Programmarchiv Literaturhaus Rostock

26. März 2019 | 20:00 Rückblick zu Helene Hegemann und Anke Stelling »Sagte sie«

Moderation: Emily Grunert[mehr]

Am 26. März kamen zahlreiche Besucher*innen zu der Lesung von Helene Hegemann und Anke Stelling ins Literaturhaus Rostock. Die beiden Autorinnen waren an der Anthologie von Lina Muzur beteiligt, in der es um die Beziehung zwischen Mann und Frau, brutalen Machtmissbrauch, aber auch den Wunsch nach Verführung geht.
 Die Moderatorin Emily Grunert sagte zunächst ein paar einführende Worte, bevor sie die beiden Autorinnen vorstellte. Zudem gratulierte sie Anke Stellung, deren Roman »Schäfchen im Trockenen«  mit dem diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde.

Die Frage, ob die beiden Frauen, nachdem sie angefragt wurden, sich an der Anthologie zu beteiligen, bereits wussten, in welche Richtung sie gehen wollten, bejahten beide. Anke Stelling behauptete, dass das, was sie sowieso schreiben wollte, gut in das Konzept passte und sie nicht groß extra recherchieren musste. Helene Hegemann war der gleichen Meinung. In dem Text, der von Anke Stelling verfasst und an diesem Abend gelesen wurde, geht es darum, dass aus einer Beobachtersicht die Beziehung der Charaktere Franziska und Varud geschildert wird, die durch Unterdrückung und einem ungleichen Machtverhältnis geprägt ist. Franziska und Varud lernen sich in einer Bar kennen, kommen zusammen und bekommen zwei Kinder. Schnell ist jedoch da, dass Varud der Herr im Haus ist und Franziska sich, durch ihr fehlendes Durchsetzungsvermögen, alles gefallen lässt. Auf die Frage, warum sich Hierarchien in Beziehungen wie ein roter Faden durch Anke Stellings Werke zieht, antwortete diese, dass sie versuchen will, Dinge aus ihrem Umfeld, die sie nicht verstehen kann, literarisch in eine Form zu bringen. „Ich glaube an die Kunst“, teilte sie dem Publikum des Weiteren mit. Dennoch fügte sie an, dass es schwierig sei, Leser*innen für diese Art von Themen zu gewinnen. Sie wüsste, dass es riskant sei, die Wut, die mit diesen Themen verbunden ist, auszudrücken, ist aber der Meinung, dass sie nicht die Einzige sein kann, die sich für solche Themen interessiert. Der Grund, warum die Protagonistin in ihrer Geschichte am Ende nicht aus diesem Machtverhältnis ausbrechen kann, sei, dass sie keine Heldengeschichte schreiben, sondern eine realistische Darstellung präsentieren wollte. Helene Hegemann fügte zu der Diskussion hinzu, dass Hierarchien in Beziehungen kein Frauenproblem seien und es auch umgedrehte Dynamiken gäbe. Sie betonte hierbei, dass die Anthologie nicht speziell weibliche Probleme thematisieren sollte, merkt jedoch an, dass eine Anthologie von männlichen Autoren verfasst einen ganz anderen Effekt haben würde. In dem Text von Helene Hegemann lebt die Protagonistin in einer Wohngemeinschaft in der kanadischen Seeprovinz, die von Jacobi, einer Freundin von ihr, initiiert wurde. Die Hauptprotagonistin nimmt in der Gemeinschaft eine Außenseiterposition ein und stellt sich im Laufe der Handlung  die Frage nach den Unterschieden zwischen ihr und den Männern in der Gemeinschaft. Als Jacobis Ehemann Ethan für eine Zeit bei ihnen wohnt, fühlt sie sich zu ihm angezogen und verbringt eine Nacht mit ihm. Der Machtbegriff, der sich durch die Anthologie zieht, zeigt sich in dem Text dadurch, dass es nach der gemeinsamen Nacht zu einer Art Machtverschiebung kommt. Die Hauptprotagonistin zieht sich die Macht in gewisser Weise an sich, als sie der „Chefin“  der Gemeinschaft den Mann ausspannt. Wir bedanken uns bei Helene Hegemann und Anke Stelling für diesen interessanten Abend. Eine Kooperationsveranstaltung des Frauenwerks der Nordkirche, der Heinrich-Böll Stiftung MV und des Literaturhauses Rostock.  Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)

26. März 2019 | 20:00 »Sagte sie« - 17 Erzählungen über Sex und Macht

Anke Stelling und Helene Hegemann[mehr]

17 Frauen berichten in 17 Erzählungen von ihren Erfahrungen mit Sex, Brutalität und Einsamkeit.  In »Sagte sie« (erschienen beim Hanser Berlin Verlag) schildern einige der besten Autorinnen der deutschen Gegenwartsliteratur auf unterschiedlichste Art  die Beziehung zwischen Frau und Mann – hochaktuell in einer Zeit, in der das Miteinander der Geschlechter wieder stark diskutiert und verhandelt wird. Autorinnen wie Margarete Stokowski, Annett Gröschner oder Mercedes Lauenstein erzählen von Stärke, Selbstbestimmung und Nötigung: Berichte über brutalen Machtmissbrauch, stehen neben Texten über den Wunsch nach Verführung und über die Verwirrung, die entsteht, wenn Gefühle nicht auf gleiche Weise erwidert werden.

Helene Hegemann und Anke Stelling, zwei der Autorinnen der Anthologie, lesen aus ihren Beiträgen und diskutieren über den Umgang mit Beziehungen in unserer  Gesellschaft. Sie klären auf über Fragen der Gleichberechtigung und schneiden Themen an, die sonst im öffentlichen Raum kaum behandelt werden. Moderiert wird der Abend von Emily Grunert (Literaturhaus). Helene Hegemann, 1992 geboren, lebt in Berlin. 2010 debütierte sie als Autorin mit dem Roman "Axolotl Roadkill", der in 20 Sprachen übersetzt wurde. Die Verfilmung, bei der sie selbst Regie führte, wurde beim Sundance Festival 2017 mit dem World Cinema Dramatic Special Jury Award for Cinematography ausgezeichnet. Bei Hanser Berlin erschien von ihr zuletzt der Roman " Bungalow", der es bis auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Anke Stelling, geboren 1971 in Ulm, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2004 wurde ihr gemeinsam mit Robby Dannenberg verfasster Roman „Gisela“ verfilmt, 2010 die Erzählung „Glückliche Fügung“. Mit ihrem im Verbrecher Verlag erschienenen Roman „Bodentiefe Fenster“ (2015) auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2015. Zudem stand der Roman auf der Hotlist 2015 der unabhängigen Verlage und wurde mit dem Melusine-Huss-Preis 2015 ausgezeichnet. 2017 erschien ihr Roman „Fürsorge“ im Verbrecher Verlag. 2018 folgte der Roman "Schäfchen im Trockenen" (nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2019) Eintritt: 5,- €/3,- € erm.
Vvk.: in der anderen buchhandlung Eine Kooperationsveranstaltung des Frauenwerks der Nordkirche, der Heinrich-Böll Stiftung MV und des Literaturhauses Rostock. 

25. März 2019 | 18:00 Ausstellung: Reiner Mnich – Autorenporträts – Lesungen des Literaturhauses Rostock und deren Gesichter

Begleitveranstaltung mit Reiner Mnich und Prof. Lutz Hagestedt[mehr]

Viele Schriftsteller*innen haben sich in den vergangenen Jahren im Literaturhaus dem Rostocker Publikum vorgestellt. Seit 1996 begleitet Reiner Mnich die Lesungen des Literaturhauses fotografisch. Eine kleine Auswahl seiner Arbeiten, entstanden zwischen 2002 und 2019, ist vom 11. März bis zum 06. Mai 2019 in der Universitätsbuchhandlung Hugendubel zu sehen, u.a. mit Fotografien von Zeruyah Shalev, Michel Houellebecq, Nino Haratischwili oder Ingo Schulze. Am 25. März um 18:00 Uhr findet eine begleitende Veranstaltung statt, in der Prof. Lutz Hagestedt eine kurze Einführung gibt. Alle Interessierten sind eingeladen bei einem Glas Wein mit dem Fotografen und Prof. Lutz Hagestedt ins Gespräch zu kommen. Reiner Mnich wurde 1959 in Wolmirstedt bei Magdeburg geboren und ist ein Dipl.-Lateinamerikawiss./ Literaturwiss. und wiss. Dokumentar. In den 90er Jahren war er Mitarbeiter im Kulturamt der Hansestadt Rostock und verantwortlich für die Projekte "Zustandsanalyse 40 Jahre DDR Kunst in öffentlichen Gebäuden und Räumen Rostocks" und "Historische Kunstwerke im öffentlichen Raum der Hansestadt Rostock". Seit 2005 ist er Geschäftsführer des Literaturhauses Rostock. Zu seinen Publikationen gehören u.a. „Rostock und Warnemünde - Bildende Kunst im Stadtbild.“ (mit Lutz Nöh; 2000 im Hinstorff Verlag erschienen) und „Kunstwege. Spaziergänge durch Rostock und Warnemünde“ (mit Matthias Schümann; 2006 im Hinstorff Verlag erschienen). Weitere Ausstellungen mit Reiner Mnich waren u.a. „Autoren in Veranstaltungen des Literaturhauses Kuhtor von 1996 bis 2001“, Literaturhaus Kuhtor, Rostock (Juli 2001 bis Januar 2002) und „25 Jahre Literaturhaus Rostock“ (September bis Oktober 2015).

 Prof. Dr. phil. habil. Lutz Hagestedt wurde 1960 in Goslar (Niedersachsen) geboren und ist Literaturkritiker, Literaturwissenschaftler und seit 2004 Professor für Neuere und neueste deutsche Literatur an der Universität Rostock. Von 1983 bis 1988 studierte er Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Bielefeld und LMU München. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u.a. „Das Genieproblem bei E.T.A. Hoffmann“ (1991) und „Ähnlichkeit und Differenz. Aspekte der Realitätskonzeption in Ludwig Tiecks späten Romanen und Novellen.“ (1997).

Veranstaltungsort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock Eintritt frei. Eine Ausstellung in Kooperation von Universitätsbuchhandlung Hugendubel und Literaturhaus Rostock

12. März 2019 | 20:15 Rückblick zu Uschi Brüning »So wie ich«

musikalische Lesung, begleitet von Lukas Natschinski am Piano und an der Gitarre[mehr]

Am 12.März kamen zahlreiche  Besucher*innen in die Universitätsbuchhandlung Hugendubel, um sich die musikalische Lesung der großen Jazz-und Soulsängerin Uschi Brüning anzusehen. Lukas Natschinski begleitete sie dabei am Piano und an der Gitarre. Gleich zu Beginn begrüßte er das Publikum mit einem Gitarrensolo, bevor Uschi Brüning das Lied ihres gleichnamigen Albums und der Autobiografie »So wie ich« sang. Das Lesen einzelner Textauszüge und das Singen der Lieder aus einem vielfältigen Spektrum wechselten sich ab. Und das obwohl Uschi Brüning bereits vorwarnte, dass sie erkältet sei.
„Ich mute Ihnen das jetzt zu und wenn Sie es nicht mehr aushalten, dann können Sie gehen“, scherzte sie an einer Stelle und brachte das Publikum damit nicht zum ersten Mal an diesem Abend zum Lachen. Während der gesamten Lesung schaffte sie es, mit Witz und scherzhaften Kommentaren sowie kurzen Konversationen zwischen ihr und Lukas Natschinski den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Gegangen ist nach ihrer Aussage keiner, da Uschi Brüning trotz Erkältung mit ihrer Stimme alle in ihren Bann zog. So gab sie unter anderem „Der Sohn meiner Nachbarin“ zum Besten, ein Lied, das auf dem  Song „Son of a preacher man“  von Dusty Springfield basiert. Die deutsche Version hatte ursprünglich Gerulf Pannach für Veronika Fischer geschrieben. Ein weiteres Highlight war Uschi Brünings Darbietung des Klassikers „Amazing Grace“.  Lukas Natschinski bereicherte den Abend zusätzlich zu seiner musikalischen Begleitung mit einigen Gitarrenstücken, darunter auch einem selbstkomponierten Solo. Die Textauszüge, die Uschi Brüning zwischen den Liedern las, stammten aus ganz unterschiedlichen Abschnitten ihres Lebens. So beginnt der Prolog mit einer Aufforderung Manfred Krugs: „Schreib über dich, dein Leben, über die Musik, über Luten, den Gesang ... Nur du kannst das erzählen.“. Diese weigerte sich zunächst mit der Begründung, dass sie auf die Bühne und nicht in ein Studierzimmer gehöre. Schnell wechselte das Thema von den Anfängen ihres Schreibprozesses zum Musizieren im Haushalt mit ihrem Ehemann und schließlich zu der Bedeutung des Wortes „Zuhause“. Sie berichtete von den Anfängen ihrer Musikkarriere, die durch den Anruf von Klaus Lenz, einem großen Jazzmusiker und Bandleader der DDR, einen entscheidenden Schritt nach vorne machte. Dieser lud sie zu sich nach Berlin ein, um bei ihm vorzusingen. Auf diesen Tag bereitete sie sich natürlich besonders gut vor, doch ihre Bemühungen waren umsonst, da er ihr letztendlich das Lied „Yesterday“ von den Beatles vorgab. Dennoch konnte sie ihn überzeugen und er gab ihr die Chance, sich als Sängerin vor dem Publikum der DDR zu beweisen. Hierbei glich es für sie fast einem Drahtseilakt, sich in der DDR möglichst anzupassen und gleichzeitig genügend Freiheiten einräumen zu können. Der Blick in die Stasi-Akten fiel Jahre später eher negativ aus, wobei Uschi Brüning betonte, dass kaum etwas davon der Wahrheit entsprach. Auch innerhalb der Musikszene  gab es immer wieder Hindernisse und so erzählte Uschi Brüning dem Publikum von Türen, die zugeschlagen wurden sowie dem Versuch, etwas Neues zu wagen und unabhängig zu werden. Außerdem gab sie einen Einblick in das musikalische Verhältnis zu ihrem Ehemann, mit dem sie viele Jahre als Duo auftrat. Das anschließende Lied mit dem Titel „Anthropology“ aus dem Jahr 1982 passte perfekt zu diesem Textauszug, da es an vielen Stellen fast schon wirkte, als würden die Klänge des Pianos und der Gesang einen Dialog miteinander führen. Neben Erzählungen aus ihrer Karriere als Sängerin gab es auch solche, die von zwischenmenschlichen Beziehungen handelten. So erzählte sie von ihren vielen Begegnungen mit Manfed Krug sowie mit anderen Weggefährt*innen, wie z.B. Nina Hagen. Zum Abschluss sang sie den Song „What a Wonderful World“ von Louis Armstrong, der ihr noch einmal Applaus einbrachte. Wir bedanken uns für diesen musikalischen und unterhaltsamen Abend. Eine gemeinsame Veranstaltung der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock. Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)

12. März 2019 | 20:15 Uschi Brüning: »So wie ich«

Musikalische Lesung, begleitet von Lukas Natschinski am Piano[mehr]

»Wenn ich singe, dann bin ich glücklich und ganz bei mir.«

Uschi Brüning, die große Jazz- und Soulsängerin, erzählt in ihrer Biografie »So wie ich« (Ullstein Buchverlage) von ihrem Leben als Musikerin in der DDR unter dem SED-Regime und warum sie dennoch nie die Ausreise in den Westen erwogen hat. Schon von klein auf singt sie mit Begeisterung - zu Hause, auf der Straße, im Kinderheim, in der Schule. Mit dreizehn beschließt sie, als Sängerin berühmt zu werden. Ihre großen Vorbilder sind Caterina Valente und Ella Fitzgerald. An der Seite von Manfred Krug feiert die junge Uschi Brüning ihre ersten Bühnenerfolge. Sie gründet eine eigene Band, will sich als Frau in der Männerwelt des Jazz behaupten. Bald lernt sie den Saxophonisten Ernst-Ludwig Petrowsky kennen. Die beiden werden ein Paar und musikalische Partner, genießen als erfolgreiche Künstler manche Freiheiten: Jazz ist die geduldete Nische, in der sich auch Unangepasste und Regimekritiker relativ zwanglos zusammenfinden können. »So wie ich« ist eine außergewöhnliche Reise in die ehemalige DDR und ihre Musikszene. Uschi Brüning, geboren 1947 in Leipzig, ist Jazz- und Soulsängerin und Songautorin. Seit 1982 ist sie mit dem Jazzmusiker Ernst-Ludwig »Luten« Petrowsky verheiratet. 2017 wurde sie für den ECHO Jazz nominiert. Ort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock
Eintritt: 17,- €/11,90,- € (mit Hugendubel-Card
und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.)
Vvk.:
Hugendubel Eine gemeinsame Veranstaltung der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock.

07. März 2019 | 20:15 Und wer war eigentlich Grete Minde?

Fontane-Werkstattabend zum Frauentag[mehr]

Weil Theodor Fontane besonders für seine spannenden Frauengestalten berühmt ist, veranstaltet das Volkstheater gemeinsam mit dem Literaturhaus Rostock und der Universitätsbuchhandlung Hugendubel zum Internationalen Frauentag im März einen Werkstattabend. Prof. Dr. Susanne Winnacker, Rektorin der Hochschule für Musik und Theater Rostock und Dramaturgin, Stephan Lesker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am hiesigen Lehrstuhl für neuere und neueste Literatur der Universität Rostock, sowie die Schauspielerin Petra Gorr führen gemeinsam durch den Abend. Prof. Dr. Susanne Winnacker wurde 1959 in Neuenhaus/Hilten (Niedersachsen) geboren. Sie ist Dramaturgin und Rektorin der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Ihr Studium absolvierte sie in den Fächern Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Marburg und  im Fach Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Nach ihrem Studium arbeitete sie 13 Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater- Film und Medienwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo sie 1994 auch ihre Promotion machte. Stephan Lesker wurde 1984 geboren und studierte von 2005 bis 2008 Germanistik und Philosophie an der Universität Rostock, wo er 2011 auch den Magister Artium erwarb. Seit April 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Lutz Hagestedt am Lehrstuhl für neuere und neueste Literatur. Zu seinen Publikationen gehören u.a. „Die Poetik der ‚snap shots‘ “ und „Die Mimesis der Erinnerung“. Petra Gorr wurde 1955 in Dippoldiswalde geboren. Zunächst machte sie eine Ausbildung zur Zootechnikerin, bevor sie ein Schauspielstudium an der Theaterhochschule „Hans Otto“ Leipzig absolvierte. Seit 1979 ist sie am Volkstheater Rostock tätig. Neben dem Theater war sie in Serien wie „Albert Einstein“ (1990), „Polizeiruf 110“ (1991) und „Tatort“ (1992) zu sehen. Veranstaltungsort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock Eintritt: 8,- €/5,60,- € (mit Hugendubel-Card und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.)Vvk. ausschließlich bei der Buchhandlung Hugendubel Eine gemeinsame Veranstaltung des Volkstheaters Rostock, der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock.

06. März 2019 | 20:00 Rückblick zu Juan S. Guse »Miami Punk«

Moderation: Emily Grunert[mehr]

Am 06.März  konnten wir Juan S. Guse im Literaturhaus begrüßen. Dieser las in kleiner Runde aus seinem im Februar 2019 erschienenen Roman »Miami Punk«. Zunächst stellte die Moderatorin Emily Grunert (Programmleitung im Literaturhaus Rostock) den Autor und sein Buch kurz vor, bevor es in eine erste Gesprächsrunde ging. Auf die Frage, wie der Autor „Miami Punk“ beschreiben würde, merkte dieser zunächst an, dass der Roman im starken Kontrast zu seinem Debütroman „Lärm und Wälder“ steht. Es gibt 12 Hauptprotagonisten und 50-60 Nebenfiguren. Juan S. Guse  empfindet es als  schwierig, die Geschichte „in eine Schublade zu stecken“. Bei der Herangehensweise für die Rahmenhandlung hatte er sich sehr an der Erzähltechnik des Buches „Stadt der Blinden“ von José Saramago orientiert. In dieser wird eine Grundvariable verändert, bevor die Handlung erzählt wird. In „Miami Punk“ geht es darum, dass sich der Atlantik aus Miami zurückzieht. Juan S. Guse hatte sich demnach zuerst auf das erzählerische Setting konzentriert, bevor er sich um die Handlung und Charaktere kümmerte. Ihm war es wichtig, dass die Charaktere eine bestimmte Sinnstruktur verlieren. Von diesem Punkt an baute er die Geschichte auf.
Auf die Frage, ob es sich bei „Miami Punk“ wirklich um eine Dystopie handele, antwortete er, dass er es durchaus verstehen kann, wenn man sein Buch in dieses Genre einordnet. Allerdings sollte man auch bedenken, dass es in „Miami Punk“ auch ein Großteil an Normalität bewahrt wird und immer wieder  Aspekte der Utopie durchscheinen. Eine Einordnung fällt ihm selbst schwer. „Ich bin mein eigenes Lektorat“, fügte er an, als es gerade um das Kürzen des Romans und die Entwicklung der Charaktere ging. Da es sich um an eine ungewöhnliche große Anzahl an Figuren handelt, konnte er diese viel nuancierter gestalten und hatte mehr Freiheiten, was das Beantworten ökonomischer Fragen anging. Dennoch empfand er es als schwierig, so viele unterschiedliche Sprachstile zu entwickeln.
Die Figuren und daraus folgenden Handlungssträngen schrieb er parallel zueinander, wobei er anmerkte, dass die ersten Handlungsstränge auch andere Nebenstränge angestoßen hätten. Im ersten Textauszug, den Juan S. Guse an diesem Abend las, ging es um die Protagonistin Daria, die bei der Behörde „55“ arbeitet. In dieser Behörde versucht man, die offenen Fragen zu klären, die durch den Rückzug des Atlantiks entstanden sind. Des Weiteren erfuhr das Publikum einiges über Darias Leben, z.B. dass sie eine Katze namens Stefan besitzt, die sich Beine und andere Körperteile im Kühlhaus des gleichnamigen Schlachthauses abgefroren hat. Mit dem Charakter Daria versuchte der Autor die Dystopie mithilfe von Humor zu entschärfen. Inspiration fand er dabei gerade in dem Buch „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace, aber auch aus anderen Büchern und Ressourcen, wie z.B. Mangas und Anime entnahm er Ideen. Die Frage, warum der Roman ausgerechnet in Miami und nicht an einem fiktiven Ort spielt, beantwortete er so, dass er die richtige Balance von Nähe und Distanz finden wollte. Miami sei ein Ort, zu dem die wenigsten Leser einen persönlichen Bezug hätten, was eine gewisse Künstlichkeit schafft. Juan S. Guse gab außerdem zu, selbst  noch nie dort gewesen zu sein. Als es um die Frage ging, warum der Titel „Miami Punk“ wäre, erwiderte Juan S. Guse, dass dies der Name einer Subgruppe im Kongress, dem Gegenpol zur Behörde, wäre und er auch mal das Licht auf die Nebenfiguren werfen wollte, die normalerweise eher als Requisite dienten. Im zweiten Text ging es um die Situation am Hafen, der durch die aktuelle Situation rote Zahlen schreibt und immer mehr Mitarbeiter kündigen muss. Die Arbeitslosen gehen trotzdem jeden Tag zur Arbeit und tun so, als würden sie noch immer einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen. Juan S. Guse ging abschließend auf die Frage ein, wie er damit umgehe, dass sein Roman eine eher kleine Zielgruppe erreicht. Neben dem Schreiben arbeitet er, um finanziellen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, und freue sich des Weiteren über jeden Leser, der an seinem Buch Gefallen hat. Wir bedanken uns für diesen unterhaltsamen und interessanten Abend. Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses Rostock und des Kempowski Archivs Rostock. Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)