Programmarchiv Literaturhaus Rostock
17. März 2020 | 15:00 ENTFÄLLT: Eröffnung der Kempowski Tage 2020
15.00 Uhr: Vortrag Harald Welzer: Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis Harald Welzer erforschte mit seinen KollegInnen, wie der Holocaust seine Spuren im Familiengedächtnis hinterlassen hat. Dabei...[mehr]
15.00 Uhr:
Vortrag Harald Welzer:
Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis
Harald Welzer erforschte mit seinen KollegInnen, wie der Holocaust seine Spuren im Familiengedächtnis hinterlassen hat. Dabei ging es vor allem um die Differenz zwischen dem, was man über den Holocaust wusste, und dem, was man davon weitergab. Der Umgang mit dem Zivilisationsbruch in der Familie entspricht kaum einmal dem Wissen darüber. Ein auch für Walter Kempowskis Werk wichtiger Sachverhalt, denn was erzählte ihm seine Mutter tatsächlich über Holocaust und Krieg, als er sie für die Romane seiner Deutschen Chronik befragte. Wie sprach er mit seinem Bruder darüber.
Harald Welzer liefert in seinem Vortrag Analyseansätze, die für das Verständnis des Kempowski-Kosmos immens wichtig sind.
17.00 Uhr:
Lesung und Vortrag
Aus den Lebenserinnerungen der Mutter (Margarethe) und des Bruders (Robert) von Walter Kempowski lesen Schauspieler des Volkstheaters Rostock.
Die Lesung wird begleitet durch einen Vortrag von Stephan Lesker (Universität Rostock), der die Texte unter ihren narrativen Gesichtspunkten einordnet und damit untersucht, wie diese Erinnerungen in das Romanwerk eingeflossen sind.
Eine Kooperationsveranstaltung des Kempowski Archivs Rostock, der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock.
Eintritt freiOrt: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Str. 41 Rostock
09. März 2020 | 20:00 Einmischen! »Warum wir über das Sterben reden müssen«
Einmischen! Das Debattenforum des Literaturhauses Rostock und der Körber-Stiftung Gespräch mit Ina Schmidt und Marion Brasch Moderation: Christian Schüle[mehr]
Wann beginnen wir, miteinander über den Tod und das Sterben zu reden? Stirbt wirklich jeder für sich allein? Oder brauchen wir auf diesem letzten Gang alle Hilfe? Die Angst vor der Gerätemedizin ist verbreitet, das Thema Patientenverfügung ebenso wichtig wie brisant. Müssen wir uns nicht alle, egal ob alt oder jung, gesund oder krank, bewusst als sterbliche Wesen anerkennen, um für unser eigenes Sterben Verantwortung zu übernehmen?Im Gespräch auf der Bühne und mit dem Publikum versuchen wir zu debattieren, zu diskutieren und Lösungsansätze zu formulieren. Gesprächspartner*in ist u.a. die Philosophin Ina Schmidt. Ihr Ansatz: Ein Sterben in Freiheit und Würde könne nur dann gelingen, wenn wir uns der persönlichen Verantwortung auch für ein Leben in Freiheit und Würde bewusst sind: Letztlich aber habe jeder Mensch ein Recht auf seinen selbstbestimmten Tod. Dr. Ina Schmidt, geboren 1973 in Flensburg, studierte Angewandte Kulturwissenschaften an der Universität in Lüneburg und promovierte dort 2004 über den Einfluss der Lebensphilosophie auf das frühe Denken Martin Heideggers. 2005 gründete sie denkraeume, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht. Sie ist Mitglied der Internationalen Gesellschaft für philosophische Praxis und Referentin an der modern life School in Hamburg. Sie ist außerdem Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie an der Universität Rostock und Autorin verschiedener philosophischer Bücher und schreibt darüber hinaus für Zeitschriften und Magazine. In ihrem neusten Buch »Über die Vergänglichkeit: Eine Philosophie des Abschieds« widmet sich Ina Schmidt der menschlichen Fähigkeit, Abschied zu nehmen. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Reinbek bei Hamburg. Marion Brasch wurde 1961 in Berlin geboren. Nach dem Abitur arbeitete die gelernte Schriftsetzerin in einer Druckerei, bei verschiedenen Verlagen und beim Komponistenverband der DDR. Von 1987 bis 1992 war sie beim Radiosender DT64 tätig, zunächst als Musikredakteurin, später auch als Moderatorin und Autorin. Nach kurzen Stationen bei Fritz und Radio Brandenburg ging sie 1997 zu radioeins. Dort moderiert sie regemäßig die Sendung »Live aus dem Babylon«. Zudem ist sie seit Anfang der 2010er Jahre schriftstellerisch tätig. Bei S. Fischer erschienen die Romane »Ab jetzt ist Ruhe«, »Wunderlich fährt nach Norden« und zuletzt »Lieber woanders«. Christian Schüle, geboren 1970, studierte Philosophie, Soziologie und Politische Theorie an den Universitäten München und Wien. Er war Redakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT, wurde mehrfach ausgezeichnet und lebt heute als freier Schriftsteller, Essayist und Publizist in Hamburg. Seit 2015 hat er einen Lehrauftrag für Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin. Er schrieb zahlreiche Bücher, darunter den Roman »Das Ende unserer Tage« sowie die Essays »Deutschlandvermessung« und »Was ist Gerechtigkeit heute?«. 2017 erschien in der Edition Körber »Wir haben die Zeit«. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: 7,- €/erm. 5,- € // Es gilt das Kulturticket.
Vvk.: Pressezentrum, andere buchhandlung & mv-ticket.de Die Einnahmen der Veranstaltung werden an den Kinderhospizdienst Oskar gespendet. Eine Kooperationsveranstaltung der Körber-Stiftung und des Literaturhauses Rostock.
03. März 2020 | 20:00 Über das Weibliche in der Literatur// Isabelle Lehn: »Frühlingserwachen«
Lesung und Gespräch Moderation: Emily Grunert (Literaturhaus Rostock)[mehr]
»Was bedeutet es für Frauen, wenn sie lesend von klein auf lernen, die Welt aus der Perspektive eines Mannes zu betrachten, weil nur diese Perspektive als künstlerisch relevant und gesellschaftlich gewichtig erscheint? Was macht es mit jungen Leserinnen und Lesern, wenn die Literatur und literarisches Schaffen ihnen keine weiblichen Vorbilder bieten? Und was bedeutet es, wenn sie lernen, dass die Themen von Mädchen und Frauen zu trivial sind, um einem breiten Publikum erzählt oder an Schulen vermittelt zu werden?« (Essay von Isabelle Lehn / literarisches Online Magazin »Hundertvierzehn«, des S. Fischer Verlags) Der 2019 erschiene Roman »Frühlingserwachen« ist eine Autofiktion, die mit den Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit spielt. Der Roman erzählt von einer Frau, die den Namen der Autorin trägt. Sie beschäftigt sich mit der Frage, welchen Preis sie zu zahlen bereit wäre, Kinder zu bekommen und diese großzuziehen. Die Protagonistin ist jenseits der 30, depressiv und verarbeitet in einer Therapie ihre Bemühungen, sich künstlich befruchten zu lassen. Was ist fiktiv, was ist real? Wieviel tatsächlich gelebtes Leben im Text steckt, spielt für den Eindruck der Ehrlichkeit keine Rolle. Die freie Form des Textes spiegelt einerseits die zersplitterte Alltagserfahrung wider, anderseits auch die Unstetigkeit weiblicher Lebensgeschichten in ihrer Vielfalt. Isabelle Lehn wurde 1979 in Bonn geboren und lebt in Leipzig. Sie studierte in Tübingen und Leicester Allgemeine Rhetorik, Ethnologie und Erziehungswissenschaft mit Arbeitsschwerpunkten zu Propagandaforschung, Massenkommunikation und Medienwirkungen und wurde 2011 im Fach Rhetorik promoviert. Ihre Erzählungen und Essays wurden in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Die Autorin des mehrfach ausgezeichneten Debütromans »Binde zwei Vögel zusammen« und zuletzt des Romans »Frühlingserwachen«, ist außerdem Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ferner ist sie derzeit Heinrich-Heine-Stipendiatin in Lüneburg. Zu Beginn der Veranstaltung stellt sich das Bündnis Frauen*Streik, 2018 in Rostock gegründet, vor. Es besteht aus engagierten Frauen*, Vereinen und Initiativen. Im Bündnis organisieren Frauen* verschiedene feministische Aktionen und Veranstaltungen zur Gleichberechtigung aller Geschlechter, insbesondere am 8. März, dem internationalen Frauenkampftag. In diesem Kontext wurde 2020 die Mobile Rebellinnen*Bibliothek gegründet, die ressourcenschonend grün-feministische Bücher aus privaten Beständen in einer Kofferbibliothek an interessierte Leser*innen verleiht. Eine Kooperationsveranstaltung von NDR Info, dem Bündnis Frauen*Streik und dem Literaturhaus Rostock. Eintritt: 7,- €/erm. 5,- € // Studierende der Universität Rostock und der hmt Rostock können über das Kulturticket kostenfrei an der Veranstaltung teilnehmen. Hierzu ist eine Reservierung über reservierung@literaturhaus-rostock.de nötig. Vvk.: Pressezentrum, mvticket.de und in der anderen buchhandlung26. Februar 2020 | 20:00 Verleihung des Preises der Uwe Johnson - Gesellschaft
Laudatio: Hans-Eckardt Wenzel[mehr]
Die Uwe Johnson-Gesellschaft wird zehn Jahre alt. Sie begeht das Jubiläum, indem sie zurückblickt und voraus, und indem sie Steffen Mensching den ersten Literaturpreis der Uwe Johnson-Gesellschaft verleiht. Jubiläumsfeier und Preisverleihung finden am Mittwoch, 26.02.2020, um 20.00 Uhr im Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus | Doberaner Str. 21 | 18057 Rostock) statt. Am 26. Februar 2010 wurde die Uwe Johnson-Gesellschaft mit 23 Mitgliedern gegründet. Seitdem hat sich Rostock zum weltweiten Zentrum der Uwe Johnson-Forschung entwickelt. Ein Jahr lang haben die Bürger der Stadt den Roman Jahrestage eingelesen, ein Jahr lang hat LOHRO täglich gesendet. Danach war Johnson eingemeindet. An der Universität gibt es eine Uwe Johnson-Professur und eine Forschungsstelle, das Uwe Johnson-Archiv kam nach Rostock, eine mehr als 40-bändige Uwe Johnson-Werkausgabe entsteht in einer Arbeitsstelle der Berliner Akademie. In den Schulen des Landes kommt das Johnson-Lesebuch zum Einsatz, das Johnson-Jahrbuch entsteht in Rostock, internationale Tagungen und Doktorandenworkshops wechseln einander ab, die Gesellschaft vergibt Schulpreise und Stipendien. Wenn in New York, Tokio oder St. Petersburg über Johnson gesprochen wird, ist die Gesellschaft beteiligt, wird Rostock erwähnt. Mittlerweile hat die Gesellschaft über 200 Mitglieder auf der ganzen Welt. Sie ist Kulturbotschafterin der Hanse- und Universitätsstadt. Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens verleiht die Uwe Johnson-Gesellschaft ihren ersten Literaturpreis. Er wird vergeben für ein Buch, dessen Anspruch und Sprache ebenso konsequent und vermessen sind wie Johnsons Romane, und nicht weniger gesellschaftlich relevant. Der Preis wird an Steffen Mensching für seinen 2018 erschienenen Roman Schermanns Augen verliehen. Er ist mit 10.000 € dotiert. Die Laudatio hält Hans-Eckardt Wenzel. Steffen Mensching ist Autor, Schauspieler, Intendant, Regisseur. Hans-Eckardt Wenzel ist Liedermacher, Komponist, Regisseur und Autor. Jeder von ihnen ist viele. Mensching schreibt, Wenzel singt. Zusammen waren sie Wenzel und Mensching, die Clowns, die die DDR verabschiedet haben. Seitdem sind sie nicht müde geworden, das neue Land zu begrüßen: Was dazu gesagt wird, sagen sie. Steffen Mensching wurde 1958 in Ost-Berlin geboren und ist Kulturwissenschaftler, Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur. Bekannt wurde er vor allem durch die Zusammenarbeit mit Hans-Eckardt Wenzel. Ihre Clownsprogramme (u. a. »Letztes aus der DaDaeR« 1983 bis 1989) begleiteten die Wende in Ostdeutschland. Seit der Spielzeit 2008/2009 ist er Intendant am Theater Rudolstadt. 2018 erschien sein Roman »Schermanns Augen« im Wallstein Verlag, für den er mit dem Erich-Fried-Preis 2019 ausgezeichnet wurde. Hans-Eckardt Wenzel wurde 1955 in Kropstädt bei Wittenberg geboren und ist ein Liedermacher, autodidaktischer Multiinstrumentalist, Autor, Regisseur und Komponist. Er lebt und arbeitet in Berlin und in seinem Rückzugshaus in Kamp in Vorpommern. Eintritt frei Um Reservierungen wird gebeten unter reservierung@literaturhaus-rostock.de04. Februar 2020 | 20:00 Literaturland MV - Christian Ahnsehl: »Der Ofensetzer«
Lesung & Gespräch / Moderation: Dr. Wolfgang Gabler[mehr]
1986, in einem Neubaugebiet im Norden der DDR: Toms Eltern streiten. Seine Lehrer lügen. Die Abende mit der Clique sind trist, und Steffi ist in den zukünftigen NVA-Berufsoffizier Mario Wendt verliebt.Eines Nachts schreibt Tom eine Protestlosung an die Wand seines Schulgebäudes. Er wird verhaftet und verhört, aber die Strafe bleibt aus. Stattdessen lernt er Hauptmann Lorenz von der Staatssicherheit kennen. Tom fühlt sich wie verwandelt: Ausgerechnet für ihn interessiert sich die allmächtige Stasi! Schon bald jedoch gerät der 15-Jährige in einen Strudel aus Angst, Misstrauen und Verrat. Denn seine Losung stammt von einer jener Postkarten, die seit einiger Zeit aus dem Stadtgebiet versendet werden, und Hauptmann Lorenz muss herausfinden, wer sich hinter dem Absender verbirgt: wirklich nur ein Ofensetzer namens Manfred Heiliger? Verzweifelt will Tom sich von der Stasi trennen. Doch Hauptmann Lorenz ist wie besessen von Heiliger. Als der spurlos verschwindet, bricht Lorenz zusammen – und sein Schicksal liegt in Toms Händen.
Ein Roman über Väter und Söhne. Ein Roman, der von Udo L. bei den Tischtennisplatten hinter der Wohnscheibe erzählt, von der Stasi im Klassenraum, und davon, was es kosten kann, den besten Freund nicht zu verraten. „Jugendliche, manche von ihnen fast noch Kinder, die von der Stasi für Spitzeldienste missbraucht wurden: Spannend und authentisch schreibt Christian Ahnsehl über ein bislang wenig bekanntes Kapitel der DDR-Geschichte.“
Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker
Christian Ahnsehl, 1970 in Greifswald geboren, wuchs im Rostocker Neubaugebiet Lütten Klein auf. Nach dem Besuch der POS absolvierte er eine Maurerlehre und arbeitete bis 1989 als Hausmeister und Lagerarbeiter. Danach fuhr er als Musiker auf Kreuzfahrtschiffen zur See, machte nebenbei das Abitur und studierte anschließend Geschichte, Politik und Philosophie. Weil ihn die DDR nie losließ, begann er, über sie zu schreiben.
»Der Ofensetzer« ist sein erster Roman. Zugleich ist Christian Ahnsehl einer der Protagonisten der NDR-Dokumentation »Die Stasi im Kinderzimmer« (2019, Regie Kathrin Matern). Er lebt mit seiner Familie in Rostock.
Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock
Eintritt: 6,- / 4,- erm. (Tickets an der Abendkasse und bei der anderen buchhandlung) Reservierungen möglich über reservierung@literaturhaus-rostock.de
03. Februar 2020 | 20:15 Gemischtes Doppel mit Annemarie Stoltenberg und Rainer Moritz
Neujahrsempfang & Buchempfehlungen [mehr]
Es gibt so viele Bücher – welche nur soll man lesen?Annemarie Stoltenberg, NDR-Kultur-Redakteurin, und Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg und Literaturkritiker, versuchen diese Frage zu beantworten. Den großen Bücherstapel der Neuerscheinungen haben sie ab- und aufgearbeitet, um ein Dutzend Titel – Belletristik und Sachbuch bunt gemischt – kurzweilig zu präsentieren.
Es besteht die Möglichkeit, die vorgestellten Werke an diesem Abend zu erwerben. Veranstaltungsort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock Eintritt: 12,- €/ erm. 8,- € (mit Hugendubel-Card und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.)
Vvk. ausschließlich bei Hugendubel Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses mit der Universitätsbuchhandlung Hugendubel.
30. Januar 2020 | 19:00 AUSVERKAUFT: »BIN UND BLEIBE, DER ICH WAR, ERNST BARLACH«
Charly Hübner, Ingo Schulze und Holger Helbig lesen und loben Ernst Barlach. Die Briefe (Suhrkamp). Lesung & Gespräch im +++ HOTEL SONNE AM NEUEN MARKT +++ [mehr]
+++++RAUMVERLEGUNG INS HOTEL SONNE AM NEUEN MARKT++++++ Die Veranstaltung ist restlos ausverkauft! Am 2. Januar 2020 jährt sich der Geburtstag des expressionistischen Bildhauers, Zeichners und Dramatikers Ernst Barlach (1870–1938) zum 150. Mal. Fragt man, welche Bedeutung diesem Klassiker des 20. Jahrhunderts heute zukommt, so trifft man auf prominente Fürsprecher wie den Schauspieler Charly Hübner und den Schriftsteller Ingo Schulze. »Das ist Kunst, die bewusstseinserweiternd wirkt«, so Charly Hübner: »In Zeiten der virtuellen Multikomplexität und situativen Wahrnehmungsverzettelung des Einzelnen ist Barlachs Blick auf das Wesentliche im jeweiligen Menschen eine spirituelle Erdung, die ordnende, begeisternde und emphatische Kraft schenkt.« Und Ingo Schulze betont: »Für mich kommt in den Plastiken Barlachs alles zusammen, was große Kunst ausmacht: die Abstraktion und Reduktion, die letztlich eine Einfachheit und Innigkeit des Ausdrucks erreicht, der sich niemand verschließen kann. Es geht immer um den Einzelnen, und zugleich scheint die Gesellschaft, das Soziale, anwesend zu sein.« Gemeinsam mit dem Literaturwissenschaftler Holger Helbig präsentieren Charly Hübner und Ingo Schulze nun ein Großprojekt zum Barlach-Jubiläum: die kommentierte Neuausgabe sämtlicher Briefe Barlachs, die Mitte Dezember 2019 im Suhrkamp Verlag erscheint. Rund 2.200 Briefe aus 90 Archiven, Museen und privaten Sammlungen wurden dafür zusammengetragen; mehr als 500 werden erstmals veröffentlicht. Mit den Briefen schrieb Barlach den Roman seines Lebens. Der Bogen reicht von Sinnsuche und Selbstaus-sprache über Künstlerwerdung und Meisterschaft bis hin zu Verzweiflung und politischer Verfolgung. Der hier schreibt, ist amüsanter Erzähler, begnadeter Satiriker, eigensinniger Beobachter und messerscharfer Kom-mentator seiner Zeit. Er ist belesen in vielen Literaturen und bewandert in der Kunst. Er ist feinfühlig und unbescheiden, neugierig und starrsinnig, er bittet und ignoriert. Der Leser begegnet einer vielstimmigen Persönlichkeit. Die Lesung gibt Kostproben aus den Briefen. Sie will Barlach nicht festlegen, sondern dazu einladen, einen fulminanten Autor zu entdecken. D I E M I T W I R K E N D E N Charly Hübner, geboren 1972 in Neustrelitz, absolvierte die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und spielte an diversen namhaften Bühnen; seit 2013 ist er am Deutschen Schauspielhaus Hamburg engagiert. 2018 gewann er den Theaterpreis Hamburg »Rolf Mares«. Seit seinem Kinodebüt 2003 mit Männer wie wir war er beispielsweise im oscar-prämierten Drama Das Leben der Anderen und neben Anke Engelke in Lady-kracher (2008–2013, u. a. Deutscher Comedypreis, Deutscher Fernsehpreis) zu sehen. Seit 2010 ermittelt er in Rostock für den Polizeiruf 110 (Bayerischer Fern-sehpreis 2013, Preis des Regieverbandes »Metropolis« 2013, »Jupiter« 2014). Weitere Produktionen sind u. a.: Unter Nachbarn (R: Stephan Rick, Goldene Kamera 2013), die NDR-Co-Produktion Die Banklady (2014, R: Christian Alvart), Detlev Bucks Bibi & Tina-Filme, Bornholmer Straße (R: Christian Schwochow, Darstellerpreis Fernsehfestival Baden-Baden 2014, Grimme Preis 2015), Magical Mystery (R: Arne Feldhusen, Ernst-Lubitsch Preis als Bester Schauspieler), Drei Tage in Quiberon (R: Emily Atef) und LINDENBERG! Mach dein Ding (R: Hermine Huntgeburth). 2016/2017 führte Charly Hübner bei der preisgekrönten Dokumentation Wildes Herz Regie. Aktuelle Projekte 2019/2020 sind die Verfilmung des Romans Unterleuten von Juli Zeh (R: Matti Geschonneck) sowie die SKY-Serie Hausen. Charly Hübner über Ernst Barlach »Ernst Barlachs Werk ist immerzu und ausschließlich Nähe und Distanz zum Menschen, gleichzeitig zum Einzelnen und zur Menschheit im Großen. Die Suche nach authentischer Darstellung dessen mit Mitteln der Kunst, im Schreiben, Zeichnen und in der Skulptur, war zeitlos und absolut. In Zeiten der virtuellen Multikomplexität und situativen Wahrnehmungsverzettelung des Einzelnen ist Barlachs beinahe zwanghafter Blick auf das Eine, Nackte, Wesentliche im jeweiligen Menschen eine spirituelle Erdung, die ordnende, begeisternde und emphatische Kraft schenkt. Das ist Kunst, die bewusstseinserweiternd wirkt.« Ingo Schulze, geboren 1962 in Dresden, studierte nach dem anderthalb-jährigen Grundwehrdienst von 1983 bis 1988 Klassische Philologie (Alt-griechisch und Latein) in Jena. Danach arbeitete er als Schauspieldrama-turg am Landestheater Altenburg. Anfang 1990 gründete er gemeinsam mit Freunden das Altenburger Wochenblatt, 1993 in St. Petersburg das Anzeigenblatt Priwet Peterburg. Seit 1993 lebt er in Berlin. Er ist mit der Literaturwissenschaftlerin Jutta Müller-Tamm verheiratet. 1995 erschien Schulzes Debüt 33 Augenblicke des Glücks, 1998 Simple Storys – Ein Roman aus der ost-deutschen Provinz, 2005 folgte der Roman Neue Leben, 2007 der Erzählungsband Handy, 2008 Adam und Evelyn (Roman), 2009 der Essayband Was wollen wir?, 2010 Orangen und Engel – Italienische Skizzen, 2012 der Essay Unsere schönen neuen Kleider – Gegen die marktkonforme Demokratie, für demokratiekonforme Märkte. Zuletzt erschien 2017 sein Roman Peter Holtz – sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst. Seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Ingo Schulze ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden. Ingo Schulze über Ernst Barlach »Für mich kommt in den Plastiken Barlachs alles zusammen, was große Kunst ausmacht: die Abstraktion und Reduktion, die letztlich eine Einfachheit und Innigkeit des Ausdrucks erreicht, der sich niemand verschließen kann. Es geht immer um den Einzelnen, und zugleich scheint die Gesellschaft, das Soziale, anwesend zu sein.« Holger Helbig, geboren 1965, hat in Jena und Erlangen studiert, über Uwe Johnson promoviert, mit einer Arbeit zu Goethes Farbenlehre habilitiert. Er war visiting scholar an der Columbia University, New York, und der Harvard University, Cambridge (Mass.), sowie Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit 2009 ist er Uwe Johnson-Professor an der Universität Rostock; leitet dort das Uwe Johnson-Archiv und die Arbeitsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, an der die »Rostocker Ausgabe« entsteht. Seit 2016 leitet er auch die Arbeitsstelle »Barlach 2020«, an der die vierbändige Ausgabe der Briefe Ernst Barlachs als gemeinsames Projekt des Ernst Barlach Hauses Hamburg und der Ernst Barlach Stiftung Güstrow entstanden ist. Holger Helbig über Ernst Barlach »Barlachs plastische Werke sind gegenwärtig durch Zeitlosigkeit. Er hat seine Figuren von allem Zufälligen befreit, auch von der Zeit. Ganz gleich, aus welchem Kulturkreis man stammt, welche Sprache man spricht, man kann Barlachs Plastiken und Hölzer verstehen. Sie sind universal. Für seine Stücke und Texte ist das nicht ausgemacht. Die Briefe sind Barlachs beste Prosa. Er hat sie aber nicht als Kunst geschrieben oder für die Nachwelt, sondern an seine Gegenüber. Die besten Briefe sind sprachlich faszinierend, weil sie originell sind, aber nicht gesucht. Barlach ist einer der wenigen Briefschreiber, die ihrem Gegenüber nicht gefallen wollten.« Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt des Literaturhauses Rostock, der Universität Rostock, dem Ernst Barlach Haus Hamburg und der Ernst Barlach Stiftung Güstrow. Ort: Vienna House Hotel Sonne (ehemals Steigenberger), Neuer Markt 2, 18055 Rostock Karten: 10 Euro / Studierende frei (Anmeldung erforderlich) Es werden keine Tickets mehr verkauft! Copyright Hinweise Charly Huebner; Foto: Adrian HoellgerIngo Schulze; Foto: Gaby Gerster
Holger Helbig; Foto: Thomas Rahr
Ingo Schulze, Holger Helbig, Charly Hübner; Foto: Ernst Barlach Haus / Andreas Weiss
Ernst Barlach, 1932; Foto: Hildegard Heise