends gibt es „Soundpainting“ mit Marten Pankow & Band zur Lyrik von Johan Holmlund: ein Erlebnis für mehrere Sinne! Mitwirkende: Margit Lõhmus, P.I. Filimonov (Estland), Johan Holmlund (Schweden), Yvonne Bindrim, Marcel Knorn (Greifswald), Marten Pankow & Friends (Rostock) Eintritt frei Ort: Peter-Weiss-Haus, Doberaner Straße 2113. September 2018 | 19:00 Stefan Chwin: Tod in Danzig
Lesung & Gespräch (deutsch/polnisch) Moderation: Katrin Möller-Funck Übersetzung & deutsche Lesung: Dagmara Kraus [mehr]
Die Deutschen verlassen 1945 das brennende Danzig; kurz darauf suchen heimatvertriebene Polen in den leeren Wohnungen ein neues Zuhause. In einem Haus in der früheren Lessingstraße verflechten sich die Geschichten der alten und neuen Bewohner … Stefan Chwins Beschreibung einer legendären Stadt ist auch ein Roman über Heimatlosigkeit und Verlust. Die polnisch-deutsche Nachbarschaft ist zwar längst ein Musterbeispiel an Friedfertigkeit, braucht jedoch aufmerksame, kritische Beobachtung und aktive Gestaltung. Diese liefert Stefan Chwin in seinem gesamten literarischen und gesellschaftlichen Wirken. Stefan Chwin, geb. 1949 in Gdańsk, wo er weiterhin lebt. Nachfahr ausgesiedelter Polen aus Wilna. Als Prosaautor und Essayist Chronist der deutsch-polnischen Geschichte in Danzig, was ihm den Beinamen „polnischer Günter Grass“ eintrug. Auf Deutsch erschienen bislang drei Romane und „Ein deutsches Tagebuch“. Eintritt frei Ort: Kempowski-Archiv Rostock, Klosterhof 3 Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kempowski-Archiv Rostock13. September 2018 | 19:00 Hans Peter Neureuter: Brecht in Skandinavien
Vortrag und Gespräch im Rahmen der Konferenz Reading the Baltic – Die Ostsee lesen. Moderation: Stephan Lesker (Sprache: deutsch) [mehr]
Brechts berühmt gewordener – weil vielzitierter – Ausspruch „öfter als die Schuhe die Länder wechselnd“ (aus dem Gedicht An die Nachgeborenen) drückt eine existenzielle Erfahrung aus, die Leben und Schreiben des gebürtigen Augsburgers nachhaltig beeinflusst hat. Die Nationalsozialisten entzogen ihm die deutsche Staatsbürgerschaft und sein Exodus führte ihn durch insgesamt sieben Länder. Das skandinavische Exil kam in seiner Empfindung dem am nächsten, was sich als Heimstatt bezeichnen lässt. Seiner Produktivität taten die sehr erschwerten Arbeitsbedingungen kaum einen merklichen Abbruch, auch wenn er sie als unendlich bedrückend empfunden haben muss. Auf bemerkenswerte Weise eignete er sich Stoffe an, die ihm in den Exilländern zugetragen wurden und machte sie sich für seine Produktion nutzbar. Das Stück Herr Puntila und sein Knecht Matti ist nur eines unter vielen Beispielen dafür. Der Germanistikprofessor Hans Peter Neureuter wird in seinem Vortrag die finnische Episode in Brechts Leben unter Hervorhebung einiger wichtiger Aspekte (wie bspw. Brechts vermeintliche „Isolation“) beleuchten und anschließend mit dem Rostocker Literaturwissenschaftler Stephan Lesker und den darüber diskutieren. Eintritt frei Ort: Institut für Germanistik August Bebel Str. 28, Raum 8.023.13. September 2018 | 17:00 Spaziergang 1 – Im Raume lesen wir die Zeit
Treffpunkt: Kröpeliner Tor | Dr. Wolfgang Gabler[mehr]
Rostock beherbergt die älteste Universität Nordeuropas. Gern wird sie als „Leuchte des Nordens“ bezeichnet. Sie wurde 1419 gegründet und sandte über die Jahrhunderte hinweg Signale aus, die viele Dichter erreichten. Vor 500 Jahren gehörte Ulrich von Hutten zu ihnen. Viele, die nach ihm kamen, waren einst kaum weniger berühmt, aber nur wenige sind in Erinnerung geblieben. Dennoch war die Universität nicht nur ein Hort der Schönen Literatur, sondern auch eine Institution, deren Mitglieder Literatur behinderten, aussortierten, gar verbrannten.Damit symbolisiert allein dieses Gebäude die Gegensätze der Literaturgeschichte auf engstem Raum. Solche Spannungen sind Thema dieses Spaziergangs durch das literarische Rostock. In der Nördliche Altstadt etwa stoßen wir auf ein seltsames Reiterdenkmal, das längst zu einer Art literarischem Wahrzeichen Rostocks wurde. Was es mit diesem Bronzeguss von Jo Jastram auf sich hat, wo Fritz Reuter in dieser Gegend andockte und warum das Kempowski-Ufer eine ziemlich heikle Ehrung darstellt, sind nur drei der reizvollen Fragen, die auf diesem Spaziergang aufgeworfen und – Schritt für Schritt – beantwortet werden. Teilnahmegebühr: 5,-
Treffpunkt: Kröpeliner Tor Die literarischen Spaziergänge durch die »Literaturstadt Rostock« basieren auf dem gleichnamigen Buch, erschienen bei edition a. b. fischer. Erhältlich ist das Buch direkt beim Verlag oder in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe.
04. September 2018 | 19:00 »Erster Verlust«
nach Brigitte Reimanns früher Erzählung »Die Frau am Pranger« Filmvorführung & Gespräch [mehr]
Auch wir wollten im Brigitte-Reimann-Jahr 2018 an das Werk der Schriftstellerin erinnern - mit Film, Einführung und Gespräch. Leider war Erika Becker vom Literaturzentrum Neubrandenburg/Brigitte-Reimann-Literaturhaus, die den Abend initiiert hatte, kurzfristig erkrankt, sodass Ulrika Rinke (Programmleiterin, Literaturhaus Rostock) einsprang Nach ihrer biographischen Einordnung (bei der auch Brigitte Reimanns selbstkritische Bewertung ihres Frühwerks zur Sprache kam -) und einer kurzen Notiz zur Text war es dann auch schon so weit: Mit sechs Original-Filmrollen der DEFA und zwei Vorführgeräten wurde den Besucher*innen des vollbesetzten Möckelsaals ein besonders Filmerlebnis dargeboten. Über 100 Minuten erzählte »Erster Verlust«, angelehnt an die frühe Erzählung »Die Frau am Pranger«, die Geschichte einer jungen Bauersfrau, die sich 1942, während ihr Mann im Krieg ist, zu dem russichen Kriegsgefangenen Alexej hingezogen fühlt, der ihrem Hof als Zwangsarbeiter zugeteilt wurde.In Reimanns Erzählung von 1956 - ihr erster literarischer Erfolg, der sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte - steht die Emanzipation der jungen, geduckten Kathrin von Mann, Schwägerin und Dorfgesellschaft im Mittelpunkt. Zugleich findet in den vertrauten Gesprächen mit Alexej eine Art politischer Bewusstwerdung statt - im Sinne einer gesellschaftlichen Utopie, die der Autorin auch dann noch wichtig war, als die Wirklichkeit sie schon enttäuschte. Auf die Entdeckung des Verhältnisses zwischen der Deutschen und dem russischen Kriegsgefangenen folgen gesellschaftliche Ausschlussrituale und KZ, doch nach dem Krieg auch ein Neubeginn. Der in den späten 80er Jahren entstandene Film greift auf Motive der Erzählung zurück, geht jedoch sehr frei mit ihnen um - sowohl die Beziehung zwischen den beiden Frauen auf dem Hof als auch die zwischen Kathrin und ihrem Mann weichen deutlich von der literarischen Vorlage ab, während Alexej keineswegs dem Idealtypus des aufgeklärten Sowjetbürgers entspricht und eine eher jungenhaft zarte Figur ist, deren Innenleben unzugänglich bleibt. Dadurch verhandelt er die von Reimann aufgeworfenen Themen und Fragen auf anregende Weise neu. Die Zuschauer*innen waren von den starken Bildern gebannt - auch produktionsbedingte Schwierigkeiten mit der Tonspur minderten die Begeisterung augenscheinlich nicht. Wir danken dem Literaturzentrum Neubrandenburg und dem Landesverband Filmkommunikation M-V e.V. für diese besondere Kooperationsveranstaltung anlässlich des 85. Geburtstag von Brigitte Reimann.
Weitere Vorführungen: Rostock (Toitenwinkel), Carwitz, Greifswald, Brüssow und Sassnitz. Die Deutsche Kinemathek unterstützt die Tournee durch Bereitstellung der 35mm-Filmkopie von 1990. DEFA 1990, 102 min. Buch und Regie: Maxim Dessau und Peter Badel; in den Hauptrollen: Jaecki Schwarz und Julia Jäger