Programmarchiv Literaturhaus Rostock
08. Januar 2019 | 20:00 Saskia Hennig von Lange »Hier beginnt der Wald«
Rückblick zu Saskia Hennig von Lange | LiteraTour Nord 2018/19 [mehr]
Die LiteraTour Nord 2018/19 neigt sich langsam dem Ende zu: Am 8. Januar durften wir Saskia Hennig von Lange in der anderen buchhandlung zur drittletzten Lesung der diesjährigen Tour begrüßen. Sie las aus ihrem Buch »Hier beginnt der Wald« (Jung & Jung Verlag), ein stark introspektives Werk über einen namenlosen Lasterfahrer, der seinen Lieferauftrag ignoriert und in einen Wald flieht. Anschließend sprach sie mit Professor Lutz Hagestedt von der Universität Rostock über Details des Romans und dessen Entstehungsprozess. Nachdem er erfährt, dass er bald Vater wird, stellt sich die Welt eines Lastwagenfahrers auf den Kopf und er fährt (anfangs noch mit klarem Ziel) mit seinem LKW auf die Autobahn. Hinten auf der Ladefläche hat er eine komplette Möbelausstattung dabei, die er abliefern soll. Doch dazu soll es nicht kommen: Er hat einen Unfall und beginnt, zu fliehen – schließlich kann er dank der ganzen Möbel in seinem Lastwagen überall hin. Wovor er flieht, weiß er nicht genau. Wohin, auch nicht. Er weiß nur, dass er am liebsten alles beim Alten behalten wollen würde – seine kleine Welt in seiner Fahrerkabine, das Licht im Büro seiner Freundin, das anzeigt, wenn sie noch arbeitet. Er möchte kein Kind, das all dies grundlegend verändern würde. Auf seiner Flucht rennt er ohne Kleidung durch ein Kaufhaus, wandert durch Nachbarschaften, die ihn an seine eigene Kindheit erinnern, und rettet einen kleinen Jungen vor einem Jagdunfall. Er versteht sich überraschend gut mit dem Kleinen und ist ernsthaft besorgt um ihn – trotz all seiner anfänglichen Ängste und Befürchtungen, demnächst selbst Vater zu werden. Gemeinsam mit Professor Hagestedt und Zuhörer*innen aus dem Publikum sprach Saskia Hennig von Lange darüber, wie man Dingen nicht zwangsläufig einen Namen geben muss: Dies beginne bei ihrem Protagonisten ohne Namen und ziehe sich durch das gesamte Buch, da auch die konkreten Ängste des Fahrers nie genannt werden. Die Leser*innen begeben sich in seine verstrickte und verwirrte Gedankenwelt, die die Autorin ursprünglich in der Ich-Perspektive geschrieben hatte. Auch erklärte sie, dass sie bewusst einen Mann gewählt hat, der das Ganze erleben soll, um Überlegungen, es handle sich bei dem Werk zum Teil um eine semi-autobiographische Erzählung, zu entkräften. »Es handelt sich hierbei um ein Werk, das eigentlich von allen gelesen werden sollte«, meinte Professor Lutz Hagestedt begeistert zum Schluss und argumentierte, dass der Protagonist mit Sicherheit ein guter Vater werden würde.Wir wünschen Saskia Hennig von Lange viel Glück auf ihrem weiteren Weg und danken der LiteraTour Nord 2018/19, für diese besondere Veranstaltung!
Elisabeth Nagy (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)
08. Januar 2019 | 20:00 LiteraTour Nord 2018/19: Saskia Hennig von Lange: »Hier beginnt der Wald«
Lesung & Gespräch, Moderation: Prof. Lutz Hagestedt (Universität Rostock) [mehr]
Ein namenloser Lasterfahrer flieht fahrend: vor sich selbst und seinen Kindheitserinnerungen, vor seiner Frau und ihrem gemeinsamen, ungeborenen Kind. Er flieht in eine Einsamkeit, der er nicht gewachsen ist, verkriecht sich nach einem Unfall im Wald – und begegnet einem rätselhaften Jungen. Auch in ihrem dritten Buch zeigt sich Saskia Hennig von Lange als Meisterin der Innenperspektive und macht eindringlich und literarisch gekonnt die zunehmende Verstörtheit ihres Helden im Abseits nachvollziehbar. Saskia Hennig von Lange, geb. 1976, studierte Angewandte Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet derzeit an einer Dissertation zur spätmittelalterlichen Kunst. Die in Frankfurt lebende Autorin veröffentlichte bislang drei Bücher und wurde u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis 2014 und Clemens-Brentano-Förderpreis 2015 ausgezeichnet. Ort: andere Buchhandlung, Wismarsche Straße 6/7Eintritt: 9,- €/7,- € erm.
Vvk.: andere buchhandlung – dort auch Kombi-Ticket (alle 6 Lesungen zum Preis von 5) Eine gemeinsame Veranstaltung der anderen buchhandlung, der Universität Rostock und des Literaturhauses Rostock im Rahmen der LiteraTour Nord.
12. Dezember 2018 | 20:00 Judith Schalansky »Verzeichnis einiger Verluste«
Rückblick zu Judith Schalansky | Alexander Solloch von NDR Kultur[mehr]
Am 12. Dezember scherte es viele Rostocker eher weniger, dass die Polizei an jeder Ecke ihre Posten aufgrund einer Demonstration bezogen hatte. Judith Schalansky las aus ihrem »Verzeichnis einiger Verluste«(erschienen bei Suhrkamp), und das sollte man sich nicht entgehen lassen. Dieses »Verzeichnis einiger Verluste« beschäftigt sich mit Dingen, die über die Jahre hinweg in Vergessenheit geraten, verloren gegangen oder schlichtweg aus unserer Wahrnehmung verschwunden sind. Dafür hat sich Judith Schalansky tagtäglich in die Berliner Staatsbibliothek begeben (die übrigens zu ihrem Leidwesen wegen Umbauarbeiten bald geschlossen wird) und recherchiert: Nach dem kaspischen Tiger, Liedern von Sappho oder dem abgerissenen Palast der Republik. Die studierte Kommunikationsdesignerin verfeinerte ihr Werk mit eigenen Illustrationen zu jedem Kapitel – dabei sind die Zeichnungen schwarz auf schwarz gedruckt, sodass man auch sie nur bei genauerem Betrachten entdeckt – und achtete stets beim Schreiben darauf, dass jedes Kapitel genau sechzehn Seiten enthielt. Am 12. Dezember betrat sie dann gemeinsam mit Alexander Solloch von NDR Kultur unsere Lesebühne: Die Kombination von Judith Schalansky und Alexander Solloch wirkte gerade durch ihre Gegensätze unglaublich charmant. Während er die Naturbeschreibungen eher überspringt in Büchern, liebt Judith Schalansky noch so kleine Details und widmet ihnen ein ganzes Kapitel, in dem sie ihren Weg durch den Wald an der Quelle des Rycks beschreibt. Akkurate Naturbeschreibungen als Nachlass für kommende Generationen, schließlich ginge das Wissen über Natur immer weiter verloren, wie die Herausgeberin der „Naturkunden“ bei Matthes & Seitz mit Bedauern feststellte. Stilistisch völlig anders sprach sie wiederum über Greta Gabos Schnupfen – da will man sich einmal nur kurz die Nase putzen, und schon steht dort jemand mit einer Kamera und knipst ein Foto, stellt Schalanskys divenhafte Interpretation der Schauspielerin entnervt fest. Eine Besonderheit von Judith Schalansky sind ihre individuellen Signaturen – mit mitgebrachten Stempeln und Stempelkissen verzierte die gebürtige Greifswalderin abschließend die mitgebrachten Werke der Zuhörer*innen. Ein angenehmer Abend mit viel Witz und Charme von Judith Schalansky und Alexander Solloch, den wir gerne in Erinnerung behalten!Wir danken NDR Kultur für diese Kooperationsveranstaltung. Die Veranstaltung wurde im Programm von NDR Kultur aufgezeichnet (Audio). Den Link dazu finden Sie hier.
Elisabeth Nagy (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)
12. Dezember 2018 | 20:00 NDR Kultur Autoren lesen: Judith Schalansky - »Verzeichnis einiger Verluste«
Moderation: Alexander Solloch (NDR Kultur) - Vvk. ab sofort![mehr]
Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind – mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhandengekommen. In ihrem neuen Buch widmet sich Judith Schalansky dem, was das Verlorene hinterlässt: verhallte Echos und verwischte Spuren, Gerüchte und Legenden, Auslassungszeichen und Phantomschmerzen. Ausgehend von verlorengegangenen Natur- und Kunstgegenständen wie den Liedern der Sappho, dem abgerissenen Palast der Republik, einer ausgestorbenen Tigerart oder einer im Pazifik versunkenen Insel, entwirft sie ein naturgemäß unvollständiges Verzeichnis des Verschollenen und Verschwundenen, das seine erzählerische Kraft dort entfaltet, wo die herkömmliche Überlieferung versagt.Die Protagonisten dieser Geschichten sind Figuren im Abseits, die gegen die Vergänglichkeit ankämpfen: ein alter Mann, der das Wissen der Menschheit in seinem Tessiner Garten hortet, ein Ruinenmaler, der die Vergangenheit erschafft, wie sie niemals war, die gealterte Greta Garbo, die durch Manhattan streift und sich fragt, wann genau sie wohl gestorben sein mag, und die Schriftstellerin Schalansky, die in den Leerstellen ihrer eigenen Kindheit die Geschichtslosigkeit der DDR aufspürt. Judith Schalansky wurde 1980 in Greifswald geboren. 2008 erschien ihr Debüt »Blau steht dir nicht«. Es folgten der international erfolgreiche Bestseller »Atlas der abgelegenen Inseln« und der Roman »Der Hals der Giraffe«. Im Verlag Matthes & Seitz gibt sie seit einigen Jahren die Reihe »Naturkunden« heraus. Sie wurde u.a. mit dem Preis der Literaturhäuser (2014), dem Droste-Preis (2015) und zuletzt für »Verzeichnis einiger Verluste« mit dem Wilhelm-Raabe-Preis (2018) ausgezeichnet. Kenah Cusanit, geboren 1979, lebt in Berlin. Für ihre Essays und Gedichte wurde die Altorientalistin und Ethnologin bereits mehrfach ausgezeichnet. Bei Hanser erschien ihr Debütroman Babel (2019).
Alexander Solloch wurde in Wesel am Niederrhein geboren. Nach seinem Studium der Geschichte, Französistik und Journalistik in Leipzig und Aix-en-Provence arbeitete er als Journalist für verschiedene Zeitungen und Hörfunksender. Seit 2003 ist er für den NDR tätig, seit 2014 als Literaturredakteur für NDR Kultur. 2011 wurde er für den Deutschen Radiopreis in der Kategorie »Bestes Interview« nominiert.
Eine Kooperationsveranstaltung von NDR Kultur und Literaturhaus Rostock. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet (Audio) und zu einem späteren Zeitpunkt im Programm von NDR Kultur ausgestrahlt. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: 8,- €/erm. 6,- €*
Vvk. 6,- € zzgl. Gebühr: Pressezentrum/mvticket.de/andere buchhandlung * Ermäßigung auch für Inhaber*innen der NDR Kultur Card.
04. Dezember 2018 | 20:00 LiteraTour Nord 2018/19: Joachim Zelter: »Im Feld: Roman einer Obsession«
Lesung & Gespräch, Moderation: Prof. Lutz Hagestedt (Universität Rostock)[mehr]
»Im Feld« erzählt von der Parforce-Tour des Radvereins zu Christi Himmelfahrt und von der Sogwirkung eines rastlosen Pelotons: dem Zusammenwirken von Fahrrad, Mensch und sozialer Gruppe. In diesem Roman einer Besessenheit geht es nicht nur um Höhenmeter und wachsende Distanzen. Am Ende erweist sich Zelters Roman als gesellschaftspolitische Parabel von eminenter Wucht und handelt von uns allen: von Anpassung und Bereitwilligkeit, von Leistungsdruck und subtiler Tempoverschärfung, von der Unfähigkeit, auch nur eine Pedalumdrehung auszulassen. Joachim Zelter, geb. 1962 in Freiburg, studierte und lehrte englische Literatur in Tübingen und Yale. Seit 1997 ist er als freier Autor von Romanen, Hörspielen und Theaterstücken tätig. Seine Texte, häufig Gesellschaftssatiren, wurden mehrfach ausgezeichnet. „Der Ministerpräsident“ war nominiert für den Deutschen Buchpreis 2010. Zelter lebt in Tübingen. Ein kurzes Portrait des Radsportlers und Autors lässt sich außerdem auf youtube finden: https://youtu.be/1Nc7LTrC9-4 Gemacht wurde der Film von Ramona Lengert und Dennis Lemmert. Ort: andere Buchhandlung, Wismarsche Straße 6/7Eintritt: 9,- €/7,- € erm.
Vvk.: andere buchhandlung – dort auch Kombi-Ticket (alle 6 Lesungen zum Preis von 5) Eine gemeinsame Veranstaltung der anderen buchhandlung, der Universität Rostock und des Literaturhauses Rostock im Rahmen der LiteraTour Nord.
02. Dezember 2018 | 14:00 Adventsbücherbasar mit Bilderbuch-Kino und weihnachtlicher Bastelei
Eintritt frei, bitte keine Anmeldungen mehr![mehr]
Adventszeit ist Lesezeit, und Lesevergnügen lässt sich teilen – am besten auf dem Adventsbücherbasar des Literaturhauses. Wer sein Regal leeren oder neu bestücken will, ist herzlich eingeladen, den Basar zu besuchen oder selbst einen Stand anzumelden. Neben Büchern können auch Spiele, CDs oder Filme neue Freunde finden. Vielleicht ist auch ein zukünftiges Weihnachtsgeschenk dabei? Das Junge Literaturhaus bietet ein Bilderbuch-Kino für Familien an. Auf der Bühne empfehlen der Rostocker Buchblogger Bookster HRO, Jule Foth (Leiterin Junges Literaturhaus) und Emily Grunert (Programmleiterin Literaturhaus) die beste Lektüre für die Feiertage. Und mit dem Team der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) können kleinere und größere Kinder weihnachtlich basteln, nähen und ihre eigene Smoothies zubereiten, während auf dem Flur ausgiebig getobt werden kann. Anmeldungen für Bücherstände (je 5,- € oder Beisteuerung eines Kuchens für den Basar) und Rückfragen zur Anmeldung bis zum 27.11. an volontaer@literaturhaus-rostock.de. Eine gemeinsame Veranstaltung von Soziale Bildung e.V., Peter-Weiss-Haus e.V. und Literaturhaus Rostock.27. November 2018 | 20:00 Ahne & Sedlmeir: »Rache!«
Ein Kriminal-Musical - Tatort Mecklenburg! +++ Vvk. ab sofort +++[mehr]
Der erfolglose Schriftsteller Torsten McCollough begibt sich auf den Weg in seinen wohlverdienten Urlaub: Zelten in Mecklenburg-Vorpommern. Seine Freundin wollte vor ihm anreisen und auf ihn warten. Aber schon bei der Ankunft auf dem Campingplatz muss McCollough feststellen, dass sie in der Zwischenzeit verschwunden ist. Ein Zeltplatz-Nachbar, »der Spießer«, informiert ihn, seine Freundin sei mit einem schnauzbärtigen Ausländer durchgebrannt. Mc-Collough, der an eine Entführung glaubt, versucht die Polizei einzuschalten. Da die zunächst nicht erreichbar ist, engagiert er ungeduldig einen gewissen Hugo Stark, »Europas ersten Privatkommissar«, einen größenwahnsinnigen Ermittler, angeblich aus L.A., der unverschämt hohe Honorare verlangt. Das scheint McCollough aber nicht weiter zu stören, er will seine Freundin zurück, koste es was es wolle. Ein Abend zwischen Lesung und Konzert, voller liebenswerter Antihelden, plattdeutscher Wahrsager und Songtitel à la McCollough in Rostock, Säbelrasseln und Drei-Farben-Sommer-Girl! Kommentiert von der Musikerin und Rahmenerzählerin Mareike Hube! »So komisch wie in ›Rache!‹ ist wahnhafte deutsche Identität noch selten demontiert worden.« Martin Hatzius, neues deutschland »Wer dieses Hörspiel mag, besitzt eine Seele; wer ihm nichts abgewinnen kann, ist eine Menschenmaschine ohne Herz.« Uli Hannemann, taz Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock Eintritt: 9,- €/erm. 6,- € Vvk: 6,- € zzgl. Gebühr: Pressezentrum, bei mvticket.de (http://bit.ly/RACHE-hro) und in der anderen buchhandlung