Programmarchiv Literaturhaus Rostock

10. Dezember 2016 | 18:00 Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2016

Kai Grehn gewinnt Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2016 // Publikumspreise für Katrin Sobotha-Heidelk, Marion Skepenat und Johanna Sailer[mehr]

Ein Fest für die Literatur des Bundeslandes: Über einhundert Gäste hatten sich am Abend des 10.12.2016 im Festsaal des Rathauses eingefunden, den die Stadt Rostock für den ersten Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern zu Verfügung gestellt hatte. Die sechs Finalistinnen und Finalisten stellten in einer jeweils zehnminütigen Lesung Auszüge aus den eingereichten Werken vor: Mit Kurzprosa waren Katrin Sobotha-Heidelk und Okke Baumbach vertreten, Mathias Jeschke trug Gedichte vor, Marion Skepenat, Kai Grehn und Johanna Sailer lasen aus ihren Romanmanuskripten.

Mit dem Preis der Jury wurde der in Berlin lebende Autor und Regisseur Kai Grehn ausgezeichnet. Grehn, 1969 in Grevesmühlen geboren, wurde bislang vor allem für seine Hörspielarbeiten ausgezeichnet. Der Preis der Jury umfasst einen mit 2.000 € dotierten einmonatigen Stipendienaufenthalt im Künstlerhaus Lukas, eine eigenständige Publikation im freiraum-verlag und eine Lesereise durch literarische Institutionen in Mecklenburg-Vorpommern.

In der Jury für den Hauptpreis waren Wiebke Porombka, Moritz Baßler und Anne Blaudzun.Sie haben aus über einhundert anonymisierten Bewerbungen die sechs FinalistInnen ermittelt und schließlich den Preis der Jury vergeben. Ihre Entscheidung für den Text von Kai Grehn, der einen Auszug aus seinem Romanmanuskript »FUNKEN oder So glücklich wie wir ist kein Mensch unter der Sonne« eingesandt hatte, begründete die Jury damit, dass es diesem Text gelinge,

»seine Leserinnen und Leser durch Märchenmotive, seinen eigenen Ton und eine dichte, geradezu musikalische Prosa in eine leichte, heitere, beinahe sedierte Stimmung einzulullen, in ein schönes Aus-der-Welt-gefallen-Sein, in das dann aber doch, über das Thema der Glücksuche, wie unterschwellig eine ganze Menge Welt hineingerät, von der Vergangenheit der Großeltern bis hin zu den Glücksversprechen und Glücksimperativen unserer Gegenwart.«

Der 1. Publikumspreis ging an Katrin Sobotha-Heidelk (dotiert mit 1.000,- €), den 2. Publikums­preis erhielt Marion Skepenat (500,- €), den 3. Publikumspreis gewann Johanna Sailer (300,- €). Alle FinalistInnen können Texte in einer Anthologie des freiraum-verlags veröffentlichen.

Der Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern wurde 2016 erstmals vergeben und stellt das literarische Schaffen von AutorInnen in und aus dem Bundesland in den Mittelpunkt. Ins Leben gerufen haben den Preis das Künstlerhaus Lukas, das Literaturhaus Rostock, das Literaturzentrum Vorpommern im Koeppenhaus, der freiraum-verlag und der LiteraturRat M-V. Ermöglicht wird der Preis durch eine Förderung des Kultusministeriums und durch die Unterstützung eines privaten Sponsors.

06. Dezember 2016 | 20:00 Benedict Wells: »Vom Ende der Einsamkeit«

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Dr. Lutz Hagestedt (Universität Rostock, Institut für Germanistik)[mehr]

Zum Glück mussten wir niemanden wieder nach Hause schicken: Wir haben jede nur mögliche Ecke des Raumes bestuhlt, und alle 200 Plätze im großen Saal waren besetzt. Diese Resonanz auf Benedict Wells neuen Roman hat uns begeistert, aber noch mehr war es der Autor selbst in Lesung und Gespräch.

»Vom Ende der Einsamkeit« stand monatelang auf den Bestsellerlisten, und Benedict Wells hatte seinen inzwischen vierten Roman schon an vielen Orten vorgestellt, doch ihm war keine Spur von Routine anzumerken. Interessant und unterhaltsam war das Gespräch mit Professor Lutz Hagestedt, der gestehen musste, im begleitenden Seminar hätten sich keine kritischen Stimmen zum Roman gefunden. Trotzdem gelang es Hagestedt, seine Eindrücke und Fragen so zu formulieren, dass der Autor auf sehr sympathische Weise über den Schreibprozess Auskunft geben konnte.

Ganze Kapitel habe er gestrichen, so Wells, weil diese Teile der Erzählung »kein Mensch braucht« oder es ihm zu gewollt erschien, dass bspw. Jules zufällig Tagebuchaufzeichnungen seines Vaters findet, die unendlich viel Klarheit und Verständnis ermöglichen. Denn wann im richtigen Leben komme es schon vor, dass man durch solche Fügungen wirklich etwas über seine verstorbenen Eltern erfährt? Außerdem hätte sich sonst das Gewicht zu sehr auf den Vater verschoben, und um den gehe es nun einmal nicht vordergründig.

Ein harter Einschnitt aus Leserperspektive - wie gern würde man noch mehr lesen und erfahren! Aber vielleicht gibt es dieses Textstück ja einmal als einzelne Geschichte, zumindest deutete der Autor an, dass dies eine Möglichkeit sei.

Auch die Bedeutung kritischer Stimmen während des Entstehungsprozesses würdigte Wells: Sowohl sein Agent, seine Lektorin als auch einige andere Personen, die er zu großer Schonungslosigkeit ermuntere, seien für ihn unverzichtbare ErstleserInnen.

Nach der Lesung bildete sich rasch eine lange Schlange, denn mindestens 80 Gäste wollten sich ein Buch signieren lassen. Für jede(n) nahm sich Benedict Wells Zeit, niemand ging nur mit Namenszug und Datum, jede Widmung wurde eine sehr persönliche - so konnte auch noch im kleineren Rahmen über das Buch gesprochen werden. Dem Autor war anzumerken, dass ihm dieser Austausch mit seinen Leserinnen und Lesern ein echtes Anliegen ist.

05. Dezember 2016 | 19:00 »Tschick«

Filmvorführung & Gespräch mit dem Drehbuchautor Lars Hubrich // Regie: Fatih Akin, BRD 2016, 92 min, FSK 12[mehr]

Die Mutter ist wieder in der Entzugsklinik, der Vater mit seiner Assistentin auf »Geschäftsreise«: Der 14-jährige Maik Klingenberg wird die Sommerferien in der elterlichen Villa verbringen. Auf Tatjanas Party ist er (Spitzname »Psycho«) eh nicht eingeladen – als Einziger neben Andrej Tschichatschow, der unerschütterliche Neue in Maiks Klasse mit dem russischen Akzent, genannt »Tschick«. Als Tschick eines Tages mit einem geklauten Lada vor Maiks Tür steht, beginnt eine Reise durch die sommerglühende ostdeutsche Provinz – ohne Karte und Kompass und mit nur einer Kassette im Auto.

Wolfgang Herrndorfs
Roman um zwei Außenseiter war ein Überraschungsbestseller, der Leser jeden Alters begeisterte und seinen Autor berühmt machte. Wie bearbeitet man überhaupt ein Buch, um daraus einen Film zu machen? Welche besonderen Herausforderungen ergaben sich bei »Tschick«? Wie lassen sich Sprache und Weltsicht des Erzählers Maik in Bilder übersetzen? Darüber sprechen wir im Anschluss mit dem Drehbuchautor Lars Hubrich, der den Roman für das Kino adaptiert hat und mit Wolfgang Herrndorf befreundet war.

Lars Hubrich, 1974 in Bremen geboren, studierte Radio/TV/Film an der Northwestern University (Chicago, IL) und war u.a. Teilnehmer des Ekran-Programms der Wajda School of Directing in Warschau. Er arbeitete für und mit einer Reihe von Regisseuren zusammen, zuletzt mit Fatih Akin für »Tschick«, und produzierte für den Sender ARTE u.a. die Reihe »From Sketch«.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem li.wu.
Eintritt: 6,- €, mit li.wu.-Abokarte 5,- €

Ort: LiWu Metropol, Barnstorfer Weg 4, 18057 Rostock

04. Dezember 2016 | 13:00 Advents-Bücherbasar

Stöbern, lesen, kaufen und verkaufen bei Tee & Kuchen // 13-18 Uhr // Eintritt frei[mehr]

Eine ideale Gelegenheit zum vorweihnachtlichen Stöbern für die einen, für die anderen eine praktische Möglichkeit, Platz in den eigenen Regalen zu schaffen: Wir laden ein zum Advents-Bücherbasar!

Für das Buchgestöber zum Advent öffnet das Café Marat im Peter-Weiss-Haus ausnahmsweise auch am Sonntag. Bei Tee, Kaffee und Kuchen lässt es sich doch immer noch am besten suchen, finden und feilschen! Jede*r Basar-Händler*in ist willkommen, und wir machen auch ein bisschen Platz auf unserem Speicher.

Euer Erlös aus den verkauften Büchern (oder CDs, Schallplatten, Games, DVDs) geht natürlich an Euch. Den Literaturhaus-Erlös und die Standgebühren von jeweils 5,- € spenden wir für das Crowdfunding für barrierefreie Toiletten im Peter-Weiss-Haus.

Mehr zum Barrierefrei-Projekt unter www.startnext.de/peterweisshaus – Unterstützung ist noch bis zum 15. Dezember möglich.

Wir freuen uns über Eure Anmeldungen bis zum 2. Dezember
an post@literaturhaus-rostock.de (bitte vollständigen Namen und Telefonnummer für Rückfragen angeben). Tische werden gestellt.

Ort: Literaturhaus Rostock (Café Marat & Möckelsaal), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: frei
Dauer: 13 bis ca. 18 Uhr

02. Dezember 2016 | 20:15 Denis Scheck: »Druckfrisch«

Buchempfehlungen & Literaturkritik live bei Hugendubel[mehr]

Der Literaturkritiker Denis Scheck bricht erneut eine Lanze für das Lesen und gute Bücher. Der Moderator der monatlichen ARD-Sendung »Druckfrisch« lobt und lästert unterhaltsam über aktuelle Bestseller, spricht Empfehlungen aus, sagt aber auch, welche Bücher aus seiner Sicht reine Zeitverschwendung sind. Belletristik, Krimis, Sachbücher, Biographien oder Kochbücher – nichts wird vor ihm sicher sein. 

Denis Scheck
, Jahrgang 1964, übersetzte mit sechs Jahren seinen ersten Comic und gründete mit 13 seine erste Literaturzeitschrift. Nach dem Studium war er bis 2016 Redakteur der Sendung »Büchermarkt« beim Deutschlandfunk; seit Februar 2003 geht er seiner Leidenschaft für Literatur auch in der Fernsehsendung »Druckfrisch« nach und nimmt sich dort die Bestsellerlisten vor.

Eintritt: 13,– €, erm. 11,– €* (Vvk. bei Hugendubel)
* ermäßigter Preis in Verbindung mit der Weiland-Card und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.

Ort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Str. 41, 18055 Rostock

Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Universitätsbuchhandlung Hugendubel.

29. November 2016 | 19:30 Wolf Biermann: »Warte nicht auf bessre Zeiten!«

Lesung & Gespräch // Moderation: Julia Westlake (Kulturjournal, NDR Fernsehen) [mehr]

Selten sind persönliches Schicksal und deutsche Geschichte so eng verwoben wie im Leben von Wolf Biermann. In seiner Autobiografie erzählt Biermann, der als 16-Jähriger in die DDR einwanderte, von der Welt der DDR-Diktatur, von Schikanen und Dramen, Auftritts- und Publikationsverboten sowie vom Leben der Boheme am Prenzlauer Berg. Der Liedermacher und Schriftsteller, dessen Ausbürgerung 1976 enorme Proteste in Ost und West auslöste, erinnert auch an seine Eltern: an seinen Vater, der als Jude und Kommunist in Auschwitz ermordet wurde, und an seine Mutter, die ihn aus dem Hamburger Bomben-Inferno rettete. An diesem Abend liest Wolf Biermann nicht nur aus seiner Autobiografie, er begleitet den Abend auch musikalisch.

Wolf Biermann, 1936 in Hamburg geboren, ist Liedermacher, Schriftsteller und Essayist mit einem umfangreichen musikalischen und lyrischen Werk. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Großen Bundesverdienstkreuz, und hielt Ästhetik-Vorlesungen an der Heine-Universität Düsseldorf.  

Eintritt: 8,- € Karten im Vorverkauf zzgl. Gebühr an der Theaterkasse des Volkstheaters Rostock bzw. unter Tel. 0381-38 14 700 / E-Mail: vtrinfo@rostock.de 

Ort: Volkstheater Rostock, Doberaner Str. 135, 18057 Rostock

Eine Veranstaltung der Reihe „Der Norden liest“ vom Kulturjournal, NDR Fernsehen. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen und in Kooperation mit NDR Kultur, dem Volkstheater Rostock, dem Literaturhaus Rostock und der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken Mecklenburg-Vorpommern.    

28. November 2016 | 20:00 Christopher Kloeble: »Die unsterbliche Familie Salz«

Lesung & Gespräch Moderation: Katrin Möller-Funck (Kempowski-Archiv Rostock) [mehr]

Reich an Glanz, aber gar nicht voller Schatten war der Abend, den wir mit Christopher Kloeble und seinem dritten Roman „Die unsterbliche Familie Salz“ in der Anderen Buchhandlung verbringen durften. In diesem erzählt er die lange facettenreiche Geschichte der Familie Salz, die wie viele andere Familien Geheimnisse birgt – auch wenn wir manchmal die Augen davor verschließen.

Ungewöhnlich leicht berichtet Kloeble von Intrigen einer Familie, die es Generation für Generation nicht schafft, ein neues Dasein aufzubauen. Dabei führt er den Leser so simpel und schreibgewandt durch die deutsche Geschichte, als wäre er stets dabei gewesen, und erzählt bis in die Zukunft, als wären wir längst im Jahr 2027 angekommen.

Im Gespräch erinnerten sich Moderatorin Ulrika Rinke, die den Roman lektoriert hat, und Christopher Kloeble an die gemeinsame Arbeit.  Jedes kleinste Detail wurde kritisch betrachtet und gegebenenfalls verbessert – so auch die Frage, ob man 1989 in Thüringen noch von einer „Fahrerlaubnis“ oder von einem „Führerschein“ sprach.

Mit seiner bodenständigen und humorvollen Art sorgte der Autor für eine gemütliche Atmosphäre und zog das Publikum in den Bann der Familie Salz. Nach der Lesung gab es außerdem die Möglichkeit mit Kloeble ins Gespräch zu kommen. Eindeutig ein perfekter Abschluss für einen rundum gelungenen Abend!