Programmarchiv Literaturhaus Rostock
25. April 2017 | 20:00 Franz Dobler: »Ein Schlag ins Gesicht«
Krimi-Lesung mit Musik[mehr]
»DJ Dobler hat tarantinomäßig klasse gemixt: Filmzitate, Blondie-Tracks, Alltagssprache. Viel Prügel, wenig Blut. Spezial-Dobler-Sound.« (KrimiZEIT-Bestenliste, Dezember 2016)Robert Fallner ist ziemlich am Ende. Seinen Job als Kriminalhauptkommissar ist er endgültig los. Seine Frau wohl auch. Zeit für einen Neuanfang, den ihm ausgerechnet sein Bruder, selbst Ex-Bulle und Privatermittler, ermöglicht. Er drängt ihm einen speziellen Fall in seiner Sicherheitsfirma auf: den Stalker einer bekannten Schauspielerin zu stellen, von dem keiner glaubt, dass es ihn gibt. »Doblers Sprache ist maximal ungemütlich, sie hartgesotten und nicht jugendfrei zu nennen, wäre stark untertrieben « (Jürgen Kaube, FAZ) Dobler belebt den totgeglaubten Hardboiled-Krimi neu, ohne sich an die Genre-Grenzen zu halten, und versetzt ihn glaubwürdig und pointiert in die Gegenwart. Manche Wortmeldung seines sperrigen Protagonisten mag verschrecken, doch dessen nicht zu leugnende Rechtschaffenheit, sein Glaube an das Gute machen ihn wieder nahbar, ebenso wie die musikalischen Vorlieben, die Fallner mit seinem Autor teilt. Franz Dobler, geboren 1956 in Augsburg, ist Journalist, Autor und DJ mit einem Faible für Country-Musik. Neben Romanen, Erzählungen und Gedichtbänden veröffentlichte er auch eine Johnny-Cash-Biographie. Franz Dobler wurde u.a. mit dem Bayrischen Literaturförderpreis ausgezeichnet und erhielt 2015 für seinen Fallner-Krimi »Ein Bulle im Zug« den Deutschen Krimi Preis. Eintritt: 10,- € / erm. 6,- €
Vvk. im Pressezentrum (Neuer Markt 3) oder online: 6,- € zzgl. Gebühr Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
19. April 2017 | 19:30 Margarete Stokowski: »Untenrum frei: Sex, Macht und Politik«
+++ Veranstaltung ausverkauft +++ Restkarten an der Abendkasse +++[mehr]
»Bis ich Anfang zwanzig war, waren mir fast alle Menschen, die sich politisch für etwas engagierten, das nichts mit Tieren oder Kindern zu tun hatte, ziemlich suspekt, weil ich dachte: Man weiß ja nie, mit wem man sich da gemein macht (…).« Warum Margarete Stokowski sich inzwischen trotzdem als Feministin bezeichnet, warum dieses Label in Ordnung geht und wofür es steht, davon handelt »Untenrum frei«. Es ist ein sehr persönlicher Blick auf ihre Biographie und zugleich ein wacher, kritischer Blick auf Rollenklischees, Ungleichheit und Diskriminierung – auf all das, was Menschen jeglichen Geschlechts noch immer daran hindert, frei zu sein. Was mit dieser Freiheit gemeint ist und wofür es sich zu kämpfen lohnt, erklärt Margarete Stokowski in Lesung und Gespräch.MARGARETE STOKOWSKI, geboren 1986 in Polen, lebt seit 1988 in Berlin und studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität. Sie schreibt seit 2009 als freie Autorin unter anderem für die taz, DIE ZEIT, Missy Magazine, L-Mag und Das Magazin. Seit 2015 erscheint ihre wöchentliche Kolumne bei Spiegel Online. »Untenrum frei«, im September 2016 im Rowohlt Verlag veröffentlicht, ist ihr erstes Buch. Eine Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung M-V und dem AStA der Universität Rostock. Eintritt: 5,- € / erm. 3,- € Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
12. April 2017 | 20:15 Bruno Preisendörfer: »Als unser Deutsch erfunden wurde. Reise in die Lutherzeit«
Lesung & Gespräch, Moderation: Klaus-Dieter Kaiser (Direktor der evangelische Akademie der Nordkirche)[mehr]
2017 wird weltweit das Reformationsjubiläum gefeiert: Der berühmte Thesenanschlag, dessen Konsequenzen uns bis heute beeinflussen, liegt genau 500 Jahre zurück. Das Literaturhaus Rostock beschäftigt sich gemeinsam mit der Evangelischen Akademie in insgesamt drei Veranstaltungen mit dem Jubiläum. Zum Auftakt stellt der Germanist, Politikwissenschaftler und preisgekrönte Schriftsteller Bruno Preisendörfer sein aktuelles Buch vor, das 2016 zum SPIEGEL-Bestseller wurde: »Als unser Deutsch erfunden wurde« erkundet detailreich, anschaulich und mit originalsprachlichen Quellen das fremde Leben um 1500. 2016 erhielt Preisendörfer dafür den NDR Kultur Sachbuchpreis. Bruno Preisendörfer, geboren 1957 in Kleinostheim, ist freischaffender Publizist und Schriftsteller. Er betreibt die Internetzeitschrift www.fackelkopf.de und hat als Sachbuch- und Belletristikautor zahlreiche Bücher veröffentlicht, u. a. bei Galiani Berlin: »Der waghalsige Reisende. Johann Gottfried Seume und das ungeschützte Leben« (2012), »Als Deutschland noch nicht Deutschland war. Reise in die Goethezeit« (2015) und zuletzt »Als unser Deutsch erfunden wurde. Reise in die Lutherzeit« (2016). Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und der Evangelischen Akademie der Nordkirche. Eintritt: 7,- € / 5,- € erm.Vorverkauf: Universitätsbuchhandlung Hugendubel Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock
11. April 2017 | 19:00 LPG: Wohnzimmerlesung mit der Literarischen Polstergruppe
In einer gemütlichen Runde und im privaten Raum lesen am 11. April vier Autoren ihre Texte. Nach den Lesungen lädt die Literarische Polstergruppe dazu ein, in einer entspannten Atmosphäre das Gespräch mit den Autoren zu suchen....[mehr]
In einer gemütlichen Runde und im privaten Raum lesen am 11. April vier Autoren ihre Texte. Nach den Lesungen lädt die Literarische Polstergruppe dazu ein, in einer entspannten Atmosphäre das Gespräch mit den Autoren zu suchen. Es lesen Beat Mundwiler (Rostock), Wiebke Salzmann (Mönchhagen), Henni-Lisette Busch (Rostock) und Jurek P. (Wusterhusen).Eintritt und Getränke gegen Spende. Dein Musik-Wohnzimmer e.V., Barnstorfer Weg 37, 18057 Rostock
09. April 2017 | 10:30 Johannes Bobrowski zum 100. Geburtstag: Kino-Matinee zu »Levins Mühle«
Mit Einführung, Filmgespräch und kleinem Pausenbuffet // Gäste: Dr. Hella Ehlers (Literaturwissenschaftlerin) und Annett Gröschner (Autorin) // DEFA-Verfilmung (1980) nach dem gleichnamigen Roman von Johannes Bobrowski, Regie:...[mehr]
Die Verfilmung eines »unverfilmbaren« Romans1874. In einem Dorf in Westpreußen leben Deutsche, Polen, Zigeuner und Juden nebeneinander. Der deutsche Mühlenbesitzer entledigt sich der jüdischen Konkurrenz, indem er das Stauwehr öffnet und so Levins Mühle davonschwemmt. Vergebens klagt Levin vor Gericht. Trotzdem geht die Rechnung des Deutschen am Ende nicht auf …
»Ich kann mich nicht erinnern, je so faszinierend lebende Illustrationen zu einem wunderbaren Buch gesehen zu haben.« (Renate Holland-Moritz)
Der Autor konnte die Adaption seines Romans nicht mehr erleben: Johannes Bobrowski, geboren am 9. April 1917 in Tilsit, starb im September 1965 in Friedrichshagen (Berlin), auf dem Höhepunkt seiner literarischen Bekanntheit. 1962 war diesem Grenzgänger zwischen den beiden deutschen Staaten der Preis der Gruppe 47 verliehen worden. 1964 wurde sein zeitgleich in beiden Ländern erschienener Roman »Levins Mühle« von einem breiten Publikum rezipiert und von der Kritik enthusiastisch besprochen. Kurz vor seinem Tod vollendete er sein letztes Werk »Litauische Claviere«.
Im öffentlichen Bewusstsein droht die Erinnerung an diesen großen Lyriker und Erzähler zu verblassen, doch unter seinen Bewunderern finden sich renommierte Literaturwissenschaftler und -kritiker ebenso wie Schriftstellerkollegen. Neben Herta Müller und Ingo Schulze zählt auch die Berliner Autorin Annett Gröschner zum Kreis der begeisterten Bobrowski-Leser. Mit ihr und der Literaturwissenschaftlerin Dr. Hella Ehlers sprechen wir über diesen Autor und seine Bedeutung für die Literatur – damals und heute. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Lichtspieltheater Wundervoll Metropol. Einführung & Filmgespräch mit Annett Gröschner, Dr. Hella Ehlers und Ulrika Rinke
Eintritt: 6,- € Ort: Lichtspieltheater Wundervoll Metropol (LiWu), Barnstorfer Weg 4, 18057 Rostock
04. April 2017 | 20:00 Kerstin Preiwuß: »Nach Onkalo«
Lesung & Gespräch, Moderation: Ulrika Rinke (Programmleiterin, Literaturhaus Rostock)[mehr]
Weite Flächen, schräge Taubenzüchter und Straßen voller Schlaglöcher stehen für die trostlose Gegend, die die Autorin Kerstin Preiwuß in ihrem Roman beschreibt. Sie wird nur noch von wenigen bewohnt, unter ihnen Matuschek, die Hauptfigur des Romans, aus dessen Perspektive der Leser das Geschehen erlebt. Matuschek, wie man ihn in der Lesung kennenlernte, ist ein einfacher Mann, der in einer einfachen Welt lebt, gern beobachtet und damit zufrieden ist. Allerdings steht er als Außenseiter eher am Rand der Gesellschaft und verliert gleich zu Beginn eine wichtige Stütze und Konstante in seinem Leben, seine Mutter, womit er erst einmal lernen muss umzugehen. Bei der Bewältigung seines Alltags und seiner Trauer hilft ihm sein Nachbar, der Russe Igor – in ihm findet er nach und nach einen Vertrauten, den Preiwuß in einem weiteren Abschnitt der Lesung vorstellte.Die Autorin – aufgewachsen in Plau am See und in Rostock – kennt Land und Leute. Sie hob im Gespräch mit dem Publikum hervor, dass „Nach Onkalo“ kein weiterer Dorfroman sei – es wird kein Kaleidoskop an Perspektiven auf das Zusammenleben geboten. Die Herausforderung, aber auch der Reiz beim Schreiben habe darin bestanden, sich auf die Sicht und das Vokabular von Matuschek einzuschränken. Dadurch kam man diesem auf den ersten Blick unscheinbaren Menschen auch an diesem Abend sehr nahe. Nicht zuletzt in der Beziehung zu seinen Tauben, um die er sich kümmert und für die er „ein Gespür hat“, lernt man Matuschek kennen. Um sich auf diesem speziellen Gebiet auszukennen, hat Preiwuß intensiv recherchiert und u.a. eine Taubenzüchterausstellung besucht – dass ihr diese Schilderungen ebenso gelungen sind wie die Angelszenen mit Igor, bestätigte das Publikum im Gespräch.
„Nach Onkalo“ beschreibt gelegentlich fast humorvoll die Situation der ländlichen Gebiete und ihrer Bewohner, deren Schicksal Preiwuß beschäftigt und auch die Zuhörer bewegte. So still das Buch daherkommt, so relevant und aktuell ist dieses fiktive Einzelschicksal eines Mannes, der in den Augen der Gesellschaft zu den „Abgehängten“ gehört – dieses Wort habe sie durch die Rezensionen ihres Romans neu gelernt, so Preiwuß. Doch auch für scheinbar einfache Menschen geht es um die großen Fragen: Wo ist mein Platz in der Welt, warum lohnt es sich zu leben, wo finde ich etwas Glück?
Ein Lesungsrücklblick von Carolin Brandenburg (Praktikantin im Literaturhaus Rostock).
Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
07. März 2017 | 20:00 ARTE-Filmpremiere: Sanatorium Europa
Dokumentation von Julia Benkert, ARTE/HR 2017, 52 Min.[mehr]
Mit „Sanatorium Europa“ lockte die ARTE-Filmpremiere dieses Mal in die Zeit von 1900 bis 1918. Genauer betrachtet wurden die beiden Literaten Thomas Mann und Hermann Hesse. Ihre Werke dieser Zeit wurden auf ihre historischen Kontexte hin betrachtet: Wie reagieren die Autoren auf den damaligen Umbruch und was haben Sanatorien damit zu tun? Stephan Lesker (Universität Rostock, Institut für Germanistik) führte in den Film mit einem so humorvollen wie fundierten Vortrag ein. Er sprach u.a. genauer über Zufluchtsstätten der Literaten und über deren Einfluss auf Werke wie Thomas Manns „Zauberberg“ oder Heinrich Hesses „Demian“ und den „Kurgast“. Die nachfolgende Diskussionsrunde war dafür geeignet, noch einmal Fragen zu klären. Stephan Lesker und Ulrika Rinke sprachen mit dem Publikum über die Darstellung der damaligen Zeit und den Bezug des Films zur Gegenwart: Waren die Autoren tatsächlich so kosmopolitisch und „europäisch“? Woher dann die nationalistischen Tendenzen bei Mann und anfangs noch bei Hesse?Womit ließe sich die Institution des Sanatoriums heute am ehesten vergleichen, warum war ein Aufenthalt dort schick und nicht Schande? Wie wichtig ist die Abgrenzung von der Gesellschaft zur Selbstfindung und zur Betrachtung gesellschaftlicher Krisen?
Aber auch mit Blick auf Hesses Werke kam eine Diskussion auf: Ist Hesse nur ein Autor für Sinnsuche in bestimmten Lebensphasen? Das Publikum beteiligte sich sowohl mit Fragen als auch mit eigenen Thesen am angeregten Gespräch, auch wenn sich die Frage nach den Parallelen der damaligen Krise zur Gegenwart nicht tiefergehend klären ließ.
Den einführenden Vortrag von Stephan Lesker können Sie mit freundlicher Genehmigung des Verfassers hier herunterladen.
Eine Liste mit Literaturempfehlungen von Stephan Lesker zu Hesse, Mann und zu Zeitgeist und Krisenstimmung Anfang des 20. Jahrhunderts finden Sie hier.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Sender ARTE, Kulturpartner des Netzwerks der Literaturhäuser.