Programmarchiv Literaturhaus Rostock
12. März 2019 | 20:15 Rückblick zu Uschi Brüning »So wie ich«
musikalische Lesung, begleitet von Lukas Natschinski am Piano und an der Gitarre[mehr]
Am 12.März kamen zahlreiche Besucher*innen in die Universitätsbuchhandlung Hugendubel, um sich die musikalische Lesung der großen Jazz-und Soulsängerin Uschi Brüning anzusehen. Lukas Natschinski begleitete sie dabei am Piano und an der Gitarre. Gleich zu Beginn begrüßte er das Publikum mit einem Gitarrensolo, bevor Uschi Brüning das Lied ihres gleichnamigen Albums und der Autobiografie »So wie ich« sang. Das Lesen einzelner Textauszüge und das Singen der Lieder aus einem vielfältigen Spektrum wechselten sich ab. Und das obwohl Uschi Brüning bereits vorwarnte, dass sie erkältet sei.„Ich mute Ihnen das jetzt zu und wenn Sie es nicht mehr aushalten, dann können Sie gehen“, scherzte sie an einer Stelle und brachte das Publikum damit nicht zum ersten Mal an diesem Abend zum Lachen. Während der gesamten Lesung schaffte sie es, mit Witz und scherzhaften Kommentaren sowie kurzen Konversationen zwischen ihr und Lukas Natschinski den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Gegangen ist nach ihrer Aussage keiner, da Uschi Brüning trotz Erkältung mit ihrer Stimme alle in ihren Bann zog. So gab sie unter anderem „Der Sohn meiner Nachbarin“ zum Besten, ein Lied, das auf dem Song „Son of a preacher man“ von Dusty Springfield basiert. Die deutsche Version hatte ursprünglich Gerulf Pannach für Veronika Fischer geschrieben. Ein weiteres Highlight war Uschi Brünings Darbietung des Klassikers „Amazing Grace“. Lukas Natschinski bereicherte den Abend zusätzlich zu seiner musikalischen Begleitung mit einigen Gitarrenstücken, darunter auch einem selbstkomponierten Solo. Die Textauszüge, die Uschi Brüning zwischen den Liedern las, stammten aus ganz unterschiedlichen Abschnitten ihres Lebens. So beginnt der Prolog mit einer Aufforderung Manfred Krugs: „Schreib über dich, dein Leben, über die Musik, über Luten, den Gesang ... Nur du kannst das erzählen.“. Diese weigerte sich zunächst mit der Begründung, dass sie auf die Bühne und nicht in ein Studierzimmer gehöre. Schnell wechselte das Thema von den Anfängen ihres Schreibprozesses zum Musizieren im Haushalt mit ihrem Ehemann und schließlich zu der Bedeutung des Wortes „Zuhause“. Sie berichtete von den Anfängen ihrer Musikkarriere, die durch den Anruf von Klaus Lenz, einem großen Jazzmusiker und Bandleader der DDR, einen entscheidenden Schritt nach vorne machte. Dieser lud sie zu sich nach Berlin ein, um bei ihm vorzusingen. Auf diesen Tag bereitete sie sich natürlich besonders gut vor, doch ihre Bemühungen waren umsonst, da er ihr letztendlich das Lied „Yesterday“ von den Beatles vorgab. Dennoch konnte sie ihn überzeugen und er gab ihr die Chance, sich als Sängerin vor dem Publikum der DDR zu beweisen. Hierbei glich es für sie fast einem Drahtseilakt, sich in der DDR möglichst anzupassen und gleichzeitig genügend Freiheiten einräumen zu können. Der Blick in die Stasi-Akten fiel Jahre später eher negativ aus, wobei Uschi Brüning betonte, dass kaum etwas davon der Wahrheit entsprach. Auch innerhalb der Musikszene gab es immer wieder Hindernisse und so erzählte Uschi Brüning dem Publikum von Türen, die zugeschlagen wurden sowie dem Versuch, etwas Neues zu wagen und unabhängig zu werden. Außerdem gab sie einen Einblick in das musikalische Verhältnis zu ihrem Ehemann, mit dem sie viele Jahre als Duo auftrat. Das anschließende Lied mit dem Titel „Anthropology“ aus dem Jahr 1982 passte perfekt zu diesem Textauszug, da es an vielen Stellen fast schon wirkte, als würden die Klänge des Pianos und der Gesang einen Dialog miteinander führen. Neben Erzählungen aus ihrer Karriere als Sängerin gab es auch solche, die von zwischenmenschlichen Beziehungen handelten. So erzählte sie von ihren vielen Begegnungen mit Manfed Krug sowie mit anderen Weggefährt*innen, wie z.B. Nina Hagen. Zum Abschluss sang sie den Song „What a Wonderful World“ von Louis Armstrong, der ihr noch einmal Applaus einbrachte. Wir bedanken uns für diesen musikalischen und unterhaltsamen Abend. Eine gemeinsame Veranstaltung der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock. Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)
12. März 2019 | 20:15 Uschi Brüning: »So wie ich«
Musikalische Lesung, begleitet von Lukas Natschinski am Piano[mehr]
»Wenn ich singe, dann bin ich glücklich und ganz bei mir.«Uschi Brüning, die große Jazz- und Soulsängerin, erzählt in ihrer Biografie »So wie ich« (Ullstein Buchverlage) von ihrem Leben als Musikerin in der DDR unter dem SED-Regime und warum sie dennoch nie die Ausreise in den Westen erwogen hat. Schon von klein auf singt sie mit Begeisterung - zu Hause, auf der Straße, im Kinderheim, in der Schule. Mit dreizehn beschließt sie, als Sängerin berühmt zu werden. Ihre großen Vorbilder sind Caterina Valente und Ella Fitzgerald. An der Seite von Manfred Krug feiert die junge Uschi Brüning ihre ersten Bühnenerfolge. Sie gründet eine eigene Band, will sich als Frau in der Männerwelt des Jazz behaupten. Bald lernt sie den Saxophonisten Ernst-Ludwig Petrowsky kennen. Die beiden werden ein Paar und musikalische Partner, genießen als erfolgreiche Künstler manche Freiheiten: Jazz ist die geduldete Nische, in der sich auch Unangepasste und Regimekritiker relativ zwanglos zusammenfinden können. »So wie ich« ist eine außergewöhnliche Reise in die ehemalige DDR und ihre Musikszene. Uschi Brüning, geboren 1947 in Leipzig, ist Jazz- und Soulsängerin und Songautorin. Seit 1982 ist sie mit dem Jazzmusiker Ernst-Ludwig »Luten« Petrowsky verheiratet. 2017 wurde sie für den ECHO Jazz nominiert. Ort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock
Eintritt: 17,- €/11,90,- € (mit Hugendubel-Card und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.)
Vvk.: Hugendubel Eine gemeinsame Veranstaltung der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock.
07. März 2019 | 20:15 Und wer war eigentlich Grete Minde?
Fontane-Werkstattabend zum Frauentag[mehr]
Weil Theodor Fontane besonders für seine spannenden Frauengestalten berühmt ist, veranstaltet das Volkstheater gemeinsam mit dem Literaturhaus Rostock und der Universitätsbuchhandlung Hugendubel zum Internationalen Frauentag im März einen Werkstattabend. Prof. Dr. Susanne Winnacker, Rektorin der Hochschule für Musik und Theater Rostock und Dramaturgin, Stephan Lesker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am hiesigen Lehrstuhl für neuere und neueste Literatur der Universität Rostock, sowie die Schauspielerin Petra Gorr führen gemeinsam durch den Abend. Prof. Dr. Susanne Winnacker wurde 1959 in Neuenhaus/Hilten (Niedersachsen) geboren. Sie ist Dramaturgin und Rektorin der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Ihr Studium absolvierte sie in den Fächern Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Marburg und im Fach Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Nach ihrem Studium arbeitete sie 13 Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater- Film und Medienwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo sie 1994 auch ihre Promotion machte. Stephan Lesker wurde 1984 geboren und studierte von 2005 bis 2008 Germanistik und Philosophie an der Universität Rostock, wo er 2011 auch den Magister Artium erwarb. Seit April 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Lutz Hagestedt am Lehrstuhl für neuere und neueste Literatur. Zu seinen Publikationen gehören u.a. „Die Poetik der ‚snap shots‘ “ und „Die Mimesis der Erinnerung“. Petra Gorr wurde 1955 in Dippoldiswalde geboren. Zunächst machte sie eine Ausbildung zur Zootechnikerin, bevor sie ein Schauspielstudium an der Theaterhochschule „Hans Otto“ Leipzig absolvierte. Seit 1979 ist sie am Volkstheater Rostock tätig. Neben dem Theater war sie in Serien wie „Albert Einstein“ (1990), „Polizeiruf 110“ (1991) und „Tatort“ (1992) zu sehen. Veranstaltungsort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock Eintritt: 8,- €/5,60,- € (mit Hugendubel-Card und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.)Vvk. ausschließlich bei der Buchhandlung Hugendubel Eine gemeinsame Veranstaltung des Volkstheaters Rostock, der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock.06. März 2019 | 20:00 Rückblick zu Juan S. Guse »Miami Punk«
Moderation: Emily Grunert[mehr]
Am 06.März konnten wir Juan S. Guse im Literaturhaus begrüßen. Dieser las in kleiner Runde aus seinem im Februar 2019 erschienenen Roman »Miami Punk«. Zunächst stellte die Moderatorin Emily Grunert (Programmleitung im Literaturhaus Rostock) den Autor und sein Buch kurz vor, bevor es in eine erste Gesprächsrunde ging. Auf die Frage, wie der Autor „Miami Punk“ beschreiben würde, merkte dieser zunächst an, dass der Roman im starken Kontrast zu seinem Debütroman „Lärm und Wälder“ steht. Es gibt 12 Hauptprotagonisten und 50-60 Nebenfiguren. Juan S. Guse empfindet es als schwierig, die Geschichte „in eine Schublade zu stecken“. Bei der Herangehensweise für die Rahmenhandlung hatte er sich sehr an der Erzähltechnik des Buches „Stadt der Blinden“ von José Saramago orientiert. In dieser wird eine Grundvariable verändert, bevor die Handlung erzählt wird. In „Miami Punk“ geht es darum, dass sich der Atlantik aus Miami zurückzieht. Juan S. Guse hatte sich demnach zuerst auf das erzählerische Setting konzentriert, bevor er sich um die Handlung und Charaktere kümmerte. Ihm war es wichtig, dass die Charaktere eine bestimmte Sinnstruktur verlieren. Von diesem Punkt an baute er die Geschichte auf.Auf die Frage, ob es sich bei „Miami Punk“ wirklich um eine Dystopie handele, antwortete er, dass er es durchaus verstehen kann, wenn man sein Buch in dieses Genre einordnet. Allerdings sollte man auch bedenken, dass es in „Miami Punk“ auch ein Großteil an Normalität bewahrt wird und immer wieder Aspekte der Utopie durchscheinen. Eine Einordnung fällt ihm selbst schwer. „Ich bin mein eigenes Lektorat“, fügte er an, als es gerade um das Kürzen des Romans und die Entwicklung der Charaktere ging. Da es sich um an eine ungewöhnliche große Anzahl an Figuren handelt, konnte er diese viel nuancierter gestalten und hatte mehr Freiheiten, was das Beantworten ökonomischer Fragen anging. Dennoch empfand er es als schwierig, so viele unterschiedliche Sprachstile zu entwickeln.
Die Figuren und daraus folgenden Handlungssträngen schrieb er parallel zueinander, wobei er anmerkte, dass die ersten Handlungsstränge auch andere Nebenstränge angestoßen hätten. Im ersten Textauszug, den Juan S. Guse an diesem Abend las, ging es um die Protagonistin Daria, die bei der Behörde „55“ arbeitet. In dieser Behörde versucht man, die offenen Fragen zu klären, die durch den Rückzug des Atlantiks entstanden sind. Des Weiteren erfuhr das Publikum einiges über Darias Leben, z.B. dass sie eine Katze namens Stefan besitzt, die sich Beine und andere Körperteile im Kühlhaus des gleichnamigen Schlachthauses abgefroren hat. Mit dem Charakter Daria versuchte der Autor die Dystopie mithilfe von Humor zu entschärfen. Inspiration fand er dabei gerade in dem Buch „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace, aber auch aus anderen Büchern und Ressourcen, wie z.B. Mangas und Anime entnahm er Ideen. Die Frage, warum der Roman ausgerechnet in Miami und nicht an einem fiktiven Ort spielt, beantwortete er so, dass er die richtige Balance von Nähe und Distanz finden wollte. Miami sei ein Ort, zu dem die wenigsten Leser einen persönlichen Bezug hätten, was eine gewisse Künstlichkeit schafft. Juan S. Guse gab außerdem zu, selbst noch nie dort gewesen zu sein. Als es um die Frage ging, warum der Titel „Miami Punk“ wäre, erwiderte Juan S. Guse, dass dies der Name einer Subgruppe im Kongress, dem Gegenpol zur Behörde, wäre und er auch mal das Licht auf die Nebenfiguren werfen wollte, die normalerweise eher als Requisite dienten. Im zweiten Text ging es um die Situation am Hafen, der durch die aktuelle Situation rote Zahlen schreibt und immer mehr Mitarbeiter kündigen muss. Die Arbeitslosen gehen trotzdem jeden Tag zur Arbeit und tun so, als würden sie noch immer einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen. Juan S. Guse ging abschließend auf die Frage ein, wie er damit umgehe, dass sein Roman eine eher kleine Zielgruppe erreicht. Neben dem Schreiben arbeitet er, um finanziellen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, und freue sich des Weiteren über jeden Leser, der an seinem Buch Gefallen hat. Wir bedanken uns für diesen unterhaltsamen und interessanten Abend. Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses Rostock und des Kempowski Archivs Rostock. Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)
06. März 2019 | 20:00 Juan S. Guse: »Miami Punk«
Moderation: Emily Grunert (Literaturhaus)[mehr]
Der Atlantik hat sich über Nacht von der Küste Floridas zurückgezogen und eine Wüste hinterlassen. Kreuzfahrtschiffe rosten im Sand vor Miami, die Hotels bleiben leer, der Hafenbetrieb ist eingestellt und selbst die Dauerwerbesendungsindustrie liegt am Boden. Mittendrin eine überambitionierte Indie-Game-Programmiererin, eine strauchelnde Arbeiterfamilie, eine junge Soziologin und ein E-Sport-Team aus Wuppertal. Witzig und traurig, düster und labyrinthisch: »Miami Punk« ist ein Roman über die Bedeutung von Arbeit, über Herrschaft und Macht und über einsame Nächte vor dem Computer. Juan S. Guse, geboren 1989, studierte Literaturwissenschaften und Soziologie. Sein Debütroman »Lärm und Wälder« erschien 2015 bei S. Fischer. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Stipendium der Villa Aurora und dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover. Derzeit promoviert er im Bereich der Arbeits- und Organisationssoziologie. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 RostockEintritt: 7,- € / 5,- € erm.
Vvk.: in der anderen buchhandlung; im Pressezentrum und unter diesem Link Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses Rostock und des Kempowski Archivs Rostock.
26. Februar 2019 | 20:00 Rückblick zur Lesung mit Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah
Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah »Eure Heimat ist unser Albtraum« | Moderation: Emily Grunert[mehr]
Am 26. Februar 2019 um 20 Uhr besuchten zahlreiche Zuschauer die Lesung von Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, die ihren Essayband »Eure Heimat ist unser Albtraum« im Literaturhaus Rostock vorstellten, in dem verschiedene Autor*innen Beiträge u.a. zu den Themen „Rassismus“ und „Antisemitismus“, aber auch „Sexualität“ verfassten. „Eigentlich ist der Integrationsprozess komplett stehengeblieben“, sagte Fatma Aydemir, als sie auf den Heimatbegriff und die Fernsehsendung „Hart aber fair“ zu sprechen kamen, die am Tag zuvor dieses Thema behandelt hatte und dafür sehr in der Kritik stand. Als die Frage nach der Definition von Heimat aufkam, meinte Hengameh Yaghoobifarah nur: „Es ist eigentlich egal, was Heimat für mich ist.“. Fatma Aydemir ergänzte mit den Worten: „Es ist ein provokantes Spiel mit einem Graben, der sowieso schon existiert.“ Die beiden Herausgeber*innen antworteten ehrlich und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen auf die Fragen der Moderatorin Emily Grunert, Programmleiterin des Literaturhauses Rostock. Nach der kurzen Gesprächsrunde wurde der erste von insgesamt drei Textauszügen gelesen. In diesem ging es vor allem um das Thema „Vertrauen“. Es wird vom strukturellen Rassismus berichtet und das fehlende Misstrauen in Staat und Regierung beklagt. Im Anschluss kamen sie auf die Entstehung des Buches zu sprechen. Hier erzählten die beiden Herausgeber*innen, dass sie sich in einem Café zusammengesetzt und überlegt hätten, welche Autor*innen für einen Essayband geeignet wären. Bei der Themenwahl waren ihnen Stichworte wie „Vertrauen“, „Sicherheitsbehörden“, „Rassismus“, aber auch „Sexualität“ wichtig, an denen sie sich orientierten, um passende Autor*innen zu finden. Allerdings gab es auch Fälle, in denen sich die Autor*innen selbst Themen auswählten, mit denen sie sich besonders gut auskennen. Neben bestimmten Sachverhalten lag es den beiden Mitautor*innen sehr am Herzen, dass die Texte eine persönliche Ebene zu den Verfasser*innen vorweisen sowie einfach und gut verständlich für jedermann zu lesen seien. Ziel des Buches ist es, dass zum einen die Leser*innen über bestimmte Themen aufgeklärt werden, aber auch Menschen mit den gleichen Erfahrungen die Essays gerne lesen. Im zweiten Textauszug ging es um das Thema „Anders sein“ in Bezug auf die Herkunft, äußerliche Erscheinung und Sexualität sowie auf die soziale Einordnung in der Gesellschaft und „den weißen Blick als Fernglas auf die Welt“, den es aufzudecken gilt. Des Weiteren wurde darauf eingegangen, ob die Frage nach den Wurzeln von rassistischer Natur ist oder nicht. Zwischen dem zweiten und dritten Textauszug erzählten Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah von der Recherche für das Buch und davon, dass vor allem „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow eine bedeutende Rolle für sie spielte. Der dritte Textauszug drehte sich um das Thema „Arbeit“ und den sogenannten „Migrantenbonus“. Insbesondere die geringe Wertschätzung der Migrant*innen und die Ausbeutung der damaligen Gastarbeiter*innen wurden angesprochen und analysiert. Nachdem ein kurzes Gespräch über den Austausch der Autor*innen untereinander und dem unterschiedlichen Feedback zu dem Buch erfolgte, wurde die Diskussion eingeleitet, bei der vom Publikum gelobt, aber auch kritisch hinterfragt wurde. Wir bedanken uns bei Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah für diesen interessanten und aufschlussreichen Abend. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV e.V. Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)26. Februar 2019 | 20:00 Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah: »Eure Heimat ist unser Albtraum«
Moderation: Emily Grunert (Literaturhaus)[mehr]
Das sogenannte „Heimatministerium“ feiert 2019 sein einjähriges Bestehen in Deutschland. Zu diesem Anlass haben mehrere deutschsprachige Autor*innen ihre Erfahrungen von dieser Heimat zusammengetragen – und halten Deutschland damit schonungslos den Spiegel vor: Alltäglicher Rassismus und Antisemitismus, fehlendes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden nach dem NSU-Skandal und auch die Frage nach der Sexualität in Verbindung mit Rassismus gehören zu unserer Demokratie, die sich eigentlich als „vorbildlich“ begreift. In persönlichen Essays berichten u.a. Margarete Stokowski, Sasha Marianna Salzmann, Olga Grjasnowa, Sharon Dodua Otoo oder auch Max Czollek von für sie Alltäglichem, und kritisieren dabei scharf den Umgang Deutschlands mit Menschen, die als „anders“ markiert werden. Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, die Herausgeber*innen der Anthologie, erzählen im Gespräch über den Entstehungsprozess des Buches und berichten über ihre eigenen Erfahrungen. Moderiert wird der Abend von Emily Grunert. Fatma Aydemir, 1986 in Karlsruhe geboren, ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. 2017 erschien ihr Debütroman Ellbogen, für den sie mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet wurde. Als freie Autorin schreibt sie daneben u. a. für das Missy Magazine. 2019 ist sie Stipendiatin der Villa Aurora in Los Angeles. Hengameh Yaghoobifarah, geboren 1991 in Kiel, ist freie*r Redakteur*in beim Missy Magazine und bei der taz, schreibt für deutsch-sprachige Medien, u.a. die Kolumne „Habibitus“ für die taz sowie für Spex, an.schläge und für das Literaturjournal politisch schreiben. Yaghoobifarahs Essay Ich war auf der Fusion, und alles, was ich bekam, war ein blutiges Herz erschien 2018.Vvk. im Pressezentrum und unter diesem Link.
5,- € zzgl. Gebühr/ erm. 3 € zzgl. Gebühr Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV e.V.